Phänomen „Freundschaftscrush“: Verknallt, aber platonisch

Hinter der rosaroten Brille: Klare Sicht oder toxisches Potenzial?

Natürlich ist diese Art „Verliebtheitsgefühl“ keine Voraussetzung, um jemanden richtig gern zu mögen. Auf nicht einmal ein Drittel der Personen, die ich heute immer noch zu meinen Freund*innen zähle, hatte ich so etwas wie einen „Freundschaftscrush“. Der Regelfall ist es also (zumindest bei mir) keinesfalls.

Auf den ersten Blick ist es natürlich ein Kompliment, jemanden auf Anhieb so interessant zu finden, dass man unbedingt mit dieser Person befreundet sein möchte. Ebenso wie bei einer Person, von der man auf romantischer Ebene direkt hin und weg ist, gibt man sich auch bei potenziellen Freund*innen, auf die man einen „Crush“ hat, in der Anfangszeit besonders viel Mühe. Man antwortet in Sekundenschnelle, ist besonders interessiert und setzt alles daran, eine Freundschaft aufzubauen. Anders ausgedrückt: Man ist sehr into it und alles geht ziemlich schnell. Innerhalb kürzester Zeit sieht man sich fünfmal pro Woche und weiß über das komplette Privatleben der anderen Person samt intimster Details Bescheid.

Nach einer Weile – quasi nachdem das erste „Verliebtheitsgefühl“ verflogen ist – flacht das Ganze ein wenig ab. Bestenfalls führt man dann eine echte Freundschaft, die im Hinblick auf die Zahl der gemeinsam verbrachten Tage und gesendeten Nachrichten vielleicht nicht mehr ganz so intensiv ist wie zu Beginn, dafür aber absolut gefestigt und zuverlässig. Man hat eine*n wahre*n Freund*in gewonnen. Tatsächlich hatte ich auf die meisten meiner engsten Freund*innen anfänglich diese Art von „Crush“.

Allerdings sollte man trotz der rosaroten Brille nicht vollkommen blind sein. Denn wenn man extrem bemüht ist und die andere Person ebendas bemerkt, kann es passieren, dass man ausgenutzt wird. Meine persönliche Statistik zeigt, dass das noch nicht mal ein besonders unwahrscheinliches Szenario ist: Schließlich ist weder ein charmantes Lächeln noch eine coole Art oder ein außergewöhnliches Talent ein Garant dafür, dass hinter der Fassade auch wirklich ein reines Herz steckt.

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Bild: KoolShooters via Pexels; CC0-Lizenz