Jugendliche redet mit einer Polizistin

Preview: „Katakomben“ – Rich-Kids in der Stadt unter München

München: eine Stadt mit zwei Gesichtern

München. Was ist es herrlich durch den großzügigen (zugegebenermaßen auch teilweise überfüllten) Englischen Garten zu flanieren, dem Glockenspiel am Marienplatz zu lauschen, oder die weltberühmte Frauenkirche mit ihren beiden Türmen zu besuchen. Eine Liste, die man bei einer solch geschichtsträchtigen und boomenden Stadt wohl noch ewig weiterführen könnte. Die vielen internationalen Unternehmen, die sich ihr Prestige mit einem Sitz in der bayerischen Hauptstadt aufpolieren, ziehen jedes Jahr neue Talente und Fachkräfte an. Es ist das verträumte, aber auch sehr einseitige Bild einer Stadt, die gerne über unschöne Probleme schweigt.  Das Ergebnis des Booms sind Wohnungsmangel und horrende Mietpreise. So verwundert es auch nicht, dass nur die Wenigsten von den Katakomben, einem unterirdischen Netzwerk aus Versorgungsgängen, Gewölben und Schächten, gehört haben, die förmlich von dem ganzen Prunk über der Erde erdrückt werden.

Die Unsichtbaren sichtbar machen

 „Direkt unter unseren Füßen ist eine Zwischenwelt entstanden, eine Grauzone. Hierhin werden die traurigen, unschönen Seiten unserer Gesellschaft abgedrängt“, erzählt Erwa in einer Pressemitteilung.

„Hier wird Halblegales akzeptiert und von der Realität weggesehen – damit das Münchner Stadtbild ,sauber‘ bleibt. Eine makabre Doppelmoral.“

Die Katakomben, die auf den ersten Blick wie leere, trostlose Tunnel wirken, sind für die Verdrängten der Gesellschaft, oder die „Unsichtbaren“, wie sie in der Serie genannt werden, eine Art Rückzugsort, insbesondere in der kalten Jahreszeit. „Katakomben“ begnügt sich laut der Aussage Erwas nicht damit, eine Drama-Crime-Story zu erzählen, sondern will auch den Unsichtbaren eine Plattform bieten und die immer größer werdende Schere zwischen Arm und Reich beleuchten. Wie aktuell das Thema wirklich ist, erfuhr Schauspielerin Mercedes Müller am eigenen Leib, als sie in den Klamotten ihrer Rolle, Tyler, einem Mädchen aus dem Untergrund, durch ein Münchner Kaufhaus lief. „Es gab sehr viele unterschiedliche Reaktionen. Meistens wurde ich aber ignoriert. Es war so, als würde man mich nicht sehen wollen“ erinnert sie sich während einer Pressekonferenz.

Der größte Star der Show könnten somit am Ende die Katakomben selbst werden. Erwa geht sogar so weit und spricht von einer Serienfigur der ganz anderen Art, die mal „dunkel, kalt und unheimlich“ sein kann und im nächsten Augenblick sich als „liebevolles Not-Zuhause“ gestaltet. Vor diesem Hintergrund gelingt es den Machern, die illegale Party der feierwütigen Rich-Kids in einem neuen Licht darzustellen und sie zum Ausgangspunkt für tiefgreifendere Diskussionen zu machen. „Die Frage, die uns interessiert hat, ist: Wie weit kann man ohnehin schon Verdrängte noch zurückdrängen, bis etwas passiert?“, so Erwa.