Karriere machen als Frau – Trotz oder mit Kind?

Ody: Wie hat dein Arbeitsumfeld auf deine Entscheidung reagiert, ein Kind zu bekommen?

Isabelle: Tatsächlich haben alle entspannt reagiert und sich sehr für mich gefreut. Die Frage, wie lange ich in Elternzeit gehe, wurde natürlich meist direkt gestellt. Da mein Mann und ich uns die Elternzeit 50/50 aufteilen, habe ich hier oftmals in erstaunte Gesichter geblickt und hoffe, andere mit diesem Modell inspirieren zu können.

Constanze: In der Kurzversion: Sehr positiv. Und trotzdem war ich super aufgeregt, als ich es meinen damaligen Chefs erzählt habe. Wir waren zuvor in Gesprächen, mir noch deutlich mehr Verantwortung in der Firma zu übertragen. Die Schwangerschaft hat diese Überlegungen nicht gebremst. Mir war damals schon bewusst, dass es eher die Ausnahme als die Regel ist, dass meine Schwangerschaft so positiv aufgenommen wurde.

Ody: Wie wurdest du bei deiner Rückkehr empfangen? Wurde deine Stelle bereits neu besetzt oder konntest du gleich an deinen alten Platz zurückkehren?

Isabelle: Da ich noch schwanger bin, kann ich diese Frage erst in 7-8 Monaten beantworten. Meine Stelle wird aber nicht neu besetzt und ich werde bei meiner Rückkehr an meinen alten Platz und in meine alte Position zurückkehren.

Constanze: Ich konnte den gleichen Platz wieder einnehmen. Allerdings muss man dazu sagen, dass ich meinen Sohn im Juli 2020 bekommen habe und in meiner Abwesenheit in der Firma, bedingt durch die Corona-Pandemie, viele Veränderungen stattgefunden haben. Dennoch hatte ich ab Tag 1 nach Elternzeit das Gefühl, vom Verantwortungsgrad und von den Aufgaben her eine ähnliche Position wieder ausfüllen zu dürfen.

Ody: Wie würdest du deine persönliche Erfahrung, während der Schwangerschaft und danach mit Kind eine Führungsposition zu besetzen, beschreiben?

Isabelle: Während der Schwangerschaft habe ich soweit nur gute Erfahrungen gemacht. Es kamen hier und da ein paar Kommentare wie „Wart’s mal ab“ oder „Wenn das Kind da ist, wirst du auf jeden Fall länger Elternzeit machen wollen“ – die gehen bei mir aber rechts rein und links raus. Jede Familie sollte das Modell wählen, das für sie passt und nicht von sich auf andere schließen.

Constanze: Die ersten Monate wieder im Job waren erstmal eine Neugewöhnung. Der Alltag im und außerhalb des Jobs ändert sich einfach und so musste ich mich neu ordnen. Ich würde behaupten, dass ich effizienter und flexibler arbeite. Ich habe die glückliche Position, dass ich sowohl in meinem alten Job, in dem ich nach Elternzeit wieder eingestiegen bin, als auch in meinem aktuellen Job bei Appinio sehr viel Freiheiten und Vertrauen bekomme. Ich kann mir meinen Arbeitstag gestalten, wie es für mich mit Kind Sinn macht. Und das heißt nicht, dass mir weniger zugetraut wird. Gleichzeitig bedeutet mein Anspruch an mich selbst und meine Arbeit, dass ich, sobald ich bei der Arbeit raus bin, für meinen Sohn da bin. Es gibt kein „nach Hause kommen und erstmal entspannen“ mehr. Das sage ich hier erstmal ohne Wertung, denn es kann sowohl anstrengend als auch wunderschön sein.