Wer hat Angst vor Annalena Baerbock?
Am 19. April 2021 hatte das Warten endlich ein Ende: Annalena Baerbock wurde von ihrem Kollegen Robert Habeck zur Kanzlerkandidatin der Grünen ernannt. Nur einen Tag später schnellen die Umfragewerte der Partei erneut in die Höhe und ziehen nun sogar an denen ihrer direkten Konkurrenz, der CDU, vorbei. Baerbock scheint anzukommen, ihre Kandidatur weckt Hoffnung, dass wirklich „alles drin“ ist bei dieser Bundestagswahl. Zeit, einen Blick auf ihre Geschichte zu werfen.
Annalena Baerbock – kleiner Fun Fact am Rande: Mit ihren Zweitnamen Charlotte und Alma bildet ihr voller Name das Akronym ACAB – wurde am 15. Dezember 1980 in Hannover geboren. Ihre Kindheit verbrachte die grüne Kanzlerkandidatin auf einem Bauernhof in der niedersächsischen Kleinstadt Pattensen. Schon ihre Eltern waren politisch aktiv und besuchten gemeinsam mit ihrer Tochter Anti-Atomkraft-Demos oder Veranstaltungen gegen den Rüstungswettlauf – die Leidenschaft für grüne Politik wurde Annalena also quasi in die Wiege gelegt. Bis sie sich selbst zu einer Mitgliedschaft bei den Grünen entschied, vergingen allerdings noch einige Jahre: Erst im Alter von 24 Jahren trat sie der Partei bei. Zu diesem Zeitpunkt absolvierte Annalena Baerbock gerade ein Masterstudium im Fach Völkerrecht an der renommierten London School of Economics, zuvor hatte sie bereits in Hamburg Jura und Politikwissenschaften studiert. Auch eine Promotion begann die Grünen-Chefin im Jahr 2009, lässt diese aufgrund ihrer politischen Tätigkeiten jedoch momentan ruhen. Der Lebenslauf der neuen Hoffnungsträgerin fürs Kanzleramt unterscheidet sich also kaum von dem ihrer politischen Konkurrenten – dennoch macht Annalena Baerbock in den Augen der Gesellschaft vieles zu einer besonderen, ja beinahe ausgefallenen Kandidatin.
Zunächst einmal wäre da ihr Alter: Mit 40 Jahren ist Baerbock die jüngste Anwärter*in auf die Kanzler*innenschaft, die es in der Bundesrepublik je gegeben hat. Viele Menschen drehen daraus die Story der unerfahrenen, naiven Grünen, die im Falle eines Wahlsiegs unser Land sofort vor die Wand fahren würde. Es mag sein, dass Annalena Baerbock in Gegensatz zu Olaf Scholz oder Armin Laschet noch nie in Ministerien, Landes- oder Bundesregierungen gesessen hat – ob ihr deshalb automatisch wichtige Kompetenzen oder Fähigkeiten fehlen, ist allerdings ein anderes Thema. Ihr schneller Aufstieg hat vielleicht gerade das gezeigt: Annalena Baerbock braucht keine besonders relevanten Stationen, um Großes zu erreichen. Innerhalb von wenigen Jahren hat sie sich von einem einfachen Mitglied des Bundestags zum heimlichen Star der Grünen entwickelt – so etwas passiert in einer der einflussreichsten Parteien Deutschlands nicht „mal eben so“. Die Parteibasis scheint ihr zu vetrauen, und auch Co-Vorsitzender Robert Habeck, der bereits Erfahrung als Umweltminister Schleswig-Holsteins gesammelt hat, verzichtet nun zu Gunsten von Baerbock auf eine Kandidatur. Regierungs- und Lebenserfahrung ist also offenbar nicht alles – in erster Linie zählen Werte, Positionen und Know-how, das man auch anderweitig erwerben kann. Dass eine junge Politikerin mit modernen Visionen eine Chance für unser Land ist, ist beinahe noch offensichtlicher. „Ich trete an für Erneuerung, für den Status quo stehen andere“ – das betonte Baerbock in ihrer ersten Rede als frischgebackene Kanzler*innenkandidatin. Erneuerung kann Deutschland momentan gut gebrauchen: In Sachen Klimaschutz, Wirtschafts- und Sozialpolitik ist es Zeit für deutliche Umbrüche. Und wem traut man eher zu, frischen Wind in die Politik zu bringen: Einer zukunftsorientierten, weltoffenen Grünen oder einem der betagten Herren, die bereits in den letzten Jahren an der trägen Regierung beteiligt waren?