Kidfluencer: Internetstars dank Kinderarbeit?

Die Unterscheidung zwischen lustigem Freizeitspaß und moderner Kinderarbeit ist wahrlich eine Gratwanderung. Sobald ein Kind einer wirtschaftlichen Tätigkeit nachgeht, sprechen wir von Kinderarbeit. Das Jugendarbeitsschutzgesetz erlaubt Minderjährigen ab sechs Jahren zwar bis zu drei Stunden tägliche „Arbeitszeit“. Allerdings müssen bestimmte Bedingungen und Auflagen erfüllt sein, damit dies den Eltern genehmigt wird. So muss beispielsweise zwischen den Arbeitszeiten eine mindestens vierzehnstündige Pause liegen. Außerdem bedarf es hierfür zwingend einer Erlaubnis des Jugendamts und eines Kinderarztes beziehungsweise einer Kinderärztin.

In der Praxis jedoch ist es nur schwer überprüfbar, inwieweit sich erfolgreiche Kinderkanäle an besagte Richtlinien halten. Bei täglichen Posts, Stories und Videoclips auf diversen Plattformen ist es wohl nicht unbedingt realistisch, dass diese Auflagen eingehalten werden.

Blick in die Zukunft

Wie sich der große Erfolg vieler Kidfluencer*innen auf deren Entwicklung auswirkt, bleibt abzuwarten. Eine der Schattenseiten von Social Media ist jedenfalls der enorme Erfolgsdruck auf den Plattformen. Wer sich schon in jungen Jahren mit der eigenen Vermarktung und fremden Kommentaren auf Social Media auseinandersetzt, tut sich damit nicht unbedingt etwas Gutes. Denn wie unter anderem die Influencer-Psychologin Franziska Koletzki-Lauter berichtet, kann das permanente Feedback in Form von Klickzahlen, Likes und Follower*innen langfristig negative Auswirkungen auf die eigene Psyche haben. Nicht zu unterschätzen ist außerdem der Einfluss von Hate-Kommentaren, welche in den sozialen Netzwerken keinesfalls eine Seltenheit sind. Mit dieser Seite ihrer sonst so fröhlichen und bunten Internetwelt werden Kidfluencer*innen also zwangsläufig auch konfrontiert.

Darüber hinaus stellt sich im Hinblick auf das weitere Leben der Heranwachsenden die Frage, wie viele private Details sich von einer Person im Internet befinden sollte. Es liegt im Ermessen der Eltern, inwieweit sie die Privatsphäre ihrer Kinder diesbezüglich schützen. Ob sich Kidfluencer*innen langfristig einen Gefallen mit ihrer medialen Präsenz tun, ist fraglich. Aus heutiger Sicht wäre vermutlich keiner von uns sehr erfreut darüber, das zwölfjährige Ich zu einer Kesha-Choreo tanzend im Internet wiederzufinden.

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Bildquelle: Vanessa Loring via Pexels; CC0-Lizenz