Joanna Stein Sex Kolumne

Frag Joanna! „Wie bekomme ich meine überbordende Sexualität wieder in den Griff?“

All diese Dinge kennst du wahrscheinlich, vielleicht stärker oder schwächer. Mit manchen hast du möglicherweise auch schon einen guten Umgang gefunden. Jetzt treibt dich aber was anderes um und an dieser Stelle kann ich schon einen Teil deiner Frage beantworten: Ich bin nicht die richtige Ansprechpartnerin für dich. Die hast du mit deiner Therapeutin längst gefunden. Ich kann verstehen, dass du über diese Themen auch mit jemand anderem sprechen möchtest. Trotzdem: auch dein sexuelles Erleben ist Teil von dir und wird demnach auch von deiner Erkrankung beeinflusst. Die krankheitsbedingte Impulsivität, die du momentan vielleicht gar nicht als solche erlebst, kann sich selbstschädigend zeigen in promiskuitivem Verhalten. Wie du selber schreibst, bist du seit einigen Wochen ganz gut unterwegs, trinkst viel, und denkst dabei möglicherweise nicht an sexuell übertragbare Krankheiten. Und genau dann wird’s eben riskant. Dass du dich dabei nicht immer gut fühlst, ist ebenso Teil des großen Ganzen.

Mein Rat an dich ist also ganz klar: Sprich mit deiner Therapeutin darüber. Besprich mit ihr auch deinen Wunsch, dich mit anderen auszutauschen. Der ist völlig legitim, ich fände es aber sinnvoll, wenn sie das weiß. Möglicherweise hat sie auch gute Kontakte für die Stadt in der du lebst. Falls du im Vorfeld schon mal ein wenig recherchieren möchtest, dann schau dich doch mal nach Selbsthilfegruppen um und bring das als Vorschlag in euer nächstes Gespräch mit ein! Gemeinsam könnt ihr, wenn auch mit ein bisschen Geduld, bestimmt einen guten Weg für dich finden.

Menschen mit psychischen Erkrankungen sehen sich oft auch in diesem Lebensbereich beeinträchtigt. Offen darüber zu sprechen ist aber nicht immer einfach, individuelle Schamgrenzen gibt’s ja trotzdem. Umso mutiger also, dass du dich, wenn auch anonym, dazu geäußert hast. Damit hast du kurz und knapp zusammengefasst, was dich belastet, und hast damit eine wunderbare Vorlage dafür, wie du das alles deiner Therapeutin erklären kannst. Ein gutes Gespräch wünsche ich dir also!