„Ist da ein Lächeln hinter deiner Maske?“ – Wie Masken unsere Kommunikation verändern
Ein Lächeln sagt mehr als tausend Worte. Kommunikation besteht eben nicht nur aus gesprochenen Worten. Das fällt besonders jetzt in Zeiten der Maskenpflicht auf. Ein großer Teil der Mimik ist schließlich hinter der Maske versteckt – und so müssen wir uns fragen, ob unser Lächeln oder auch unser ernstes Gesicht überhaupt beim Gegenüber angekommen ist.
Wie verändert sich also unsere Kommunikation im Alltag? Wie können wir Missverständnisse vermeiden – und trotz Gesichtsmaske richtig kommunizieren? Das haben wir den Sprachexperten Prof. Dr. Ekkehard Felder von der Universität Heidelberg, Lehrstuhl für germanistische Linguistik, gefragt.
Worte gewinnen an Bedeutung – besonders in der Jugendsprache
„Wir schenken den Worten wieder mehr Beachtung. Wenn die Mimik wegfällt, dann wird diese Funktion kompensiert und aufgewertet durch andere Kommunikationsmittel, insbesondere die Worte“, erklärt der Sprachexperte im Interview. Und wie sieht es mit der Gestik aus? Die Stärke des Gestikulierens ist von Person zu Person unterschiedlich und im Charakter verankert – der eine gestikuliert wild herum, der andere steht da wie ein Regenschirm. Deshalb vermutet Prof. Dr. Felder, dass sich die Gestik nur minimal verändern wird.
Übrigens: Spannend wird es auch, wenn man sich die Jugendsprache genauer ansieht. Viele Jugendliche nutzen im Gespräch eher kurze und abgebrochene Sätze und sind deshalb – mehr als andere – auf die Mimik angewiesen. Also könnte es vor allem für junge Leute bei der Kommunikation mit Gesichtsmaske anstrengender werden, erklärt Felder im Interview.
Doch wie viel können unsere Augen für uns sprechen, wenn das Lächeln nicht mehr zu sehen ist?
„An den Augen sieht man, ob sich hinter der Maske etwas tut. Da kann man dann auch mal fragen: Was passiert denn eigentlich hinter deiner Maske? Das Schöne daran ist, dass man seinen eigenen Gesichtsausdruck beschreiben muss – das ist auch spannend, weil das gar nicht so einfach ist. Manche sagen ja auch, dass wir immer eine „Maske“ tragen – nur sieht man sie sonst nicht. Jetzt sehen wir eine Maske und überlegen selbst, was wir für einen Gesichtsausdruck gemacht haben – oder wollen, dass der andere wahrgenommen hat.“
Gesichtsmaske & Missverständnisse: Aufgepasst, Freunde des Sarkasmus und der Ironie!
Missverständnisse entstehen auch schon ohne Maske im Gespräch. Doch wie sieht es damit aus, wenn wir eine Maske tragen? Aufgepasst an alle, die gerne mal ironisch unterwegs sind! Denn laut Felder besteht besonders bei diesen beiden sprachlichen Stilmitteln die Gefahr in ein Missverstehen zu geraten. „Man könnte dann mitunter ein Sarkasmus-Schild hochhalten, damit man nicht Gefahr läuft, dass der ironische/sarkastische Moment nicht verstanden wird – oder einfach nachfragen“, rät Prof. Dr. Felder.
3 Tipps – so kommt die richtige Botschaft trotz Masken an
Damit die Kommunikation auch mit Maske gelingt und wir kein extra „Achtung! Ironie!“-Schild basteln müssen?, hier nochmal drei Tipps vom Experten:
1) Am besten nicht zu sehr zwischen den Zeilen sprechen und nicht zu viele Andeutungen machen, sondern eher sehr ausführlich sprechen.
2) Man kann sich beim Gegenüber absichern, ob man richtig verstanden wurde: „Hat dich jetzt etwas verwundert? Hast du‘s richtig verstanden oder soll ich es nochmal erklären?“
3) Am besten großzügig sein miteinander, wenn es ein Missverständnis gibt. Es sind ja schließlich besondere Kommunikationsbedingungen!
Folge ZEITjUNG auf Facebook, Twitter und Instagram!
Bildquelle: Pexels; CCO-Lizenz