Klassiker, die es sich zu lesen lohnt

Die Auswahl ist groß und nicht alles, was gemeinhin als Klassiker gilt, ist auch gut. Auf meiner Suche nach guten Büchern, die umhauen, mitreißen, mit ihrem Stil überzeugen, bin ich teils auf Großartiges gestoßen, aber auch auf einiges, was seinem Ruf (meiner Meinung nach) nicht gerecht wird. Vorab möchte ich anmerken, dass Geschmäcker bekanntlich verschieden sind und was dem einen gefällt, gefällt dem anderen schon wieder nicht.

So bin ich beispielsweise kein Fan von den Büchern „1984“ von George Orwell, oder dem „Café am Rande der Welt“ von John Strelecky, auch hat mich leider „Betty Blue“ von Philippe Djian enttäuscht. Natürlich kann ich nur über die Bücher sprechen, die ich auch wirklich gelesen habe. Hier kommt eine kleine Auswahl der Bücher, die zurecht zum Kanon der Literatur angehören, zumindest wenn es nach mir geht.

Fight Club  von Chuck Palahniuk

Fight Club von Chuck Palahniuk

»Tyler besorgt mir einen Job als Kellner, und dann schiebt mir Tyler eine Pistole in den Mund und sagt, als ersten Schritt zum ewigen Leben musst du sterben. Lange Zeit waren Tyler und ich jedoch die besten Freunde. Ich werde ständig gefragt, ob ich über Tyler Durden Bescheid gewusst habe. Tyler drückt mir den Lauf der Pistole tief in den Schlund und sagt: Wir sterben nicht wirklich.“ […] „Das ist nicht wirklich der Tod“, sagt Tyler. „Wir werden zu einer Legende. Wir werden nicht altern.“«

Fangen wir mit meinem liebsten Buch an: Fight Club. Inspiriert von dem gleichnamigen Filmklassiker, kaufte ich mir in heller Vorfreude das Buch, und was soll ich sagen, es ist grandios. Der Schreibstil ist knapp und schnell und doch schön. Chuck Palahniuk versteht es einfach coole Sätze zu kreieren und sofort, ohne viel Schnickschnack, zum Punkt zu kommen. Mit dem Unterstreichen kam ich gar nicht mehr hinterher, teilweise habe ich mehr markiert, als dass ich etwas freigelassen habe.

Doch worum geht’s eigentlich? Stell dir vor, du leidest unter Schlafmangel; weil du stets an anderen Orten aufwachst, als du eingeschlafen bist, befürchtest du verrückt zu werden. Was wenn du nachts jemand anderes bist und was wenn das stimmt? Was wenn dein bester Freund, dein größter Feind ist? Als der namenlose Erzähler auf den Draufgänger Tyler Durden trifft, verändert sich sein gesamtes Leben. Zusammen gründen sie den Fight Club und stellen damit der Konsumgesellschaft etwas entgegen. Heimlich und in den Kellern von Restaurants und Bars tragen sie ihre Zweierkämpfe aus. Und auch wenn das gesellschaftskritische Buch von Gewalt handelt, steht sie doch für etwas, für eine falsche Männlichkeit, für ein kapitalistisches System, mit dem gebrochen wird, für unterdrückte Triebe, die zum Vorschein kommen.

Das Bildnis des Dorian Gray von Oscar Wilde

Das Bildnis des Dorian Gray von Oscar Wilde

»Er wollte gerade den Türknauf drehen, als sein Blick auf das Portrait fiel, das Basil Hallward von ihm gemalt hatte. Überrascht fuhr er zurück. Dann ging er einigermaßen verwirrt in sein Zimmer. Er zog die Blume aus dem Knopfloch, doch dann zögerte er. Schließlich machte er kehrt, ging zu dem Bild und untersuchte es. In dem trüben gedämmten Licht, das sich durch die cremefarbenen Seidenjalousien mühte, erschien ihm das Gesicht ein wenig verändert. Der Ausdruck war anders. Man hätte meinen können, dass um den Mund ein Hauch von Grausamkeit lag.«

Dorian Gray ist jung, wunderschön und wohlhabend und er ist umso schöner, da er von der Macht seiner Schönheit keinen Gebrauch macht. Seine Bescheidenheit wird auf die Probe gestellt, als er in den Bann des Lords Henry Wotton gerät. Dieser nutzt die blinde Naivität des jungen Dorians aus und formt ihn nach seinem Bilde. Als Dorian sein perfektes Portrait erblickt, wird ihm auf einmal schmerzlich bewusst, wie vergänglich seine Schönheit ist. Er wünscht sich, dass von nun an, statt ihm, das Bild altere. Wie gewünscht, so geschehen. Von nun an führt Dorian ein großspuriges Leben, ohne Hemmungen und gibt sich allen Freuden hin. Das hässlicher werdende Portrait und sein makellos bleibendes Erscheinungsbild weichen immer weiter voneinander ab, bis Dorian sich darin nicht mehr wiedererkennt.

Oscar Wildes abstrakte Idee hat er genial umgesetzt. Der Roman ist nicht nur inhaltlich besonders, sondern auch voller schöner, kluger, poetischer Sätze. Zudem regt es zum Nachdenken über Moral, Individualismus und Hedonismus an, darüber wer man selbst ist, und sein möchte oder auch nicht sein möchte.