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Russische Aktivistin macht homophobe Hasskommentare öffentlich

LGBT ist sicher nicht für jeden ein Begriff. Deshalb die Erklärung gleich hinterher: Es ist das Initialwort für Lesbian, Gay, Bisexual und Transgender. Lena Klimova ist die Gründerin der LGBT-Online-Community „Children – 404“. Sie setzt sich dafür ein, dass sich Teenager über ihre sexuelle Orientierung offen austauschen können und sich nicht verstecken müssen. Die Russin stößt in ihrem Land dabei häufig auf Gegenwind. Diskriminierung und Anfeindung gegenüber Homosexuellen sind nichts Neues in Russland. Lesbische oder schwule Paare, die in Russland ihre Liebe offen zeigen, leben ab und an gefährlich. Beim Medienhype rund im die Olympischen Spiele in Sotschi war Homophobie in Russland ein häufig genanntes Thema. Man musste erfahren, dass sogar vor brutaler, körperlicher Gewalt nicht zurückgeschreckt wird. Hinzu kommt, dass die Strafverfolgung von Tätern homophober Gewalttaten in Russland nicht konsequent durchgesetzt wird. Die Organisation „Human Rights Watch“ nennt es gar „einen Freibrief für die Diskriminierung von LGBT“.

 

Hass per Mausklick

 

Körperliche Übergriffe mögen Extrembeispiele sein, aber sie zeigen, wie tief Homophobie in Russland verwurzelt ist. Diese Abneigung zeigt sich auch in den sozialen Netzwerken. Gerade in der Anonymität des Internets lassen Menschen ihrem Hass freien Lauf. In den Kommentarspalten der Netzwerke findet man hitzige Diskussionen, die nur allzu häufig in Beschimpfungen abgleiten. Mit einem Klick kann jeder seine Meinung kundtun, ist sie auch noch so beleidigend, anstößig oder niederträchtig. Diese Anfeindungen können potenziell natürlich jeden treffen, aber gerade Minderheiten haben häufig damit zu kämpfen. In Russland sind leider häufig Menschen, die in einer nicht-traditionellen Liebesbeziehung leben, betroffen.

 

Homophobie bekommt ein Gesicht

 

Das soziale Netzwerk VKontakte ist so etwas wie das russische Facebook. Und um zu zeigen, wie unverfroren in diesem Netzwerk über Homosexuelle gesprochen wird, hat Lena Klimova eine Aktion gestartet. Hasskommentare, die an ihre LGBT-Online-Community gerichtet sind, macht sie öffentlich. Sie versieht die Profilbilder von Menschen mit ihren eigenen, homophoben Kommentaren. Auf diese Weise wird ihre Anonymität aufgehoben. Die Kommentare, von denen viele wahrscheinlich dachten, dass sie keiner liest, sind direkt mit dem eigenen Bild verknüpft. Jeder kann sehen, welche Meinung ein Mensch, vielleicht heimlich, vertritt. Auf ihren Profilbilder zeigen sich die Verfasser der Hasskommentare nett, freundlich und weltoffen. Posieren mit dem lieben Haustier oder schnuppern an einem riesigen Blumenstrauß. Die Art und Weise, wie sie sich gerne präsentieren wollen, wird mit ihren hasserfüllten Kommentaren vereint. Jeder kann die Collagen von Lena Klimova offen einsehen, genau wie Homophobe ihre Meinung im Netzwerken offen darlegen können.