Mann sitzt alleine an einem Tisch und lacht

Honjok: Glücklich alleine leben

Aus Südkorea kommt die Honjok-Bewegung, deren Anhänger sich gegen das traditionelle Familienbild stellen und stattdessen glücklich alleine leben. Mittlerweile wird der Trend auch in Deutschland erkennbar. 

Mangelnde oder gar fehlende Sozialkompetenzen, eine bislang missglückte und verzweifelte Suche nach der/dem richtigen Partner*in bis hin zu Getuschel über die eigentliche Sexualität des Single-Haushaltes. Alleinlebende Menschen müssen sich (immer noch) allerlei Vorurteile über die eigene Person gefallen lassen. Honjok heißt ein neuer Trend aus Südkorea, welcher diese altmodischen Vorstellungen über das Leben eines Einzelhaushaltes einmal komplett umkrempelt. Honjok bedeutet übersetzt Einzelpersonenstamm und richtet sich somit gegen die traditionelle südkoreanische Vorstellung von Familie und Glück. In einer Gesellschaft, die vor allem von ihrem Gemeinschaftssinn und der Gruppenzugehörigkeit geprägt ist, entscheiden sich Honjokker bewusst für einen individuellen Weg, um so mehr Freiheiten genießen zu können und das Leben nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten.

Südkorea und der Druck in einer Leistungsgesellschaft

Jeewi Lee kommt gebürtig aus Seoul, lebt aber seit vielen Jahren in Berlin. „Auf der Ehe in Korea lastet ein hoher Druck“, erzählt sie gegenüber Freitag.de. „Die ist von einem sehr konservativen Rollenbild geprägt. Männer sollen ihre ,Prinzessinnen‘ überraschen, irgendwelche tollen Events organisieren, während von Frauen erwartet wird, dass sie Familienfeste organisieren, auftischen, pflichtbewusste Schwiegertöchter sind.“

Aufgrund dieser altmodischen und starren Rollenverteilung lehnen immer mehr Frauen nicht nur die Ehe, sondern auch eigene Kinder ab. Kinder bedeuten zumeist das Ende der beruflichen Karriere und sind besonders in Südkorea sehr teuer. In dem ostasiatischen Land sind die Erwartungen an die Gesamtkompetenzen des / der Einzelnen mit der Verbesserung des Bildungsniveaus der Gesellschaft erhöht worden. Aus diesem Grund fangen viele Koreaner*innen bereits mit drei Jahren an Fremdsprachen zu lernen, oder ein Musikinstrument zu spielen. 

Dabei bedeutet es nicht, dass Honjokker sich vom gesellschaftlichen Leben isolieren wollen, wenn sie sich gegen das traditionelle Familienleben Südkoreas entscheiden. Vielmehr, so die Philosophie, ersetzen tiefe Freundschaften die Ehe, um die Einsamkeit zu überwinden