Liebe

Eine Idee Liebe: Die drei großen Worte

Die romantische Liebe ist zum zentralen Motiv unserer Paarbeziehungen geworden. Dass sie der Kitt zweier Menschenleben ist, ist dabei eine noch recht junge Erfindung. Seitdem hat sich viel getan. In dieser Kolumne beschäftigen sich unsere zwei Autorinnen Lena und Rahel mit dem Ursprung der romantischen Liebe. Wo kommt sie her, wo will sie hin? Ist die Liebe zwischen Swipe links und Swipe rechts nur noch ein Produkt der Liebesökonomie?

Die Liebe ist schon ein komisches Konzept. Erst suchen wir alle nach ihr und wenn sie dann vermeintlich vor unserer Tür steht, sind wir zu feige aufzumachen. Warum ist das so? Haben wir Angst davor, uns verletzlich zu machen oder ist es doch die Furcht vor Ablehnung? Ein Analyseversuch.

Wir alle jagen sie auf die eine oder andere Art: Die große Liebe. Wir treiben uns auf Dating-Apps herum, sprechen auf Partys Menschen an, die uns gefallen und schreiben eindeutig zweideutige Nachrichten an den Angebeteten. Alles nur, weil wir glauben, dass er der Richtige ist. Wir sehen ihn als den Vater unserer Kinder und haben vor unserem inneren Auge schon die perfekte Hochzeit geplant. Noch vor dem ersten Kuss glauben wir genau zu wissen, dass wir mit dieser einen Person das perfekte Leben haben werden. Kommt es dann doch anders, sind wir zwar häufig enttäuscht, aber irgendwie ist es auch nicht so schlimm. Schließlich ist die Welt groß und laut unseren Omas haben andere Mütter auch schöne Söhne.

Je nachdem wie lange wir Single sind und wie oft wir schon den vermeintlich richtigen Partner gefunden haben, wird die Jagd zur Normalität. Wir sind daran gewöhnt uns immer wieder von unserer besten Seite zeigen zu müssen und wir erzählen immer neuen Menschen die immer selben Geschichten. So lange, bis wir den Glauben an die große Liebe schon fast aufgegeben haben: Na gut, dann werden wir eben alleine glücklich. Das geht ja auch. Denn schließlich leben wir nicht mehr in den 60er Jahren und Kinder kann man zur Not auch ohne Partner bekommen. Hallo Freiheit!

Erstens kommt es anders…

Tja, und meistens passiert es genau dann. Nach einem halbherzig vereinbarten Date und einer viel zu langen Nacht auf einer Bank vor einem Kiosk mit dem mittlerweile schalen Radler in der Hand, schlägt er ein: Der Blitz.

Wie vom Donner gerührt liegen wir plötzlich im Bett und es ist keine Vorahnung mehr, sondern eine Gewissheit. Wir haben uns verknallt, und zwar so richtig. Mit Schmetterlingen und Dauergrinsen und dem ganzen Brimborium, welches so ein Verknalltsein eben begleitet. Plötzlich verbringt man jede freie Minute am Smartphone, wartet auf die nächste Nachricht und findet auf einmal alles unfassbar süß, was der andere macht.

Man erkennt sich selbst nicht wieder, aber das ist auch gar nicht schlimm, denn schließlich ist diese verliebte und leichte Version von sich selbst viel glücklicher als das seriell-datende Ich der Vergangenheit.

Und auch das Gegenüber verhält sich nicht anders als man selbst. Zusammen schwebt man auf Wolke 5, denn für Wolke 7 sind beide eben doch noch ein bisschen zu feige. Sonntage im Bett sind voller Wärme und riechen nach süßen Croissants und heißem Kaffee anstatt nach dem Rauch der gestrigen Nacht und Aspirin. Langsam, aber sicher entwickelt sich aus den zunächst noch zaghaften Dates so etwas wie eine Beziehung. Man löscht Tinder vom Handy, reagiert nicht mehr auf die Anrufe von Verflossenen und geht auch nicht mehr so viel Feiern. Stattdessen stellt man sich gegenseitig Freunden vor und vielleicht nimmt man den Angebeteten auch mal zum Familien-Grillen mit. Ganz ungezwungen versteht sich. Schließlich will man bei Oma Hildegard keine Hoffnungen wecken und irgendwie hat man auch immer noch Angst, dass es morgen wieder vorbei sein könnte mit diesem flauschigen Gefühl in der Magengegend.