watsky interview Heiland

Zum Heiland mit Watsky: „Für Amerika steht gerade ziemlich viel auf dem Spiel“

https://www.youtube.com/watch?v=WM7GEAzFnRQ

 

Welchen Song auf dem Album magst du persönlich am meisten?

Es gibt ganz am Ende des Albums ein Lied namens „Lovely Thing Suite“, was aber eigentlich vier Songs auf einmal sind. Es handelt vom Pianisten Arthur Rubinstein und dessen Beziehung zu meinem Vater, und von meiner Beziehung zu meinem Vater und unseren Gesprächen über das Leben, das Sterben und zu allem dazwischen. Ich bin wirklich stolz darauf, wie gut diese vier Songs musikalisch zusammenpassen, und dass sie eine eher unkonventionelle Geschichte erzählen.

Das Album ist ziemlich politisch, vielleicht sogar das politischste Album deiner Karriere. „Stick To Your Guns“ beispielsweise ist ein klares Statement für härtere Waffengesetze in den USA. Findest du, dass mehr Künstler den Mund aufmachen sollten?

Ich kann nur für mich selbst sprechen. Niemand muss meinen Ansichten zustimmen, aber für mich ist es wichtig, dass die Leute wissen, was ich von der politischen Situation halte. Für Amerika steht gerade ziemlich viel auf dem Spiel. Eigentlich steht für die ganze Welt ziemlich viel auf dem Spiel. Mag sein, dass es so jemanden wie Donald Trump nur einmal gibt, aber weltweit erstarken diese rechten Parteien, die sich Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit auf ihre Flaggen geschrieben haben. Die sich gegen offene Grenzen stellen und immer davon schwärmen, wie viel besser alles früher war. Ich möchte einfach klarstellen, dass das nicht meiner Meinung entspricht.

Denkst du denn, dass Donald Trump Präsident werden wird?

Ich finde es gruselig, dass er schon so weit gekommen ist. Er repräsentiert immerhin eine der größten Parteien überhaupt. Das zeigt, wie viel Angst und Wut sich innerhalb der amerikanischen Gesellschaft angestaut haben. Aber nein, ich denke nicht, dass er gewinnen wird. Auf der anderen Seite hat ja auch niemand geglaubt, dass Großbritannien aus der EU austreten wird.

 

 

Watksy scheint der Heiland zu schmecken – am Ende unseres Interviews fragt er, ob er die Flasche behalten darf. Klar darf er! Als wir das Ampere verlassen, um im Herbstlicht noch ein paar Fotos zu schießen, druckst er ein bisschen herum. „Du, kann man hier irgendwo einkaufen gehen? Ich brauche dringend einen Gürtel. Meiner ist kaputt gegangen.“ Ich erkläre ihm peinlich berührt, dass heute Sonntag sei und in München deshalb alle Läden geschlossen. „Catholic stuff, you know…“ Das scheint er nicht ganz zu verstehen – das tut niemand außerhalb Bayerns – und läuft mit einem Schulterzucken in Richtung Stadtzentrum: „Ich schau mal, ob ich einen Shop finde.“ Als er abends das Ampere zum Ausrasten bringt, rutscht die Hose immer noch. Sorry, George. Und willkommen in München.