HelloFresh: So grün wie Influencer es dir auftischen?

Mangel an Fakten und Müll im Überfluss

Allerdings sind indiskrete Angaben bei HelloFresh offenbar keine Seltenheit. Woher genau nämlich die Ware des Konzerns stammt, ist oft nur vereinzelt aufgelistet. Außerdem wird immer wieder die Regionalität der Produkte betont. Wodurch der Begriff „regional“ für HelloFresh letztendlich definiert ist, wird nicht geklärt.

Verbraucher*innen sind zudem die Massen an Verpackungsmüll aufgefallen, die sich bei allein einer Kochbox anhäufen. Die Boxen enthalten meist viele einzeln verpackte Kochzutaten in Papiertüten bis hin zu kleinen Plastiktütchen für Gewürze. Hinzukommen noch Kühlpacks, die der Frischhaltung der Nahrungsmittel dienen. All das wird zusammen wiederum in einem weiteren großen Karton überliefert. Das Unternehmen rechtfertigt diese Müllmengen damit, dass sie zunehmend auf recycelbare Verpackungsalternativen umsteigen würden. So bestehen offenbar beispielsweise die Soßenbeutel aus wiederverwertbaren Materialien und die besagten Kühlbeutel seien nun aus recycelbarem Papier statt aus Kunststoff gefertigt.

Es sollte allerdings nicht nur darauf geachtet werden, ob etwas recycelbar ist, sondern ob es auch recycelt wird. Laut dem Umweltbundesamt (UBA) gingen 2020 etwa 74 Prozent aller Verpackungsabfälle in Deutschland ins Recycling. Zunächst wirkt das vielversprechend, aber bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass immer noch ein großer Verbesserungsbedarf besteht. Denn einen Großteil dieser hohen Quote machten Papier, Karton und Glas aus. Lediglich 46,2 Prozent der Kunststoff-Abfälle ging damals in die Verwertung ein.

Unter den Teppich gekehrt – oder in die Meere

Neben den inländischen Recyclingquoten ist zuletzt wichtig zu erwähnen, dass Deutschland seine eigenen Kunststoffverpackungen größtenteils in andere Länder wie Indien oder Malaysia exportiert. Ganz nach dem Motto: Aus den Augen, aus dem Sinn! Während des Transports geraten Teile der Abfälle in die Ozeane. Zudem bleibt wohl unklar, was mit diesen passiert, wenn sie an den Zielorten angelangt sind. Es besteht keine große Hoffnung auf sorgfältige Verwertungsprozesse. Weltweit sind es nämlich nur 14 Prozent aller Plastikverpackungen, die derzeit recycelt werden. Der „Rest“ bildet die Überzahl und landet zum Beispiel auf Mülldeponien oder in Verbrennungsanlagen.

Für dieses System kann und sollte man HelloFresh natürlich nicht verantwortlich machen. Doch klar ist: Mehr Verpackung bedeutet mehr Müll, der sich schädlich auf unseren Planeten auswirkt. Man kann dem Unternehmen seine Bemühungen um Nachhaltigkeit durchaus anerkennen. Doch sollte gleichzeitig darauf hingewiesen werden, dass eben nicht alles so transparent und umweltbewusst abläuft, wie es durch die Vermarktung bei HelloFresh oft scheint.

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Bildquelle: Gareth Hubbard via Unsplash; CC0-Lizenz