Generation Nachhaltig: Welche Werte sind heute wichtig

Es gibt kaum ein Thema, das die jungen Menschen so stark beschäftigt wie die Nachhaltigkeit. Seit Monaten setzen sich junge Erwachsene, die zwischen 1980 und 2000 geboren wurden, für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz ein. Initiativen wie Fridays for Future haben weltweit an Zuspruch und Geschwindigkeit gewonnen, sodass längst von der Generation Nachhaltig die Rede ist. Aktuellen Untersuchungen, wie die Studie Millenial Survey der Organisation Deloitte, zufolge, ist es heute wichtiger denn je, was genau im Einkaufswagen landet und wie viel letzten Endes gekauft wird. Nicht zuletzt ist es aber auch der gesellschaftliche Druck, der dazu beiträgt, dass sich immer mehr junge Erwachsene mit dem Gedanken der Nachhaltigkeit auseinandersetzen.

Doch so häufig, wie sich die junge Generation für einen nachhaltigen Lebensstil einsetzt, so oft bricht sie auch mit den damit verbundenen Grundregeln. So zeigen Umfragen, dass gerade die Millennials in ihrem Verhalten herrlich inkonsequent sein können.

Materieller Besitz ist nicht mehr so wichtig

Nachdem sich die Generationen nach dem zweiten Weltkrieg oft noch in Verzicht üben mussten, weil nicht immer alles verfügbar war, hat die Globalisierung dazu beigetragen, dass sich kleine und große Wünsche meist problemlos erfüllen lassen. Angefangen von der Kleidung über Lebensmittel bis hin zu Technik haben die jungen Verbraucher heute eine bis dato nie dagewesene Auswahl an verschiedenen Angeboten. Doch die Vielfalt an Angeboten mündet gerade bei der jungen Generatio nicht in endlosem Konsum. Vielmehr lässt sich gerade beim Konsumverhalten erkennen, dass steigendes Bewusstsein durchaus Anklang findet.

So werden materielle Statussymbole, zu denen lange Zeit vor allem Autos oder auch Markenkleidung wurden, für die junge Generation weniger wichtig. Stattdessen stehen immaterielle Dinge hoch im Kurs. Doch gerade bei den immateriellen Statussymbolen, zu denen insbesondere das Reisen gehört, wird der Grundgedanke der Nachhaltigkeit schon einmal aus den Augen verloren. In der Tat sind Reisen und die damit verbundene Freiheit der jungen Generation ungemein wichtig. Dabei möchten die Millennials auch gern zeigen, wo sie bereits überall waren und auf welchem Weg sie die Länder bereist haben.

Freundschaft, Toleranz und Verantwortung stehen ganz vorn

Obwohl die Millennials gern reisen und ihre Erlebnisse wenigstens mit genauso viel Hingabe teilen, ist der Generation Nachhaltig ein exzentrischer Lebensstil fremd. Bescheidenheit und bewusstes Leben stehen bei den jungen Erwachsenen ganz vorn und sorgen dafür, dass wieder Werte wie Verantwortung, Toleranz und Unabhängigkeit mehr Beachtung finden. Auch die Aufmerksamkeit, die Freunden und Familie zuteilwird, nimmt wieder zu. So sind viele junge Erwachsene darum bemüht, wieder mehr Zeit mit ihrer Familie zu verbringen.

Darüber hinaus gewinnt das Verantwortungsbewusstsein im Allgemeinen an Anerkennung. Dabei bezieht sich dieses nicht nur auf einzelne Handlungen. Die Millennials leben bewusster und sind darum bemüht, sich gesund zu ernähren. So nimmt der Anteil der Veganer seit Jahren zu. Die bewusste Entscheidung auf tierische Produkte zu verzichten, begründet die Generation Nachhaltig zum einen mit dem Klimaschutz, zum anderen aber auch mit der eigenen Gesundheit. So liegt Sport bei den Millennials klar im Trend.

Nicht so nachhaltig wie es scheint

Doch dem bewussteren und nachhaltigen Lebensstil der Millennials steht teilweise auch ein gegensätzliches Konsumverhalten gegenüber. Studien zeigen nämlich auch, dass die jungen Erwachsenen gar nicht in allen Bereichen so konsequent nachhaltig sind, wie es eigentlich den Anschein macht. Es gibt nämlich durchaus Bedürfnisse, die der jungen Generation dann doch wichtiger sind als der nachhaltige Lebensstil. Das beste Beispiel hierfür ist die Begeisterung, die neuer Technik entgegengebracht wird. Während sich die Millennials klar und deutlich gegen Mikroplastik der Kosmetik aussprechen und dazu drängen, den eigenen Plastikkonsum einzudämmen, darf das neueste Smartphone oder Tablet auf der anderen nicht fehlen.

Neue Technik liegt bei der Generation Nachhaltig auf der Wunschliste vorn, ganz gleich, ob dafür ein weltweiter Raubbau betrieben wird. Die Gründe für diesen Widerspruch sind zum einen der Gruppenzwang und zum anderen der Aspekt, dass die Millennials die erste Generation sind, für die diese Technik wirklich selbstverständlich ist. Es gibt keine andere Generation vor ihnen, die mit einer solchen Lässigkeit und Coolness auf die neue Technik zurückgreift. Letztlich werden Smartphone und Tablet auch benötigt, um überall wiederum an Diskussionen zur Nachhaltigkeit und dem Klimawandel teilzunehmen. Dabei sind es die Millennials selbst, die sich bewusst sind, dass Kompromisse oft unumgänglich und auch akzeptabel sind.

Wachsendes Gesundheitsbewusstsein beflügelt Absatz von Sportlernahrung

Weltweit sind die Millennials als eine Generation bekannt, der es zum einen sicherlich gelingt, Branchen das Schaudern zu lernen, zum anderen gehören sie aber auch zu denen, die einer Branche den nötigen Auftrieb bescheren. Zu den großen Gewinnern gehört der Absatz der Sportlernahrung, der in den letzten Jahren immerhin deutlich zugelegt hat. Der Wunsch der Generation Nachhaltig sich gesund und ausgewogen zu ernähren, sorgt dafür, dass immer mehr zu Sportlernahrung greifen. Darüber hinaus interessieren sich junge Erwachsene für die eigene Fitnessüberwachung. So möchten sie wissen, wie aktiv sie wirklich im Tagesverlauf sind, wie viele Schritte sie zurückgelegt und wie viel Kalorien sie verbrannt haben.

Entsprechend groß ist die Nachfrage nach Fitnesslösungen, die diese Kontrolle zulassen. Sowohl Fitnessstudios als auch die Hersteller von diversen Fitnessprodukten können daher auf einen größeren Zulauf verweisen.

Nachhaltigkeitsgedanke prägt die Berufswahl

Ein weiterer Bereich, in dem der Nachhaltigkeitsgedanke der Millennials prägend in der Entscheidungsfindung ist, ist die Berufswahl. Auch hier geht es der Generation Nachhaltig vor allem darum, dass der Job einen hohen Mehrwert für das eigene Lebensgefühl hat. So wünschen sich insgesamt 58 Prozent der jungen Erwachsenen, dass sich Beruf und Familie gut vereinbaren lassen. Das setzt von den Arbeitgebern natürlich eine gewisse Flexibilität voraus, die sich nicht nur bei der Wahl der Arbeitsorte zeigt, sondern auch bei der Gestaltung der Arbeitszeit. So wünschen sich viele Berufseinsteiger, dass sie sich die Arbeitszeit frei einteilen können. Weiterhin ist wichtig, dass der Job Spaß macht und sowohl den eigenen Neigungen als auch Fertigkeiten gerecht wird. Für immerhin 51 Prozent ist zudem wichtig, dass der Beruf mit einem hohen Einkommen einhergeht.

Recht uninteressant ist für die meisten jungen Menschen dagegen, was andere von ihrer Berufswahl halten. So muss der Job weder den Eltern noch Freunden oder Bekannten gefallen.

Flexibilität bei Verträgen gewünscht

Der junge Erwachsene möchte mehr denn je flexibel sein, um sein Leben bewusst und damit eben auch nachhaltig zu gestalten. Das zeigt sich auch bei Verträgen, die abgeschlossen werden.

Angefangen vom Handyvertrag bis hin zum Kredit. In der Tat ist es so, dass die Generation nachhaltig weniger selbstverständlich Kredite aufnimmt wie es noch bei den älteren Erwachsenen der Fall war. Wenn ein Kredit abgeschlossen wird, wünschen sich die Millennials vor allem eine flexible Vertragsgestaltung. Zu den Grundvoraussetzungen gehört es heute, Zahlungen aussetzen zu können, Raten anzupassen und faire Konditionen zu erhalten.

Finanzdienstleister bauen immer häufiger bewusst solche flexibel wählbaren Optionen in die Vertragsgestaltung ein. Weiterhin werden bei vielen Verträgen lange Laufzeiten gemieden, um einen rascheren Wechsel zuzulassen. Nicht nur bei Krediten wird eine flexible Gestaltung gern gesehen. Auch bei Verträgen, die die junge Generation für die eigene Altersvorsorge beispielsweise abschließt, sind solche Optionen wichtig. Gerade die Altersvorsorge und die Angst vor Altersarmut sind ohnehin zwei Themen, die Millennials immer häufiger beschäftigen.

Ein wenig anders sieht es bei der Frage nach dem Wohnen aus. So kam beispielsweise das Vermögensbarometer der Sparkassen im Jahr 2017 zu dem Ergebnis, dass die jungen Deutschen wieder weniger Interesse an einem eigenen Haus haben, sondern sich stattdessen bewusst für die Mietlösung entscheiden. Lag der Anteil der Deutschen, die 2010 ein Eigenheim erwerben wollten, noch bei immerhin 52 Prozent und damit bei mehr als jedem Zweiten, ist der Anteil bis 2017 auf 38 Prozent der 20- bis 29-Jährigen zurückgegangen. Damit denken immer weniger junge Menschen tatsächlich über ein Eigenheim nach. Zwar wäre die bewusste Entscheidung für ein Haus nachhaltig, doch gerade hier stört sich der Sinn an Nachhaltigkeit bei der so lieb gewonnenen Flexibilität, die viele Millennials haben. Dabei lehnen das Eigenheim nicht alle kategorisch ab. Teilweise wird eine solche Anschaffung nur auf später vertagt.

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