Eine Impfspritze liegt in einer Nierenschale

Fütterer is(s)t anders: Dürfen sich Veganer*innen impfen lassen?

Alles scheinheilig?

Die Vegan Society, eine im Jahre 1944 in Großbritannien gegründete Bildungseinrichtung, definiert Veganismus folgendermaßen: „Der Veganismus ist eine Philosophie bzw. eine Lebenseinstellung, die versucht, so weit wie möglich und praktisch umsetzbar, alle Formen der Tierausbeutung und Grausamkeit gegenüber Tieren für Nahrung, Kleidung oder zu anderen Zwecken zu vermeiden“. In einem Absatz zu Medikamenten weist sie darauf hin, dass es nicht immer möglich oder praktikabel sei, auf Tierausbeutung in einer nicht veganen Welt zu verzichten. Tierversuche unter den jetzigen Gesetzen können in der Impfstoffentwicklung nicht vermieden werden. Die einzige Alternative dazu wäre, keinen Impfstoff zu entwickeln.

Ich persönlich bin nicht gegen Medikamente oder Impfstoffe, sondern gegen die Art, wie sie üblicherweise getestet werden. Fakt ist allerdings: Im letzten Jahr wäre es unter den jetzigen (extrem veralteten!) Bestimmungen nicht möglich gewesen, einen Covid-Impfstoff ohne Tierversuche auf den Markt zu bringen. Je mehr Menschen geimpft werden, desto weniger Menschen erkranken an Covid-19 und desto schneller kehren wir zur Normalität zurück. Man kann Veganer*innen, die sich impfen lassen, jetzt natürlich als scheinheilig abstempeln. Aber was hat man davon? Es nützt nichts, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Insbesondere nicht, wenn sich die Welt im Ausnahmezustand befindet und es an Alternativen mangelt.

Mit dem täglichen Verzehr von tierischen Produkten haben wir einen viel direkteren Einfluss auf das Wohl von Tieren, als wir es bei Medikamenten haben. Zum einen brauchen wir Medikamente und Impfstoffe sehr viel seltener als Lebensmittel. Der Kauf von Fleisch oder Fisch unterstützt aktiv das Leid von Tieren und signalisiert außerdem: „Hey Industrie, bitte tötet noch mehr Tiere!“. Wenn ein Impfstoff zugelassen wurde, müssen zum Glück nicht weitere Tierversuche durchgeführt werden – egal, wie viele Dosen hergestellt werden.