Wann akzeptiert ihr endlich, dass ich einfach keine Kinder will?
Ich mag Kinder. Sie sind süß, klein, frech und liebenswert. Über Jahre hinweg war es bei Familienfeiern meine Aufgabe, mich um meine kleinen Cousinen und Cousins zu kümmern, sie bei Laune und möglichst ruhig und friedlich zu halten. Wir haben Burgen und Höhlen gebaut, in denen nur Kinder erlaubt waren. Wir haben gekuschelt und gespielt. Ich habe ihnen vorgelesen und bin mit ihnen aufs Klo gegangen, wenn sie dabei Hilfe brauchten. Das alles sind tolle Erfahrungen, meistens hatte ich auch Spaß dabei. Trotzdem will ich später keine Kinder.
Mein Leben soll mir gehören!
Meine Freundinnen reagieren immer gleich, wenn das Thema Kinderwunsch aufkommt. „Du bist ja jetzt schon die volle Mama, da wirst du sicher einmal eine gute Mutter.“ Äh. Nein, danke. Ja, ich kann gut mit Kindern, aber das ist doch auch nicht so schwer. Kinder finden es lustig, wenn du Grimassen schneidest oder dir den Fuß anschlägst. Und funktioniert das nicht, kitzelst du sie eben aus, bis sie sich kringeln vor Lachen. Mutter werden will ich allerdings immer noch nicht, denn ich sehe auch, wie genervt, übermüdet und ausgelaugt die Eltern der Kinder aussehen. Klar, mag es Belohnung genug sein, wenn du am Ende eines harten Tages von deinem Kind mit einem freudigen Lächeln begrüßt wirst. Aber jetzt stell‘ dir mal vor, du kommst spät nach Hause und dein Baby schreit grundlos die ganze Nacht lang durch. Einfach so. Darauf verzichte ich doch gerne.
Bevor jetzt junge Eltern sofort angegriffen aufschreien, will ich gleich mal eines klar stellen. Ich habe kein Problem mit Kindern, auch nicht mit Menschen, die sich für sie entscheiden. Ich will nur einfach selbst keine. Dafür will ich mein Leben frei bestimmen können, will spontan in den Urlaub fahren, Länder bereisen, die nichts für Familienurlaube sind. Ich will Karriere machen und nicht zuhause mit der Nachbarin den neuesten Klatsch und Tratsch besprechen oder Rezepte austauschen. Mein Leben, mein Körper und meine Zeit sollen mir gehören, nicht meinen Kindern. Ja, das mag vielleicht egoistisch klingen. Aber letztendlich will ich nur dem Kind in mir selbst seine Träume erfüllen. Sogar mit Zwölf war ich schon dieser Meinung. Während meine Freunde überlegten, wie viele Kinder sie wohl mal haben werden, habe ich von coolen Berufen geträumt. Von einer Karriere, die nicht für Kinder weichen muss.
„Der Richtige“
Viele meiner Schulfreunde schmiedeten über die Jahre große Pläne, wie das Leben nach der Schulzeit weiter gehen würde. Mit 17 sprach nun keiner mehr von Kindern. Mittlerweile sind die ersten jedoch Eltern geworden und leben in Reihenhaushälften. Ob sie dort glücklich sind? Wer weiß, schließlich wird jeder von anderen Dingen erfüllt. Viele Menschen sind dafür geschaffen, Eltern zu werden. Aber es sollte doch kein Muss sein, oder?
Spätestens bei den Familienfeiern muss ich mich als Frau Mitte 20 gegenüber meinen Verwandten verteidigen. Wieder bin ich ohne festen Partner aufgetaucht und immer noch will ich keine Kinder. „Wenn der Richtige kommt, siehst du das ganz anders“, höre ich dann häufig. Ich kann euch gar nicht sagen, wie sehr ich diesen Satz hasse. Wir leben im 21. Jahrhundert. Selbst im konservativsten Bayern dürfen gleichgeschlechtliche Paare heiraten, aber ich darf mich als Heterofrau nicht gegen Kinder entscheiden? Der „Richtige“ wird vielleicht kommen, aber wenn er richtig für mich sein soll, muss er meine Entscheidung verstehen und akzeptieren. Richtig ist jemand, mit dem ich auch ohne Kinder den Rest meines Lebens verbringen kann. Ist das nicht vielleicht sogar die Kunst? Viele Paare bleiben nur wegen der Kinder zusammen. Glücklich verheiratet – Fehlanzeige. Warum also nicht auf die Kinder verzichten und glücklich sein. Und solltest du das irgendwann nicht mehr sein, dann beendest du es eben. Wiedersehen musst du den Ex dann auch nie mehr.
Will ich Kinder in diese Welt setzen?
Aber wollen wir mal das ganze Drumherum hinter uns lassen und uns den tatsächlichen Gründen für meine Einstellung widmen. Kinder zu bekommen ist eine Verpflichtung. Denn hast du dich erst einmal dafür entschieden, kannst du es dir nicht mehr anders überlegen. Ab diesem Moment bestimmen deine Kinder dein gesamtes weiteres Leben. Bis sie 18 sind, werden sie bei dir wohnen, jeden Tag deine Aufmerksamkeit fordern. Sie werden dich nicht nur lieb haben und dir eine Freude nach der anderen bereiten. Stattdessen werden sie dich auch mal belügen, dich anschreien, sich heimlich davon schleichen und teilweise auch richtig Scheiße bauen.
Sie werden allein durch ihre Geburt deinen Körper entstellen. Habt ihr schon einmal Bilder oder Videos aus einem Kreissaal gesehen? Ich schon und ich kann es wirklich niemandem weiterempfehlen. Wunder der Natur hin oder her – aber das möchte ich nicht durchmachen. Es gibt einen guten Grund, warum Frauen, die kurz nach der Geburt das Krankenhaus verlassen, dies meist in einem Rollstuhl tun.
Ich könnte hier wohl ewig weiter machen, könnte noch viele Gründe finden und weiter versuchen euch zu überzeugen, dass ich es ernst meine. Aber das wollen die meisten doch sowieso nicht hören. Erklärt mir doch bitte nur eins: Warum stört es euch so, dass ich keine Kinder möchte? Mich stört es doch auch nicht, dass ihr euch dafür entscheidet. Können wir nicht einfach die Entscheidungen der anderen akzeptieren und es dabei belassen?