Mann sitzt alleine an einem Tisch und lacht

Honjok: Glücklich alleine leben

Ein internationaler Trend

Aber nicht nur in Südkorea lässt sich diese Bewegung erkennen, sondern auch in vielen westlichen Nationen. Betrachtet man die Entwicklung von Einpersonenhaushalten in Deutschland über einen längeren Zeitraum, lässt sich ein klarer Trend erkennen. Gab es davon 1991 nur knapp 12 Millionen in der Bundesrepublik, so zählten sie Stand 2019 knapp 18 Millionen. Die Gesamtbevölkerung stieg im gleichen Zeitraum nur um 3 Millionen. Natürlich beinhaltet das auch Haushalte, deren Kinder bereits ausgezogen und Partner*innen abhanden gekommen sind. „Es ist davon auszugehen, dass in westlichen Gesellschaften ein Großteil aller Alleinlebenden freiwillig allein lebt“, mutmaßt der Soziologe Janosch Schobin gegenüber ntv.de. Anders sei die globale Zunahme des Alleinlebens in modernden Gesellschaften wie Korea oder Deutschland gar nicht zu erklären. 

Dabei dürfen Menschen, die ein Leben mit sich allein wählen, auf keinen Fall homogenisiert werden. Nicht immer steht eine Entscheidung gegen Ehe und Kinder dahinter. Auch wenn sie alle alleine leben, muss das nicht zwingend heißen, dass sie keine Dates haben. Wieder andere arbeiten lieber freiberuflich, um ihr eigener Chef sein zu können. Oder warum sollte man die Freizeit nicht mal alleine gestalten dürfen und für sich essen gehen? 

„Dieser Druck, das Tempo führen dazu, dass man keine Zeit mehr hat, sich einfach so kennen zu lernen, im Café, beim Bücherlesen“, sagte Jeewi Lee im Hinblick auf Leistungsgesellschaften, in denen es immer nur darum geht, Schritt zu halten. In Südkorea werde man nach wie vor komisch angeguckt, wenn man alleine in einem Restaurant sitzt. Ganz nach dem Motto: Auf wen wartet sie denn nur? 

Das erste Ein-Personen-Restaurant

Diesen Wandel der Mentalität machen sich auch erste Unternehmer zu Nutze. So eröffnete inmitten von Amsterdam das erste Ein-Personen-Restaurant der Welt, das Lokal „Een Maal“, was übersetzt gleichbedeutend für „einmal“ und „ein Mahl“ steht. Alle Tische sind gerade so groß, dass man nur alleine an ihnen essen kann, um ganz Zeit für sich selbst und den Genuss haben zu können. Es ist davon auszugehen, dass es in Zukunft auch in Deutschland immer mehr solcher Ein-Personen-Restaurants geben wird. Über das Online-Reservierungsportal Open Table sind laut dem Unternehmen die Reservierungen für eine Person von 2014 bis 2018 um ganze 321 Prozent gestiegen. Zahlen, die vielleicht noch höher wären, wenn es für manche Menschen nicht eine große Überwindung wäre, eine Gaststätte ohne Begleitung aufzusuchen.

Am Ende mag es kein Wunder sein, dass es immer mehr Honjokker gibt. In einer Zeit, die immer schnelllebiger wird, der Leistungsdruck wächst und wir immer über das Handy und die unzähligen Social-Media-Kanäle verbunden sind, fällt es schwer, Pausen zu finden, in denen man an seiner Beziehung mit sich selbst arbeitet – und dass, obwohl es doch die Dauerhafteste ist. 

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Bildquelle: Mehrad Vosoughi auf Unsplash; CC0-Lizenz