Stellungswechsel: Warum Kuscheln die schönste Nebensache der Welt ist

Sex und Feminismus, das passt nicht zusammen? Doch, wie unsere Kolumne „Stellungswechsel“ von Nadine Kroll beweist. 

Wer Sex für das Größte hält, hat noch nie richtig gekuschelt. Ja, vor einigen Jahren noch hätte ich Leute, die mir erzählen wollten, dass kuscheln ja viel toller sei als ficken, ausgelacht. Inzwischen hat sich meine Meinung zum Thema „körperliche Nähe ohne Sex“ allerdings geändert. Ich habe entdeckt, dass schmusen die schönste Nebensache der Welt ist und verrate euch jetzt auch, warum.

Schmusen macht glücklich

Der Austausch von Zärtlichkeiten wie streicheln oder auch küssen beschränkt sich nicht nur auf Paarbeziehungen, sondern findet in fast allen zwischenmenschlichen Bindungen, die wir haben, statt. Wir umarmen unsere Kolleg*innen zur Begrüßung, halten mit der besten Freundin Händchen und geben unseren Großeltern zum Abschied einen Kuss auf die Wange. Selbst mit unseren Haustieren kuscheln wir manchmal stundenlang, egal ob Hund, Katze, Meerschweinchen oder Pferd. Das tut nicht nur unserem (menschlichen oder tierischen) Gegenüber gut, sondern auch uns selbst.

Beim Schmusen werden nämlich Hormone ausgeschüttet, die Auswirkungen darauf haben, wie wir uns fühlen. Endorphine zum Beispiel – die nicht umsonst umgangssprachlich auch als Glückshormone bezeichnet werden – führen dazu, dass unsere Stimmung sich hebt. Deshalb fühlen wir uns nach einer Umarmung meist sofort besser, auch wenn wir vorher traurig waren oder sogar geweint haben.

Oxytocin – das „Kuschelhormon“

Daneben spielt das sogenannte „Kuschelhormon“ Oxytocin eine große Rolle beim Schmusen. Ihm wird nachgesagt, dass es beruhigend und entspannend auf den Körper wirkt und dabei helfen kann, Stress abzubauen. Daneben soll es sogar die Schmerzempfindlichkeit senken, Ängste lindern und das Immunsystem stärken. Wenn das alles nicht mal gute Gründe sind, sich häufiger mal Zeit zum Kuscheln zu nehmen!

Doch nicht nur für uns selbst und unsere Körper sind regelmäßige Schmuseeinheiten gut und gesund. Sie stärken auch unsere zwischenmenschlichen Bindungen. Dass Experten dazu raten, dass zwei verfeindete Parteien sich zur Beendigung eines Konflikts umarmen, scheint zwar zunächst befremdlich, ist aber wenn man die Wirkung von körperlichen Berührungen, die Nähe signalisieren, tatsächlich nicht so weit hergeholt.

Das Beste allerdings am Kuscheln ist, dass man dafür nicht zwangsläufig eine*n Partner*in braucht. Auch Freund*innen und Haustiere sind tolle Schmusepartner. Wenn man sich nach körperlicher Nähe sehnt, diese aber gerade nicht zur Verfügung hat, kann man sich übrigens auch professionelle Kuschler bestellen – zum Beispiel über den Kuschel-Service „Die Kuschel Kiste“.

Folge ZEITjUNG auf Facebook, Twitter und Instagram!
Bildquelle: Unsplash, CCO Lizenz.