Liebe

Eine Idee Liebe: Die drei großen Worte

Aber es geht nicht vorbei. Der andere bleibt und man selbst auch. Und ehe man sich versieht, sagt man Dinge wie: „Ich habe dich richtig, richtig gern!“ oder „Du bedeutest mir jeden einzelnen Tag mehr.“ Und man weiß sehr wohl, wie kitschig das klingt und das man eigentlich viel lieber etwas anderes sagen würde. Etwas größeres, weil ‚richtig gern‘ nicht mehr reicht.

Kommt Zeit, kommt Rat

Aber ist es dafür nicht noch zu früh? Und wann ist eigentlich der richtige Zeitpunkt, um die drei großen Worte auszupacken?

Die guten Nachrichten zuerst: Natürlich gibt es nicht DEN einen richtigen Zeitpunkt. Und dennoch lassen sich einige Faktoren ausmachen, die auf ein gutes Möglichkeitsfenster hindeuten könnten.  Hierzu reicht es oftmals schon, sich ein paar einfache Fragen zu stellen.

Eine kleine Auswahl:

Fühle ich mich bei meinem Partner sicher? Wenn ich mich meinem Partner gegenüber öffne, kann ich dann darauf vertrauen, dass respektvoll und ehrlich mit meinen Gefühlen umgegangen wird? Wie verhält sich mein Partner mir und meinem Umfeld gegenüber? Bin ich mir meiner Gefühle sicher? Habe ich die Kapazitäten mit dem Umzugehen, was auf mein Geständnis folgt?
Sicher sehen auch diese Fragen für uns alle unterschiedlich aus, doch ich denke die wichtigsten Hinweise sind Respekt, Ehrlichkeit und Sicherheit.

Finde ich alle drei bei meinem Partner und auch in mir selbst, wird mir ein ‚Ich liebe dich‘ viel leichter über die Lippen kommen als in einer unsicheren und wankelmütigen Partnerschaft.

Doch was noch lauter ist als das gesprochene Wort ist häufig die Stille.

Und da es sich hier ja immer noch um eine Kolumne handelt, kann ich auch ganz schamlos von meinen persönlichen Erfahrungen mit den drei großen Worten berichten.

Zugegeben, wir waren vielleicht ein bisschen schneller mit unserem Liebesgeständnis als ich es normalerweise für gesund gehalten hätte. Doch an dieser Stelle muss ich entgegen meiner sonstigen Einstellung sagen: Corona sei Dank!

Denn ohne die Pandemie hätten wir sicher nicht so schnell so viel Zeit miteinander verbracht. Und was für viele nach dem absoluten Horror klingen mag, war unser Glück. Wir hatten beide quasi nichts zu tun, waren flexibel und konnten zu großen Teilen im Home-Office arbeiten. Also verbrachten wir jede freie Minute zusammen. Die Taschen, die ich von zuhause mitbrachte, wurden immer größer und Schritt für Schritt ließ ich Dinge hier. Meine Zahnbürste, Sportsachen, Make-Up. Es war wie eine schleichende Invasion, die im Badezimmer begann und sich langsam, aber sicher in der ganzen Wohnung ausbreitete. Das Frühjahr verging, der Sommer kam und ehe ich mich versah, war ich bei ihm eingezogen. Ich fühlte mich sicher und er gab mir Raum.

Und so saßen wir Abende lang auf seiner Terrasse, spielten UNO, tranken Wein und philosophierten über das Leben. Was sind deine Vorstellungen von einer Beziehung? Was sind meine? Kannst du dir vorstellen Kinder zu bekommen? Isst du lieber schwarze oder grüne Oliven?

Sie sprechen in Rätseln

Wir tasteten uns aneinander heran. Debattieren, verglichen, öffneten uns. Sätze wie „Die Zeit mit dir macht mich glücklich“ oder „Neben dir schlafe ich besser“ kamen uns nun viel öfter über die Lippen.

Ich bin der festen Überzeugung, dass all diese Sätze und Worte in solchen Situationen eigentlich nur Synonyme für ein zaghaftes ‚Ich liebe dich‘ sind. Sei es das obligatorische „Komm gut nach Hause“ oder der liebevolle Kuss auf die Stirn. Irgendwo zwischen den Zeilen stecken die Schmetterlinge.

Und als selbst die nicht mehr reichten, kam die Stille. Sie wurde größer, schwoll an, bis einer von uns sie brach. Zunächst noch mit einem Kopfschütteln und der Frage, ob man auch einen Kaffee wolle und später dann mit einem flüchtigen Kuss und einem sanften: „Wenn wir nicht aufpassen, verlieben wir uns ineinander.“

Natürlich war es da schon zu spät, das mussten auch wir uns einige Zeit später eingestehen.  

Heute benutzen wir die drei Worte viel selbstverständlicher, aber mir ist ihre Bedeutung immer noch mehr als bewusst. Ich liebe dich ist immer ein Versprechen, mit dem man meiner Meinung nach nicht um sich werfen sollte. Es ist ein Versprechen auf Zukunft. Das Versprechen, dass man aufeinander aufpasst und sich unterstützt. „Ich liebe dich“ ist immer selbstlos. Daher sollte eine Liebeserklärung von der einen Seite nie ein Zwang hervorrufen, diese zu erwidern oder gar gegen den Partner eingesetzt werden. Wer liebt macht sich verletzlich. Mit dieser Verletzlichkeit umgehen zu können und sie zu erwidern ist die eigentliche Kunst.

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Bildquelle: Yan Krukov von Pexels; CC0-Lizenz