Frau mit Obst in einer Plastiktüte. Bild: Pexels

Was ist eigentlich Freeganismus?

Anhänger des Freeganismus tun genau das auf die konsequenteste Art und Weise. Sie ernähren sich vegan, aber nur mit Lebensmitteln, die sie im Müll finden. Klingt eklig? Ist es erstaunlicherweise gar nicht.

Denn ein Großteil der Lebensmittel, die im Einzelhandel weggeschmissen werden, sind noch einwandfrei genießbar. Jedoch sind Händler dazu verpflichtet, Lebensmittel zu entsorgen, deren Haltbarkeitsdatum abgelaufen ist oder die optische Mängel haben. Eine angedrückte Banane kauft zum Beispiel niemand mehr und auch der fleckige Apfel wandert in den Müll. So ein Quatsch. Denn den Apfelkuchen interessiert es herzlich wenig, wie das Obst vorher aussah und auch aus der Banane lässt sich noch ein vernünftiges Bananenbrot backen. Darüber hinaus sind viele der Lebensmittel verpackt. Es macht also nichts, wenn man sie einfach wieder aus dem Müll holt.

Mythen um Freeganismus

Nachdem ich mich durch einige Artikel und Berichte zum Thema Freeganismus gelesen und die Kommentarspalten durchforstet hatte, fiel mir noch etwas auf. Es scheint häufig der Eindruck zu entstehen, dass Freeganer wirtschaftlich schlecht dastehen. Dass sie beispielsweise ein geringes Einkommen haben oder andere finanzielle Nöte, die sie dazu zwingen, nachts in Containern zu wühlen. Dem ist aber gar nicht so, denn Freeganismus ist eine bewusste Entscheidung gegen den Konsum. Man könnte sich Lebensmittel aus dem Supermarkt leisten, tut es aber nicht, weil man mit seinem Euro nicht zur Lebensmittelverschwendung beitragen will. Tatsächlich kommen die meisten Freeganer aus der Mittelschicht, sind tendenziell höher gebildet und relativ jung.

Und wer sich nun denkt: „Immer diese neumodischen Konzepte“, der hat in den vergangenen Jahren leider nicht richtig aufgepasst. Denn die ersten Veröffentlichungen zum Thema erschienen bereits 2005. Hier wird Freeganismus noch größtenteils in Verbindung mit der linksradikalen und autonomen Szene erwähnt und in erster Linie nicht als Ernährungskonzept behandelt. Stattdessen sollte der Freeganismus die Mitmenschen „aufwecken“ und erkennen lassen, wie verschwenderisch wir in unserer westlichen Gesellschaft leben. Man wollte erreichen, dass der Wert von Lebensmitteln wieder mehr in den Fokus rückt. Ziemlich noble Ziele, die da mit dem Müll anderer verfolgt werden.