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Generation vernünftig?

In der Generation Baby-Boomer sind alle in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg geboren, die Null-Bock-Generation hat – ganz genau! – null Bock auf eine Lebensversicherung oder Arbeit oder Zukunft oder oder oder. Und die 68er-Generation nahm an den Bürgerrechtsbewegungen 1968 gegen den Vietnamkrieg und das verkrustete, rückwärtsgerichtete System teil. Doch während diese Zuschreibungen scheinbar problemlos zutreffen, stecken wir, die der Generation Y zugerechnet werden, in einer Identitätskrise. Millenials, MTV-Generation, Generation Politikverdrossenheit oder Generation Laktoseintoleranz: All das sollen wir sein. Doch keiner fragt uns, was oder wer wir eigentlich selbst sein wollen.

 

Sharing is Caring

 

Einen tiefen Einblick gibt eine europaweite Studie zur Lebenswelt von jungen Menschen. An der Generation What?-Umfrage nahmen rund 940.000 Menschen zwischen 18 und 34 Jahren aus 35 europäischen Ländern teil und beantworteten Fragen zu Familie und Freunden, Arbeit, Liebe und Sex sowie Politik. Herausgekommen ist ein Querschnitt durch die Gedankenwelt unserer Generation. Im Rahmen dieser Studie wurden zudem Menschen auf einem Street-Food-Markt in Köln gefragt, welches Etikett sie für unsere Generation passend fänden. „Smartphone“, „Zukunftsangst“, „Try“, „Vielfalt“ und „Unentschiedenheit sind nur ein paar der Zuschreibungen, wie dieses Video zeigt.

Doch sind wir wirklich eine Generation, die unter Zukunftsangst leidet? Laut der Zeitung Die Welt sind Anhänger der Generation Y immerhin besser ausgebildet als die Baby-Boomer, und Letztere sind bekanntlich die, die momentan quasi die Schlüsselpositionen in Deutschland besetzen. Doch anscheinend ist jetzt unsere Zeit gekommen. Langsam aber sicher übernehmen wir die politische Macht der Baby-Boomer und werden spätestens im Jahr 2020 das Einkommen der Generation X übertreffen. Eine weiterer Punkt: unsere Konsumgewohnheiten. Die digitale Welt ist nicht nur unser zweites Zuhause, sondern auch ein Indiz für die Sharing Economy. Durch die totale Vernetzung ist das Teilen zu einer regelrechten Bewegung in unserer Generation geworden. Ob Carsharing, Couchsurfing oder Foodsharing – anstatt Verschwendung sind Nachhaltigkeit und der bewusste Umgang mit Ressourcen das Motto unserer Zeit.

 

Wir sind, wer wir sind

 

Qualität schlägt also den Konsum im Überfluss. Und allein das macht uns schon vernünftiger als manch andere Generation. Wir registrieren die verschiedenen Optionen, wägen Konsequenzen ab und entscheiden reflektierter – und das in allen Bereichen des Lebens. Gesundheitsbewusst, wie wir nun mal sind (YOLO– man lebt schließlich nur einmal!), beeinflussen Bio und Fair Trade unsere Kaufentscheidungen, und hochwertige Materialien sowie Komfort sind uns nicht nur bei Schuhen für unsere sensiblen Füße wichtig. Die einstige Markenbesessenheit ist verschwunden. Was übrig bleibt, ist eine Wertschätzung für unseren einzigartigen Planeten, wir sind immerhin aufgewachsen mit den spürbaren Folgen des Klimawandels und wissen sehr genau, dass wir nur eine Welt haben.

Und vielleicht ist das Fehlen einer einzelnen Zuschreibung auch gar kein Zeichen dafür, dass wir in einer Identitätskrise stecken. Vielleicht ist genau das ein Merkmal für die Vielfalt unserer Generation: für unsere Toleranz gegenüber allen Lebensformen, die Wertschätzung der Natur und unser gesellschaftliches Engagement. Und es ist eine Chance, endlich von diesem Schubladendenken wegzukommen. Wir sollten einfach unseren eigenen Weg gehen und nicht irgendwelche Vorstellungen von Leuten erfüllen, die gar nicht unserer Generation angehören. Vielleicht haben wir Zukunftsangst und gehen nicht gerne Risiken an, aber was ist falsch daran, einfach mal zu träumen, auch wenn es vielleicht zu nichts führt?

Bevor wir fallen, fallen wir lieber auf, sangen zwar die Fantastischen Vier in ihrem Lied MFG, aber noch mehr bedeuten uns Kelly Clarksons Worte: What doesn’t kill you makes you stronger!


Bildrechte: Flickr Generation-Y darth87 CC BY 2.0 Bestimmte Rechte vorbehalten

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