Liebeserklärung an: Ghibli-Filme, die Wiege des Fantastischen

Beruhigend, fantastisch und mit liebevollen Details versehen: Ghibli-Filme lassen die Herzen unserer Redaktion höherschlagen.

Bei „Studio Ghibli“ kommt vielen sicher entweder gar nichts in den Kopf (schämt euch!) oder man denkt intuitiv an „Chihiros Reise ins Zauberland“ (bzw. an den viel treffenderen englischen Titel „Spirited Away“). Letzteres ist einerseits schade, denn Studio Ghibli ist so viel mehr als nur ein einzelner Film. Andererseits vereint „Spirited Away“ all die fantastischen Charakteristika des Anime-Filmstudios und beschreibt ziemlich exakt, wie man sich beim Schauen von Ghibli-Filmen fühlt: spirited away, eindeutig.

Zwischen Fiebertraum und Beruhigungsmittel

Was ich an Ghibli-Produktionen so liebe: Sie strahlen eine Ruhe aus, die man heutzutage kaum noch findet – weder in Filmen noch sonst irgendwo. Von jetzt auf gleich entführen sie uns in eine längst vergangene Zeit und erzählen sehr langsam und unaufgeregt eine Kindergeschichte, die für Erwachsene nicht weniger sehenswert ist.

Im Gegenteil: Vielleicht ist sie für Erwachsene sogar sehenswerter als für Kinder. Denn letztere verfügen meist noch über die Fantasie, die uns verloren geht, wenn wir älter werden und ein stückweit abstumpfen. Der wunderschöne Zeichenstil und die liebevoll ausgearbeiteten Details lassen uns daran erinnern, dass es da draußen mehr gibt als das, was wir aus pragmatischen Gründen oft für wichtig halten. Die Story wird meist von Klaviermusik begleitet, die ich häufig im Hintergrund laufen lasse, während ich selbst zeichne oder schreibe. Noch ein paar Kerzen dazu und tada: ein ebenso gemütlicher wie perfekter kreativer Abend. Die Musik ist so beruhigend, dass ich sie sogar manchmal als Einschlafhilfe nutze.  

Während die Erzählweise der meisten Ghibli-Filme erfrischend ruhig ist, ähnelt die Kulisse sowie die eigentliche Handlung oftmals einem Fiebertraum. Sobald man fertig geschaut hat, fragt man sich: Was zur Hölle war das eigentlich gerade?

Starke Protagonistinnen und wiederkehrende Motive

Oft geht es insbesondere bei den Filmen des wohl bekanntesten Studio-Mitglieds und -Gründers Hayao Miyazaki um die Ausbeutung der Natur und um den Konsum und die Habgier, der wir als Gesellschaft verfallen sind. Wer jemals die Ghibli-Klassiker „Chihiros Reise ins Zauberland“, „Prinzessin Mononoke“ oder „Das Schloss im Himmel“ (allesamt aus der Feder von Miyazaki) gesehen hat, der weiß, wovon ich rede. Die Filme sind unterschiedlich radikal: Während „Prinzessin Mononoke“, was übersetzt übrigens Dämonenprinzessin bedeutet, sehr gnadenlos ist und mit einer ungeahnten Brutalität daherkommt, ist „Das Schloss im Himmel“ vergleichsweise kindlich und relativ sanft gehalten, obwohl die Aussage eine ähnliche ist.

Ein weiteres wiederkehrendes Motiv in Ghibli-Filmen ist Krieg. Wer beispielsweise „Die letzten Glühwürmchen“, „Das wandelnde Schloss“ oder „Der Mohnblumenberg“ gesehen hat, weiß, dass Krieg häufig zumindest eine untergeordnete, wenn nicht sogar eine vordergründige Rolle spielt.

Filme des Studio Ghibli haben noch ein anderes Charakteristikum: Meist erleben wir die Handlung nicht durch die Augen eines Protagonisten, sondern einer Protagonistin. Ghibli-Filme sind dafür bekannt, fast ausnahmslos mit starken Mädchen oder jungen Frauen als Hauptfiguren zu arbeiten. Traurigerweise ist das fast schon ein Alleinstellungsmerkmal.

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Foto: Magdalena Oberländer