Liebeserklärung an: Tee, der heiße Alleskönner

Es sind die kleinen Dinge, die uns unseren tristen Alltag versüßen und das Leben ein bisschen besser machen. Ob es hübsche Gänseblümchen sind, die am Straßenrand wachsen oder eine Kugel deiner liebsten Eissorte – wir alle haben kleine Muntermacher in unserem Alltag, über die wir nur selten ein Wort verlieren. Das soll sich jetzt ändern! Wir bieten euch eine Liebeserklärung an die kleinen Dinge, die uns in stressigen Situationen retten, an schleppenden Tagen motivieren oder uns die guten Tage versüßen!

Ich starre gerade das leere Blatt vor mir an und versuche einen dir würdigen Anfang zu finden. Wie du siehst scheitere ich kläglich. Am liebsten würde ich beginnen mit: „Lieber Tee, du bist so unendlich viel!“ In meinem Kopf sagt das die Stimme einer Liebenden, sanft aber begeistert, mit bestimmtem Nachdruck – vor allem auf dem „so“. Dann würde ich einen Punkt setzen und das erst mal wirken lassen wollen. Aber wie ich das so schreibe und in meinem Kopf höre, scheint es mir, als hätte auch dieser Satz zu wenig Paukenschlag, zu wenig Fanfare, zu wenig „Welt hör her, hier kommt meine einzige, größte, ewige Liebe im Getränkesortiment“. Deshalb verspreche ich dir jetzt, wenn ich gleich doch diesen Satz als Einstieg wähle: Da sollen die buntesten Konfettiregen für dich drin sein, die tosendste Standing Ovation und das überschwänglichste, lauthalsigste Lachen der Queen, das die Welt noch nie gesehen hat. Denn…

Lieber Tee, du bist so unendlich viel

Ich könnte Seiten füllen mit spannenden Statistiken, dass weltweit gar nicht die Briten die größte Tee-Nation sind, sondern die Türken, und dass in Deutschland die Ostfriesen die sind, die alle abhängen. Oder interessante Geschichten, wie du früher nur Getränk der ranghohen Aristokraten warst, bis dein Preis dank Schmugglern gesenkt wurde und nun auch die Arbeiterklassen lieber zu dir als zum Alkohol griffen. Wusstest du, dass die ersten Beutel aus Seide waren? Und dass man dich heute nur kennt, weil scheinbar eins deiner Blätter per Zufall ins heiße Wasser eines chinesischen Kaisers gefallen ist und er sich dachte „Woah nice“?

Oder ich könnte darüber schreiben, wie kein anderes natürliches Getränk so vielfältige Vorteile für unsere Gesundheit innehält wie du. Wie du in deinem nicht fermentierten Zustand – also Grün – unseren Stoffwechsel ankurbelst, unsere Nieren besser arbeiten lässt und sogar unseren Cholesterinspiegel senkst. Wie Kamille und Lindenblüte (ja ich weiß, streng gesehen, gehört alles was nicht weißer, grüner, schwarzer oder postfermentierter Tee ist, nicht dazu, aber ich schmücke dich jetzt wegen des umgangssprachlichen Begriffs des Tees, den ich hier benutze, doch mit fremden Federn) unsere Nerven beruhigen, wie Ginger-Lemon unser Immunsystem stärkt und Fenchel bei Verdauungsbeschwerden hilft. Da könnte ich ewig weitermachen und von Pfefferminze bis Kümmel und Schafgarbe wäre alles abgedeckt.

Me-Time und vier Kilo Adventstee

Aber ich denke lieber an all die Momente, in denen du für mich alleine da bist. Wenn ich zum Beispiel morgens aufstehe und erst mal schlaftrunken in die Küche wanke, um Wasser aufzusetzen. Dann weiß ich, jeder Tag, der mit deinem speziellen Duft nach Bergamotte anfängt, wird ein guter Tag. Abends, wenn ich nachhause komme, bist du die Feierabend-Belohnung und der Inbegriff wohlverdienter Me-Time. Dann hole ich dein Mate-Vanille Flavour aus dem Schrank und kuschle mich mit meinem Tagebuch auf die Couch. Und wenn ich wieder einmal eine sehr healthy Phase habe, schütte ich dich schon mal literweise in mich hinein und vergewaltige dich mit Apfelessig. Aber du machst alles geduldig mit.

Oder ich denke an all die Momente, in denen du mich und meine Liebsten noch näher zusammengebracht hast. Wie du dampfend zwischen uns auf dem Tisch stehst, und wir müde vom vielen Schnattern und Lachen einen ruhigen Moment lang deinen wirbelnden Schwaden zuschauen. Wie wir glückselig in der Teestube ums Eck zusammensitzen, weil wir unser ganzes Geld gespart haben, um hier endlich einen sündhaft teuren Afternoon-Tea genießen zu können. Und wie wir dank Foodsharing von eben diesem Teeladen vier Kilo (!!) deiner Adventsmischung vor dem Müll retten können und diese zufrieden in hundert kleine Säckchen verpacken und verschenken.

„Schaust du denselben Mond an wie ich?“

So viele schöne Momente, die du noch schöner gemacht hast, so viele doofe, die du gerettet hast und so viele Erinnerungen und Insider-Jokes, die du uns schon beschert hast. Du bist das Gefühl von Zuhause, wenn wir uns beim Afternoon-Tea auf eine Teereise durch China begeben, du bist die Möglichkeit, eben diese Geborgenheit fern von Zuhause zu finden. Telefoniere ich mit meinen Freundinnen sagen wir nicht: „Hach wie romantisch, schaust du grad denselben Mond an wie ich?“ sondern wir schnuppern gemeinsam und meilenweit voneinander entfernt an unseren sanften Lindenblütentees, und wissen, irgendwo da draußen ist jemand, den wir noch ein bisschen mehr lieben, als die gemeinsame Liebe zu dir.

Lieber Tee, du bist so unendlich viel. Und wenn irgendetwas der Queen ihr lauthalsigstes Lachen entlocken könnte, dann bestimmt du.

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Bildquelle: Unsplash unter CC0 Lizenz