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Hassobjekt: Das Pendeln per Zug

Zugfahren ist so entspannend – nicht!

Viele Nicht-Pendler denken sich oft, dass das Switchen zwischen zwei Städten eigentlich ganz easy sei. Im Zug könnte man ja schlafen, ein gutes Buch lesen und einfach ausspannen. Jeder Berufspendler wird das verneinen und vehement abstreiten. Denn die tägliche Zugfahrt ist alles andere als ein kleines Schläfchen auf dem Weg zum Arbeitsplatz. Man muss sich nicht nur gegen das Wackeln der Todesmaschine wappnen und aufpassen, dass einen nicht die Kotzeritis überkommt. Meistens fangen dann auch schon ziemlich schnell an, die Beine ganz eklig zu kribbeln und zu zucken. Wenn man dann noch nicht mal einen Fensterplatz im Abteil ergattern konnte und zusätzlich noch rückwärts fährt, ist man tatsächlich ein richtiges Opfer.

Genau wie die Familie kann man sich seine Nebensitzer auch nicht aussuchen. Und meistens hat man auch noch richtig Pech: Leute, die meinen, sich im Zug die Fingernägel kürzen zu müssen, werden nur noch von Menschen getoppt, die selbiges an den Füßen tun. Popel-Esser, Pickel-Drücker oder die klassischen heimlichen Sitz-Furzer sind für abgehärtete Pendler kaum mehr ein Übel. Privatsphäre gibt es in den vollbesetzten Blechdosen, die morgens von Stadt zu Stadt fahren, auch kaum bis gar nicht. Praktisch, denn man braucht eigentlich weder Nachrichten noch Soaps zu gucken, im Zug bekommt man beides gleichzeitig mit. Der Herr neben einem steht gefährlich gequetscht im Gang, muss aber trotzdem und unter allerhöchster Anstrengung tatsächlich die Bild auf seinem gefühlt 37 Zoll-Tablet lesen, in der anderen Hand das Smartphone. Gegenüber streitet eine Frau mit ihrer Mutter am Telefon, wessen Hund nun das längere Fell hat. Wer täglich mehrere Stunden mit dem Zug fährt, hört mehr Sünden als jeder Pfarrer und kennt mehr Schimpfworte als jedes Wörterbuch.

Da freut man sich richtig drauf, wenn man endlich im wohltemperierten Büro sitzt und mehr als eine Armlänge Abstand von anderen Leuten halten kann.

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Bildquelle:  via pexels unter CC0 Lizenz