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Im Interview mit Paula Lambert: „Wir sind ja keine Inseln!“

Paula Lambert ist ein Hans Dampf in allen Gassen. Egal, ob Beziehungsexpertin oder Kämpferin für Body Positivity – Paula coacht seit Jahren ihre Fans mit viel Humor durch schwere Zeiten. Nun gibt es sie auch live – „Ganz Intim: Ein Abend über Sex, Liebe, Männer, Frauen und warum Beziehungen so wahnsinnig schwierig sind“. Mit ZEITjUNG sprach sie über ihr drittes Buch „Geh schon mal in dich, das Glück kommt dann nach.“ (Random House), ob auch Männer zu ihren Shows kommen und was ihr eigentlich peinlich ist.


Welche Motivation hattest du, mit deinem aktuellen Buch „Geh schon mal in dich, das Glück kommt dann nach.“ das Thema Selbstliebe zu behandeln?

Selbstliebe ist superwichtig und das Fundament für alle Entscheidungen, die man im Leben trifft. Respektiere ich mich? Akzeptiere ich meinen Weg? Kann ich meine Makel anerkennen und schätzen? Und wie lasse ich mich von anderen behandeln? Auch das ist eine Frage der Selbstliebe. Also eines der elementaren Dinge des Lebens.

Es ist ein „Selbsttherapie“-Buch. Wie hast du dich entschieden, welche Themen und Methoden du aufnimmst?

Ich finde, Therapie muss immer extrem nah an den Lebensumständen und auch dem Akzeptanzzustand des zu Therapierenden sein. Theoretisches Gefasel bringt den Menschen nichts, wenn es keine handfesten Beweise gibt, dass sich wirklich jedes Problem lösen lässt. Darum setze ich auf Niedrigschwelligkeit. Die Angst vor der Veränderung muss ja auch erstmal ausgesetzt werden.

In der langen Zeit, in der du schon über Liebe, Lust und Leben schreibst: Gibt es etwas, das du so heute nicht mehr zu Papier bringen würdest?

Oh, ganz viel. Mein erstes Buch ist mir peinlich, das ist wahnsinnig gemein und sicher auch nicht politisch korrekt. Allerdings immer noch lustig. Aber es ist auch so, dass ich mich natürlich weiterentwickle. Im Grunde ist jeder geschriebene Satz schon nicht mehr gültig.

Wie bereitest du dich auf die Liveshows vor? Was erwartet uns?

Ich will, dass die Menschen denken und lachen, das ist doch das wichtigste!

Du hast auch ganz explizit die Männer eingeladen. Weißt du, wie viele Männer dich lesen? Und wie sieht es mit den Queers aus?

Viele heterosexuelle Fans habe ich nicht, aber in der queeren Community gibt es schon ein paar. Heteromänner tun sich noch ein bisschen schwerer, mit ihren Gefühlen öffentlich umzugehen, ist so mein Eindruck. Aber das ändert sich zum Glück gerade sehr.

Zwei Podcasts, deine Arbeit fürs TV, dein Newsletter „Paula Paper“ und dann noch dein neuer Kurs „Power by Paula – Emotionales Essen“. Dazu ratgebende Posts auf Social Media und zwei Kids zu Hause. Wie bekommst du das alles unter einen Hut? Auch in Hinblick auf das, was dir 2021 passierte und was du einen „Corona-Burnout“ nanntest.

Ich persönlich habe immer Angst, solche Phasen kommen wieder, sobald ich zu viel mache. Ich habe zum Glück ein ganz tolles Team, dass mich unterstützt, ohne die würde ich es nicht schaffen. Überhaupt ist es wichtig, sich unterstützende Strukturen zu schaffen für dieses Leben. Wir sind ja keine Inseln!

Gesprächspartner*innen deines Podcasts „Paula Lieben Lernen“ zum Beispiel können dich bei Instagram anschreiben und halten dich auch auf dem Laufenden. Wie schaffst du es, nach diesen oft sehr intensiven Gesprächen über harte Schicksalsschläge, egal, ob on- und off-air, abzuschalten?

Indem ich ein paar Mal tief atme und das Erlebte ganz bewusst loslasse. Manchmal muss ich mir auch klarmachen, dass diese Probleme nicht meine sind. Aber mit etwas Übung geht das gut.

Wie entscheidest du, wieviel privates du über dich in all diesen Formaten, vor allem in „Vier Brüste für ein Halleluja“, erzählst?

Spontan meistens, aber es gibt klare Grenzen. Keine intimen Erlebnisse, keine intimen Gespräche, also die Details, die lasse ich immer weg. Und natürlich wird auch nichts erzählt, worüber Stillschweigen vereinbart wurde, das ist klar. Aber als Projektionsfläche soll es schon dienen, damit andere sich daran orientieren können.

Gibt es auch Pläne für ein neues Buch und wenn ja, darfst du schon etwas verraten?

Ja, man kann es sogar schon vorbestellen! Es heißt „Nö“ und es geht um die Wichtigkeit des Nein-Sagens.

Das kann ich auf jeden Fall gut gebrauchen, vielen Dank!


Paula Lambert auf Tour 2023

  • 23. Mai 2023, Stuttgart | Theaterhaus Halle 2
  • 24. Mai 2023, München | WERK7 theater
  • 31. Mai 2023, Hamburg | CinemaxX Hamburg Dammtor
  • 14. Juni 2023, Berlin | Babylon

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Bildquelle: © Lydia Gorges (Bildgröße angepasst)