Lilly Charlotte Dreesen

Von der Schulbank vor die Kamera – Lilly Charlotte Dreesen im Interview

Man kennt Lilly Charlotte Dreesen als Hanna aus der funk-Serie Druck. Mit nur 17 Jahren hatte sie ihren Durchbruch und ist seitdem als Schauspielerin tätig. Wir haben mit ihr über ihre Erfahrungen als junge Schauspielerin gesprochen.

ZEITjUNG: Wie ist das, schon so jung so erfolgreich zu sein?

Lilly: Das ist immer eine witzige Frage, weil ich das manchmal auch gar nicht so richtig realisiere, was Druck alles getan hat. Es kam für mich ja auch alles sehr unerwartet. Ich habe nicht bei Druck mitgemacht mit dem Wissen, dass ich jetzt Schauspielerin werden will, sondern ich habe es am Anfang vor allem aus Spaß an der Sache gemacht und weil ich einfach total Bock auf das Projekt hatte. Im Nachhinein ist es natürlich noch schöner und besser, dass es so groß geworden ist. Am Ende des Tages ein total schönes Gefühl.

ZEITjUNG: Du bist auf Empfehlung deiner Nachbarin da reingekommen. Warst du schon vorher als Schauspielerin aktiv oder hast Castings besucht?

Lilly: Mein Weg in die Schauspielerei ist tatsächlich das erste Casting von Druck. Da war eben diese Nachbarin, mit der ich auch viel Zeit verbracht habe, die mich gefragt hat, ob ich nicht Lust habe, bei dem Casting mitzumachen. Am Anfang dachte ich, dass es nur für eine Nebenrolle ist. Denn zu der Zeit war ich gerade in den Abiturvorbereitungen und hatte eigentlich auch keine Zeit für eine größere Rolle. Dann habe ich die Castings gemacht und wurde irgendwann im Laufe des Prozesses gefragt, ob ich nicht Lust hätte, für die Hauptrolle der Hanna zu casten. Ich habe zugesagt. Mir hat dieser Castingprozess so viel Spaß gemacht und auch das Spielen habe ich für mich entdeckt, weswegen ich dann gewusst habe: Okay, ich will das beruflich machen. Das war mein Start ins Schauspiel und da bin ich seitdem geblieben.

ZEITjUNG: Wie hat dir das Gefallen, in so einem interaktiven Format mitzumachen? Du hattest ja auch für Hanna einen eigenen Instagram-Kanal.

Lilly: Ich kannte ja nichts anderes, deswegen hatte ich auch keinen Vergleich. Für mich war das sofort normal. Es gab am Set auch Zeiten, wo wir Social Media Drehs hatten, bei denen man die Storys dreht. Oder man wird mal im Privaten gefragt, ob man ein Video bei einem Event aufnehmen kann, welches auch auf Hannas Kanal gepostet werden kann. Ich fand, es ist ein cooles Mittel. Und es hat auch für die Serie gut funktioniert. Es hat immer Spaß gemacht.

ZEITjUNG: Jetzt spielst du bei Süßer Rausch mit. Kannst du kurz einmal sagen, worum es da geht?

Lilly: Im Großen und Ganzen ist Süßer Rausch ein Familiendrama, welches mehrere Teile von der großen Familie aufzeigt und die Abgründe der verschiedenen Personen. Es geht viel um Sucht, um Abhängigkeiten, um das Versagen von einzelnen Personen. Also wie es auch im Film gesagt wird: um eine große, kaputte Familie.

ZEITjUNG: Warum sollte man sich den Film angucken?

Lilly: Süßer Rausch zeigt mal nicht eine heile Welt, sondern Familien, die nicht alle abends zusammensitzen und glücklich miteinander essen, sondern es werden Abgründe gezeigt. Es wird nichts verschönert.

ZEITjUNG: Wie war es für dich, in die Rolle der heroinabhängigen Simone zu schlüpfen?

Lilly: Es war eine ganz neue und intensive Vorbereitung für mich. Um die Heroinabhängigkeit gut und realistisch verkörpern zu können, habe ich viele Dokus geschaut und Berichte gelesen. Ich habe den Podcast Shore, Stein, Papier gehört. Das ist ein Podcast von einem ehemaligen Heroinabhängigen, der darüber total transparent redet. Das hat mir extrem geholfen in der Rollenvorbereitung und es war natürlich eine sehr, sehr intensive Zeit.

ZEITjUNG: Wie waren die Dreharbeiten für dich?

Lilly: Die Dreharbeiten waren anstrengend, aber total toll. Wir waren in Italien, zwei Monate von der Familie weg. Wir durften nicht nach Hause, da Corona noch sehr akut war. Man wächst natürlich auch unter den Schauspieler*innen zusammen, da man eben nur sich hat. Das war eine tolle Erfahrung. Und vor allem auch mit so großen Schauspieler*innen zusammenzuarbeiten, war eine große Ehre für mich.

ZEITjUNG: Wie ist also der Umgang miteinander? Hast du das Gefühl, die Leute nehmen dich trotz deines Alters ernst oder hast du manchmal das Gefühl, du musst dich da durchkämpfen?

Lilly: Das war eine sehr große Angst von mir, weil ich wirklich mit Abstand die Jüngste war. Der kleinste Altersunterschied ist mit Antonia Bill von zehn Jahren und der größte ist, glaube ich, mit Rainer Bock. Aber meine Angst hat sich überhaupt nicht bestätigt. Ich hatte immer das Gefühl, mit mir wird auf Augenhöhe geredet und ich hatte die Möglichkeit, mit ihnen zu spielen und nicht unter ihnen zu spielen. Durch die Tipps und Tools der erfahreneren Schauspieler*innen konnte ich auch viel lernen. Aber es war immer klar: Wir sind beide Schauspieler*innen und wir wollen beide zum selben Ziel kommen. Wir haben auch nach dem Dreh viel Zeit miteinander verbracht, in Restaurants gesessen, gegessen und geredet.

ZEITjUNG: Was machst du gerne, wenn du nicht gerade vor der Kamera stehst?

Lilly: Ich bin generell ein sehr kreativer Mensch. Schon seit ich klein bin, spiele ich Klavier und singe. Malen, Zeichnen oder Tanzen macht mir auch viel Spaß. Ich bin aber auch immer offen, etwas Neues zu lernen – wie Stricken oder Häkeln. An Beschäftigungen, bei denen man etwas selber erstellt, habe ich einfach sehr viel Spaß. *lacht*

ZEITjUNG: Was ist deine Traumrolle? Was würdest du gerne mal spielen?

Lilly: Das sage ich schon sehr lange und ich hoffe, dass es irgendwann wahr wird: Ich finde das Genre Historisch unfassbar interessant. Einerseits aufgrund des außergewöhnlichen Kostümbildes, andererseits auch wegen der anderen Vorbereitung, weil man sich in andere Sprechweisen reinversetzen muss, in andere Zeiten, andere Verhältnisse. Da habe ich ein großes Interesse dran und wünsche mir auch, dass das irgendwann erfüllt wird.

ZEITjUNG: Du stehst noch am Anfang deiner Karriere. Was ist dein Wunsch für die Zukunft?

Lilly: Mein Wunsch ist, einfach glücklich zu werden in dem, was ich tue. Ich bin froh, diesen Beruf ausüben zu können und tolle Rollen zu spielen. In der Zukunft möchte ich nicht immer dasselbe Rollenprofil spielen, sondern verschiedene Arten von Menschen darstellen und immer wieder eine neue Herausforderung haben. Das ist mein Wunsch für die Zukunft.

ZEITjUNG: Wäre es für dich eine Option, nochmal ein Studium oder eine Ausbildung anzufangen?

Lilly: Schauspiel steht an erster Stelle und ist einfach die Priorität. Das wäre auch so, wenn ich studieren würde. Ich bin aber immer auf der Suche, mich weiterzubilden, weil ich das total wichtig finde. Sei es in Workshops, im Schauspiel oder was ich auch spannend finde, ist Synchronsprechen. Ich glaube einfach, dass es auch gesund sein kann, sich mal in einer anderen Bubble außer dem Schauspiel zu bewegen. Außerdem ist Lebenserfahrung total wichtig für den Beruf. Um verschiedene Menschen darzustellen, ist es natürlich wichtig, Lebenserfahrung zu sammeln. Und sowas sammelt man eben auch an der Uni. Also vielleicht fange ich mal an, etwas zu studieren, aber das steht noch in den Sternen.

Vielen Dank für das Interview!

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Bildquelle: Ariane Ramin