Ist Reitsport Tierquälerei? 

Reiten ist ein beliebter Sport. Die Skandale, die immer wieder durch die Medien gehen, lassen bei vielen die Frage aufkommen, ob es sich beim Reitsport um Tierquälerei handelt.

Allein in Deutschland betrug die Zahl derjenigen Menschen, die sich selbst im Jahr 2019 als Reiter identifizieren etwa 2,3 Millionen. Dementsprechend ist das Hobby Reiten hier zu Lande sehr beliebt. Es verspricht u. a. die harmonische Zusammenarbeit zwischen Mensch und Tier. Allerdings wurde dieses Bild des Reitsports in der Vergangenheit oftmals ins Negative verändert, wie im Fall von Annika Schleu bei Olympia 2021 in Tokio. Bei ihrer Teilnahme am Modernen Fünfkampf kam es zu Problemen mit ihrem Leih-Pferd, mit dem sie einen Parcours absolvieren sollte. Vor laufenden Kameras schlug sie wiederholt auf das Pferd ein, nachdem dieses sich zuvor sichtlich geweigert hatte. Dieser Skandal löste viele Diskussionen rund um das Pferd und seine Rolle im Sport, aber auch im Freizeitbereich aus. Dahingehend wird im Folgenden die Frage danach behandelt, ob Reitsport ethisch überhaupt noch vertretbar ist. 

Negative Stimmen 

Um gleich bei der kritischen Ansicht zu bleiben, wird nun das Argument der Natürlichkeit herangezogen. Das Reiten von Pferden ist ein in sich unnatürlicher und schädlicher Prozess. Kein Pferd würde sich in der freien Wildbahn freiwillig und von Natur aus einem Menschen unterwerfen. Verschiedene Hilfsmittel, wie das Gebiss (ein Instrument, das meist aus einem Metall besteht und in das Pferdemaul eingeführt wird) oder Sporen, erleichtern es dem*der Reiter*in, das Pferd zu kontrollieren.

Außer Frage steht dabei, dass dem Pferd durch diese Mittel häufig Schaden zugefügt werden können. Ein bekanntes Beispiel stellt hier das Phänomen der Rollkur dar. Hierbei zieht der*die Reiter*in den Kopf des Pferdes durch starken Druck auf dem Gebiss eng an seine Brust. Während sich das Tier in dieser Haltung befindet, ist sein Orientierungssinn stark eingeschränkt und seine Halswirbelsäule kann durch die extreme Belastung dauerhaft geschädigt werden. Ein Pferd unter Schmerzen in eine gewünschte Haltung zu zwingen hat demnach nichts mehr mit Natürlichkeit zu tun. 

Zeichen des Tieres

Zudem steht oft der Vorwurf im Raum, dass ein Pferd keine Stimme und somit auch keine andere Wahl hat, als seinem Besitzer zu gehorchen. Zum einen ist es nämlich von diesem abhängig, zum anderen können bei Anzeichen von Widerwillen dann unangenehme Konsequenzen, u. a. Schläge folgen, wie es das oben genannte Beispiel von Olympia-Reiterin Schleu zeigt. Pferde äußern Leid in der Regel weniger durch Laute oder Tritte, sondern eher durch subtile Anzeichen. Besonders dem ungeschulten Auge fällt nicht auf, dass ein Pferd Unwohlsein ausdrücken könnte. Anzeichen dafür können sein, dass es z.B. das Maul beim Reiten aufreißt oder vermehrt mit dem Schweif wirbelt. Daher kann im Reitsport ein Pferd geritten werden, während über dessen Wohlergehen hinweggesehen wird.