Liebeserklärung an: Überraschungsgeschenke, die besten überhaupt

Es sind die kleinen Dinge, die uns unseren tristen Alltag versüßen und das Leben ein bisschen besser machen. Ob es hübsche Gänseblümchen sind, die am Straßenrand wachsen oder eine Kugel deiner liebsten Eissorte – wir alle haben kleine Muntermacher in unserem Alltag, über die wir nur selten ein Wort verlieren. Das soll sich jetzt ändern! Wir bieten euch eine Liebeserklärung an die kleinen Dinge, die uns in stressigen Situationen retten, an schleppenden Tagen motivieren oder uns die guten Tage versüßen!

Liebes Überraschungsgeschenk,

kaum steht ein Feiertag vor der Tür, ein Geburtstag, Weihnachten, Ostern – wirst du Wochen im Voraus mit der Frage an den Beschenkten: „Was wünschst du dir eigentlich?“ vom Überraschungsgeschenk zum bloßen Geschenk. So wirst du an den Rand gedrängt, man möchte dir eigentlich lieber keine Beachtung schenken und so tun als gäbe es dich nicht, man hat ein bisschen Angst: der Beschenkte, weil er nicht weiß ob was cooles drin ist, der Schenkende weil ihn der Inhalt als Freund, Arbeitskollegen, Onkel, oder was auch immer direkt ins Abseits stellen könnte.

Glatteis und Fettnäpfchen

Aus Schenker-Sicht bist du das Glatteis, auf das man sich nicht wagen möchte und ein Pool voller Fettnäpfchen. Du birgst Gefahren, die man vorher nicht kannte. Denn du entlarvst gnadenlos, wenn ein Schenker das Geburtstagskind nicht gut kennt, zu wenig kennt oder nicht zugehört hat, wenn dieses durchs Jahr von sich und seinen Vorlieben erzählt hat. Da kann es schon mal sein, dass man der Arbeitskollegin, die auf den Firmenfeiern nie ein Glas Alkohol getrunken hat und tatsächlich mehrmals betont, dass sie nicht trinkt, einen teuren Wein schenkt – und sie sich diese dann freundlich verunsichert lächelnd bedankt und innerlich fragt, ob der andere wohl die Wahrnehmung von einem Küchenlappen hat. Lieber fragt der Schenker also, was sich jemand wünscht, damit du nicht wie befürchtet, wie ein glibberiger Schleim Unvermögen aus dem Geschenkpapier springst und ihn blamierst. So ist er auf der sicheren Seite, so sind alle Wünsche bedient und niemand bleibt freundlich verunsichert lächelnd zurück.

Für den Beschenkten bedeutest du, liebes Überraschungsgeschenk, dasselbe: In den meisten Fällen zeigst du schmerzlich auf, wer ihn eigentlich gar nicht so kennt und wer einfach nur schnell in die nächste Tankstelle gerannt ist. Und dann bist du mühsamer Ramsch, der Zimmer füllt und Dankeskarten, die aus Anstand nicht weggeworfen werden können. Da wird die Frage „Was wünschst du dir?“ zum rettenden Anker und der Beschenkte klammert sich daran wie ein Ertrinkender – weil er weiß: das ist die einzige Chance, die ihm bleibt.

Schuld ist der Schenkende

Es ist definitiv die Schuld von schlechten Schenkern, dass du so ins Abseits gedrängt wurdest. In unserer schnellen, leistungsgetriebenen Gesellschaft kamen Kreativität und Aufmerksamkeit ziemlich abhanden. Zwei wichtige Eigenschaften, um ein tolles Überraschungsgeschenk machen zu können. Kurz eine SMS, was der zu Beschenkende sich wünscht, das Genannte schnell bei Amazon per Mausklick liefern lassen (wie geil, muss man ja nicht mal einen Fuß in den Laden setzen) und schon ist die mühsame Geschenkesache erledigt, und man hat wieder Zeit, seine anderen Sachen im Leben noch effizienter und herzloser abzuwickeln. Der Beschenkte wird sich freuen und sagen: „Super, genau das habe ich mir gewünscht“ – joke’s on you – und den Mixer an den vorbereiteten Platz stellen, wo dieser nun seine Lebzeiten als liebloses Objekt fristet, ein leeres Gefäß, das man halt braucht, aber keinerlei Erinnerung trägt – außer dass er für den Beschenkten gratis war. Gut gemacht.

Dabei…

wärst du doch das Schönste! Wenn der Schenker nur mal seine Angst vor Blamage überwinden könnte, und ein bisschen mehr Mut und Zuversicht hätte. Wenn er sich die Zeit, sich in den anderen reinzuversetzen, nehmen und ein biiiisschen kreativ werden würde. Das setzt natürlich ein Minimum an Empathie voraus, aber im Grunde ist die mit etwas Überlegen schon gegeben. Dann könnte auch der Beschenkte seine Angst vor Ramsch verlieren und dich richtig genießen. Denn eigentlich bist du doch viel, viel cooler und aufregender als Geschenke, die man runterrattert wie seinen Einkaufswagen auf Zalando oder Amazon. Denn die – ganz ehrlich – kann man sich ja auch selber bestellen. In dem Fall wäre das „Geschenkte“ nur der gesparte Aufwand, eine Internetzahlung zu machen und ein Paket entgegenzunehmen. Wow.

Eigentlich wünscht sich doch jeder, dich in deiner perfekt überlegten Form zu erhalten (oder zu schenken). Wenn du ausdrückst: Ich kenne dich, ich kenne deinen Humor und deine Vorlieben. Und vielleicht sogar: Ich weiß – ohne dass du mir es sagst – was du schon lange mal wolltest, und vielleicht wusstest du das bis gerade eben auch nicht. Dabei kannst du, von außen betrachtet, gerne auch Ramsch sein, es geht ja gar nicht um Gebrauchsgegenstände oder um was Praktisches wie Kleider, Gutscheine, etc. Aber für den Beschenkten hast du eine Bedeutung und es schafft eine schöne Verbindung zum Schenker. Es macht doch viel mehr Spaß, etwas auszupacken, wenn man nicht weiß, was drin ist. Wenn ein aufregendes Kribbeln im Bauch ist, wenn beim ersten erhaschten Blick auf das Geschenk noch ganz ehrlich Emotionen im Gesicht sind. Das sind doch die schönsten Geschenke.

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Bildquelle: Unsplash unter CC0 Lizenz