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Ideen für Ideenlose

Es gibt kaum etwas Uninspirierteres als die Fotoalben, die man sich in den großen Drogerieketten zusammenstellen lässt. Ich meine, da wird einem absolut persönlichen und kreativen Akt sämtliche Personalität und Kreativität genommen – und die Leute machen es.

Wahrscheinlich fühlen sie sich dabei auch noch wohl, individuell und kreativ völlig befriedigt. „Schau an Erna, ich habe dir hier ein Fotoalbum von unserem letzten Trip nach Paris zusammengestellt. Hier guck, der Eiffelturm! Und hier, auf der lilaverzierten Seite, mit den großen grafisch eingepflegten Sonnenblumen, bist du drauf, mit dem Louvre im Hintergrund!“ Und die Ehe ist gerettet, zumindest bis zum nächsten Fotoalbum.

Ideenlosigkeit scheint allerdings Mode zu sein. Auf den Gedanken kann man zumindest leicht kommen, wenn man sich die letzten iPhone-Modelle vor Augen hält. Oder sämtliche Til Schweiger Filme. Wiedergekäut, uninspiriert, lustlos, mutlos – wie Gesetzentwürfe der Regierung. Aber besser nicht drüber nachdenken, lieber alles in einem Fotoalbum festhalten. Es wird gern darüber gesprochen, dass man Ideenlosigkeit kreativ einsetzen kann, dass aus der Ideenarmut etwas Neues entsteht. Doch das stimmt nicht. Der Artikel hier beweist es. Was aber funktioniert – und das beweisen letztlich auch die Fotoalben der Drogeriemärkte – ist, daraus Profit zu schlagen. Dabei geht es auch anders.

Die Seite Geschenkidee.de macht sich in gewisser Weise ebenso die Ideenlosigkeit ihrer Kunden zu Nutze, aber liefert dafür auch wirklich coole Erlebnisgeschenke wie diverse Trips, Action und Wellness. An ein selbstinszeniertes Krimi Dinner kommt das natürlich nicht ran, aber es geht in die richtige Richtung. Aber woher sollen auch die eigenen Ideen kommen? Schon in der Schule wird uns eingeprügelt, fleißige Eigenbrötler zu werden, die pflichtbewusst ihren Kram abarbeiten sollen. Kreativität? Gerne, aber bitte in Grenzen.

Und später im Beruf sind kreative Geister dann auf einmal gefragt. Gleichzeitig ist im Berufsleben die Erwartungshaltung hoch, und zwar die an uns selbst, an unsere Arbeit und die der Arbeit an uns. Immer volle Leistung, Chef und Firma glücklich machen, Zeit mit Partner und Familie verbringen und gleichzeitig Neues, Einzigartiges schaffen – schwer bis unmöglich.

Die Erwartungshaltung ist es auch, die einen in die Ideenlosigkeit abdriften lässt. Ihr seid nicht ideenlos, durch den ganzen Druck erkennt ihr nur keine guten Ideen mehr. Weil alles nach Kriterien der Effizienz betrachtet wird. Dies zeigt sich alleine dadurch, dass Kreativtechniken heute zu Waren geworden sind und marktschreierisch (d)englische Namen bekommen haben.

Zum Abschluss deshalb eine Feststellung, die mich in den Duktus eines Motivations-Coachs fallen lassen, ebenfalls so ein Berufsfeld, das unter anderem Kapital aus Inspirationslosigkeit schlägt: Es gibt keine dummen Ideen! Es gibt vielleicht unausgereifte oder entwicklungsfähige Ideen, aber keine dummen. Was allerdings stimmt, ist die Tatsache, dass keine Idee neu ist, aber das muss sie auch nicht. Kreativität ist ein referentieller Prozess, Ideen beziehen sich immer auf vorgegangene, nichts entsteht einfach so. Also glaubt an eure Idee und setzt diese um, auch wenn sie nicht perfekt werden! Wie heißt es so schön: „Der (kreative) Weg ist das Ziel“.

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