doppelpass-zwei-identitaeten

Doppelte Staatsbürgerschaft: Kann man junge Menschen in eine Identität zwängen?


  • 2

    Tevfik, 28, hat einen deutschen und einen türkischen Pass

    Was bedeutet Identität für dich?
    Identität bedeutet für mich vor allem, jenseits von Nationalität, Glaube und Herkunft als Mensch eine, auf ganz speziellen Merkmalen beruhende, Einzigartigkeit. Jeder Mensch steht auf seine Weise für sich und ist einmalig. Diese Einmaligkeit begründet sich in meinen Augen gerade nicht durch eine Gruppenzugehörigkeit, sondern betrifft noch viel mehr den Menschen und die vielen Facetten seines Seins. Dazu gehört selbstverständlich auch die kulturelle Prägung. Das ist für mich Identität.

    Ist es wichtig für dich, beide Identitäten in Form von Pässen zu haben? Wenn ja, warum?
    Da für mich die Nationalität nicht mit Identität gleichzusetzen ist, hat es für mich keine Bedeutung in diesem Sinne. Für mich bedeutet Identität aber auch, frei zu sein – auch darin, zu welcher Staatszugehörigkeit ich mich bekenne. Eine Pflicht zum Bekenntnis zu einer einzigen Staatszugehörigkeit halte ich für reinen Formalismus.

    Wie ist die Reaktion auf deine doppelte Staatsbürgerschaft in deinem Umfeld?
    Sie fällt geteilt aus. Oft kommt natürlich die Frage, wieso ich beide habe. Oder etwa, für wen ich dann im Fußball bei Nationalspielen bin. Für mich aber ist das Deutsch- und Türkischsein völlig normal. Das ist von Beginn meines Lebens an selbstverständlich gewesen. Ob wir in der Familie Weihnachten oder Ramadan feiern. Ob wir mal Deutsch, mal Türkisch sprechen. Die Pässe als Urkunden über die Staatsbürgerschaft haben mein Leben in keiner Weise geprägt. Sie waren lediglich behördliche Ausweispapiere. Die Diskussion über die Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft dient nicht der Integration von Menschen mit ausländischen Wurzeln, sondern dient der politischen Polarisierung zum Nachteil wirklich notwendiger Integrationspolitik.“