Homeschooling: Schule auf Abwegen

Wer Wörter wie „Freilerner“, „Homeschooling“ oder „alternative Schulformen“ in die Google Suchleiste eingibt, wird spätestens seit September 2020 nicht mehr nur auf Seiten von Aussteigerforen landen, sondern auf mehr und mehr Artikel, Tipps und Erfahrungsberichte zu Alternativen zum klassischen Schulsystem stoßen.

Wenn Covid-19 uns eins gezeigt hat, dann dass das aktuelle Schulmodell veraltet ist. Zu viel Dichter und Denker und zu wenig Laptops und Luftfilter. Schule in Deutschland ist weder digital noch modern. Lehrpläne sind eng und veraltet und Schüler*innen spüren mehr Druck denn je. Alternativen müssen her. Und es tut sich bereits etwas. Seien es Montessori-Modelle, Homeschooling oder digitale Konzepte.

Klar, Corona war für niemanden witzig und doch beschlich uns irgendwann das Gefühl, dass gerade Schüler*innen auf der Strecke blieben. Denn plötzlich wurde deutlich, wie wenig Wert Deutschland auf die Bildung der Jüngsten legt. Wirklich etwas getan hat sich seither nicht, zumindest, wenn man die offizielle Seite betrachtet. Die meisten Schüler*innen werden wohl im September 2021 wieder in ihre alten Klassenräume zurückkehren. Ohne Luftfilter, Impfung und vernünftige Hygienekonzepte, aber mit Maske versteht sich. Doch wie es so häufig der Fall ist, macht Not erfinderisch und so fanden verzweifelte Eltern und Schüler*innen bei Vereinen, Organisationen oder in alternativen Schulmodellen Zuflucht.

Gerade Online-Angebote waren gefragt. Wer es sich leisten konnte, reagierte früh und führte sein Kind privaten Trägern zu. So wurde beispielsweise die Website Corona School zu einer beliebten Anlaufstelle für Eltern, die Sorge um die schulischen Leistungen ihrer Sprösslinge hatten. Ähnlich wie bei klassischer Nachhilfe findet hier eine 1:1-Betreuung der Schüler*innen durch ausgebildete Lehrkräfte, aber auch Studierende der verschiedenen Fächer statt. Zielgruppe waren zunächst Familien, „die herkömmliche Nachhilfe aufgrund persönlicher, sozialer, kultureller oder finanzieller Ressourcen nicht oder nur sehr schwer wahrnehmen“ konnten. Mittlerweile ist die Initiative den Kinderschuhen entwachsen und hat sich als Lern-Fair fest etabliert. Doch auch ehrenamtliche Aktionsgruppen gründeten sich und erfuhren einen hohen Zulauf, wie beispielsweise Corona-Abitur.de, welche bundesweit Crashkurse für Schüler*innen anbot, um sie gut durch das Abitur zu bringen. Diese Initiative bildete sich aus einem Zusammenschluss des AELIUS Förderwerks sowie der Diverse Young Leaders. Das Besondere hier: Die Kurse waren komplett kostenlos und wurden durch die ambitionierte Mitarbeit der ehrenamtlichen Lehrkräfte und Studierenden getragen.

Doch nicht nur virtuelle Angebote erhalten seit Beginn der Pandemie einen hohen Zulauf. Viele Eltern und Schüler*innen machen sich auch langfristig Gedanken über Schulalternativen. Wo sich freie Schulen in den letzten Jahren bereits steigender Beliebtheit erfreuten, erfahren sie seit einem Jahr einen regelrechten Boom.