Heiße Zukunft: Wird Deutschland das neue Italien?
Der Spätsommer zeigt sich in Deutschland erneut von seiner heißen und trockenen Seite. Während die Freibäder sich auf die Schließung vorbereiten, bleibt das warme Wetter bestehen. Hochdruckgebiete dominieren das Wettergeschehen, und die Temperaturen bleiben hartnäckig hoch. Elizaveta Felsche, Geografin an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), ist überzeugt, dass solche Wetterlagen häufiger auftreten könnten. Sie weist darauf hin, dass zwar unklar sei, ob diese Phasen immer im Spätsommer auftreten, die Tendenz jedoch deutlich sei.
Klimawandel verändert Europas Sommer
Felsche und ihr Team haben eine Studie durchgeführt, die zeigt, dass bei einer globalen Erwärmung um drei Grad jeder zweite bis dritte Sommer in Europa so extrem wie der Sommer 2003 werden könnte. Städte in Deutschland wie Magdeburg könnten dann Sommer erleben, die dem heutigen Klima in Marseille ähneln. Die Klimazonen in Europa verschieben sich nach Norden, und heiße, trockene Sommer könnten auch bei einer Begrenzung der Erwärmung auf 1,5 oder zwei Grad zur neuen Realität werden, selbst wenn Extremjahre wie 2003 seltener blieben.
Heiße Sommer werden zur Regel
Auch andere Forschende aus Potsdam und Karlsruhe haben ähnliche Ergebnisse erzielt. Sie gehen davon aus, dass ein Sommer wie der extrem heiße Sommer 2018 in einer um zwei Grad wärmeren Welt fast jedes Jahr vorkommen könnte. Forschende aus Jena warnen bereits seit 2021, dass in den kommenden Jahrzehnten heiße und trockene Sommer zunehmen und die Stabilität der europäischen Wälder bedrohen könnten.
Anpassung an neue Bedingungen erforderlich
Bei einem Anstieg der Temperaturen um drei Grad werden sich die europäischen Wälder erheblich verändern, insbesondere in den alpinen Regionen Süddeutschlands. Felsche betont laut mdr, dass Sommer, wie wir sie heute in Berlin erleben, künftig in den Alpen zur Normalität werden könnten. Diese Entwicklung stellt sowohl die Natur als auch die Gesellschaft vor große Herausforderungen. Städte müssen sich an die neuen klimatischen Bedingungen anpassen, und auch die Forstwirtschaft muss auf die veränderten Umweltbedingungen reagieren. In den Bergen wird es deutlich heißer, und das Wetter, wie wir es bisher kannten, könnte bald der Vergangenheit angehören.
Hitze und Starkregen: Eine unberechenbare Mischung
Felsche betont außerdem, dass hohe Niederschläge und Sturzfluten trotz heißer und trockener Sommer nicht ausgeschlossen sind. Warme Luft kann mehr Feuchtigkeit speichern, was die Wahrscheinlichkeit für Starkregenereignisse erhöht. Auch wenn der Sommer insgesamt heiß und trocken bleibt, können einzelne Wochen mit extremen Niederschlägen und Sturzfluten auftreten. Die zukünftigen Sommer stellen Städteplaner und Forstwirtschaftler vor die Aufgabe, sich auf extreme Wetterbedingungen vorzubereiten und entsprechend zu handeln. Das bekannte Bild des wechselhaften deutschen Sommers könnte bald zur Seltenheit werden.
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