Ist Reitsport Tierquälerei?
Stimmen aus der Reiterwelt
Dem Argument der Unnatürlichkeit kann man entgegnen, dass Pferde, ebenso wie Hunde und Katzen domestiziert und so herangezüchtet wurden. Sie stellen also heutzutage zumindest in Deutschland überwiegend ein Heimtier für den Menschen dar. Allein durch die Domestizierung verliert die evolutionäre Entwicklung der ehemaligen Wildtiere an Natürlichkeit. Schließlich wählte man hierbei bestimmte Tiere entsprechend den Zuchtkriterien des Menschen für die Zucht aus. Das Reiten eines Pferdes könne man demnach schon mit dem Ausführen und Dressieren eines Hundes an der Leine vergleichen. Wichtig ist nur, dass das Pferd keinerlei Schmerzen oder Widerwillen verspürt. Natürlich können die erwähnten Hilfsmittel, wie scharfe Gebisse, missbraucht werden. Es gibt jedoch hier genügend schonendere Alternativen, wie beispielweise das gebisslose Reiten. Entscheidend bei allen Mitteln ist letztlich immer die Intensität der Einwirkung. Wem das Wohl des Pferdes an erster Stelle steht, der geht stets mit Sanftheit vor und distanziert sich als Reiter damit automatisch von den Bildern aus den Medien.
Verantwortungsvoller Umgang
Außerdem besitzen Pferde definitiv eine Stimme, es liegt hierbei in der Verantwortung des Besitzers, diese anzuhören. Sofern man ein Pferd tiergerecht reitet, hat das Tier immer die Möglichkeit, „Nein“ zu sagen, in Form von Buckeln, Schweifwirbeln oder Kopfschlagen. Zu einer tiergerechten Reitweise gehört auch das Beachten von Ablehnung von Seiten des Pferdes und daraufhin das Überprüfen jener Reaktionen, auch durch ärztliche Hilfe. Ein positives Beispiel ist die Pferdetrainerin Andrea Bethge. Sie lässt ihre Pferde das Tempo beim Training vorgeben und gibt möglichem Widerwillen Raum. Auch werden Reiteinheiten im Fall von Nicht-Kooperation lieber beendet, statt das Tier direkt zu bestrafen.
Es gibt also verschiedene Ansichten auf die Thematik. Die aufgeführten Argumente sind lediglich ein kleiner Einblick in die weitgefächerte Diskussion über den Reitsport. Abschließend lässt sich sagen, dass das Wohlauf des Pferdes, egal ob im Sport- oder Freizeitbereich, noch viel stärker in den Vordergrund rücken muss und man in eine direktere Kommunikation mit seinem Pferd gehen sollte. Es ist daher von hoher Wichtigkeit, striktere Maßnahmen für das artgerechte Training von Pferden einzuführen und kleinste Verstöße gegen das Tierwohl zu bestrafen.
Gleich weiterlesen:
- Disability Pride Month: Gemeinsam gegen Ableismus
- „Wie peinlich!“ – Eine von Scham geprägte Jugend
- „Guilt Tripping“: Ich hoffe, du fühlst dich schuldig
Folge ZEITjUNG auf Facebook, TikTok und Instagram!
Bildquelle: Gene Devine via Unsplash; CC0-Lizenz