Fütterer is(s)t anders: Soja – Darum zerstört vegane Ernährung nicht den Regenwald

Elina Fütterer ist Ökotrophologin, Yoga-Lehrerin und Surfer Girl. In ihrer Kolumne schreibt sie über die wichtigste Hauptsache der Welt: Essen. Genuss ist ein Muss – ohne dabei Gesundheit, Nachhaltigkeit und Ethik außer Acht zu lassen. Elina nimmt euch mit auf ihre kulinarische Reise. 

Soja hatte einen schlechten Ruf. Als ich vor acht Jahren begonnen habe, mich mit veganer Ernährung und ihren ökologischen Aspekten auseinanderzusetzen, habe ich viel Schlechtes über die Böhnchen gehört, zum Beispiel Dinge wie: „Zu viel Soja macht Männerbrüste“ oder „Soja fördert Krebs“ aufgeschnappt. Der gängigste Angriff gegen meine Ernährung war aber, dass man mit dem Konsum von Sojaprodukten den Regenwald zerstört. Denn für die ganzen Tofuprodukte und Sojadrinks, die ich verzehre, werden ja schließlich Regenwälder abgeholzt.

Meiner Meinung nach ist das nur wieder ein anderer, schwacher Versuch, den Konsum von Fleisch zu verteidigen. Was viele nicht wissen: Wenn es um den Erhalt der Regenwälder geht, ist Fleisch das eigentliche Problem.

Mono-Kulturen statt Urwald

Ja, es werden Regenwälder für Soja-Plantagen vernichtet. Riesige Flächen an Regenwald sogar. Die Anbaufläche von Soja in Brasilien hat sich in den letzten 20 Jahren vervierfacht, auf rund 340.000 Quadratkilometer (Quelle: Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO)). Es wurde dokumentiert, dass allein im brasilianischen Amazonasgebiet in den letzten 30 Jahren rund 437.000 Quadratkilometer Regenwald abgeholzt wurden. Dabei wird fruchtbarer Boden und der Lebensraum für Tiere und Pflanzen zerstört. Und das nur, weil Veganer*innen nicht ohne ihren Soja-Cappuccino können?

Nein. Dieses Soja steckt nicht in Sojadrinks, Tofu oder anderen Sojaprodukten, die wir hierzulande kaufen. Der Großteil des weltweiten Soja-Anbaus wird – gemeinsam mit Getreide und Mais – für die Fütterung von Tieren genutzt.

Und genau da liegt das Problem. Der Hunger auf Fleisch wächst. Nur Großbetriebe können günstiges Fleisch, Eier, Butter oder Milch produzieren. Dafür wird nicht nur mehr Weideland für die Tiere benötigt, sondern auch die Futterproduktion wird ausgedehnt. Da hierzulande zu wenig eiweißreiche Futterpflanzen für Nutztiere angebaut werden, ist Deutschland auf den Import von Sojabohnen angewiesen.

Soja für Futtermittel wird zum größten Teil aus Südamerika importiert. Dafür müssen Regenwälder riesigen Monokultur-Plantagen weichen. Diese Mono-Kulturen lassen den Boden schneller „ermüden“, indem sie ihm mehr Nährstoffe entziehen als Mischkulturen. Um Schädlingen vorzubeugen, wird mit Pestiziden nachgeholfen. Diese sind nicht nur schädlich für die Gesundheit, sondern verseuchen on top auch noch das Grundwasser. Die Krönung: Die toten Ackerfelder können im Anschluss nicht wieder für den Anbau anderer Lebensmittel verwendet werden, sondern werden oft nur noch für die Haltung von Tieren genutzt.

Weltweit kommt 80 Prozent der Sojabohnen aus Brasilien, Argentinien und den USA. Der Soja-Anbau boomt und immer mehr Land wird in Südamerika zu Ackerfläche umgewandelt. Ein Teufelskreis!