Beastie Boys Liebeserklärung Zeitjung

Liebeserklärung an: die Beastie Boys

Es sind die kleinen Dinge, die uns unseren tristen Alltag versüßen und das Leben ein bisschen besser machen. Ob es hübsche Gänseblümchen sind, die am Straßenrand wachsen oder eine Kugel deiner liebsten Eissorte – wir alle haben kleine Muntermacher in unserem Alltag, über die wir nur selten ein Wort verlieren. Das soll sich jetzt ändern! Wir bieten euch eine Liebeserklärung an die kleinen Dinge, die uns in stressigen Situationen retten, an schleppenden Tagen motivieren oder uns die guten Tage versüßen!

Liebe Beastie Boys,

drei New Yorker Juden aus der Mittelschicht hieven ausgerechnet das Musikgenre in den Mainstream, das in den heruntergekommenen Vierteln der Bronx entstand und Afroamerikanern als Sprachrohr dient, um gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeit anzusingen. Das wäre der beste Witz der Musikgeschichte, wenn es denn nicht wahr wäre.

Zwei Quakstimmen und eine Erkältung

Das Faszinierende an euch ist, dass ihr erst gar nicht versucht habt, schwarz zu klingen. Mike D. und Adrock quaken sich wie zwei Teenager von Zeile zu Zeile, MCA klingt immer so, als leide er unter einer Dauererkältung und hätte sich gestern bei einem Footballspiel die Seele aus dem Leib geschrien. Das Ergebnis: Ein stimmliches Trio, das gerade wegen seiner Unvereinbarkeit im Gedächtnis bleibt und hervorsticht. Ach so: Musikinstrumente könnt ihr ja auch noch spielen. Das ist bei Rappern nicht selbstverständlich.

Dank euch eroberte der Hip-Hop die Welt

Im Erfolg des Debütalbums von euch ging völlig unter, dass das ganze „Wir sind drei Jungs vom College, die nur Party machen wollen“ ein Witz war. Ihr habt euch mit „Fight For Your Right“ über genau jene Leute lustig gemacht, die von eurer Musik plötzlich angetan waren und gar nicht verstanden, dass sie das Ziel dieser Parodie sind. Was soll’s: „Licensed to Ill“, euer Debütalbum von 1986, ist ein Meisterwerk des Hip-Hop, das diesen gekonnt mit Rock-Elementen unterfütterte. Ihr brachtet Jugendlichen rund um den Globus etwas näher, das sie bis dahin gar nicht kannten. Und von nun an nicht mehr darauf verzichten konnten.

Lustig und gewagt, mit einem Augenzwinkern

„Paul’s Boutique“ war 1989 gemessen am Erfolg des Vorgängers ein Flop. Im Nachhinein gilt es heute aber als eines der besten Alben, das der Hip-Hop je hervorbrachte. Wenn eure Stimmen „ineinanderfliegen“, kann man förmlich spüren, wie ihr vorm Mikrofon hin- und herspringt, euch dem Rhythmus hingebt und Spaß habt. In „What Comes Around“ heißt es zum Beispiel: „Rapunzel, Rapunzel, let down your hair, so I can climb up and get into your underwear.“ Das ist immer noch anzüglich, aber keineswegs so harsch, wie es in Songs von 1986 noch der Fall war. Es ist eine Mischung aus lustig und gewagt, und zwar mit einem Augenzwinkern.

Funk, Country, Old-School – alles drin

Kreativität wird auf „Paul’s Boutique“ nicht nur groß geschrieben, sondern quasi definiert. Mal dient das Geräusch eines Tischtennisballs als Grundlage für den Beat („3-Minute-Rule“), dann wird Rap gekonnt mit Disco und Funk vermischt („Hey Ladies“), mal nimmt man einfach die Hook eines Songs der Eagles, also einer Country-Band, als Grundlage für einen Song („High Plains Drifter“).

Johnny Cash, James Brown und sogar die Beatles

Apropos andere Songs. Das ist das größte Verdienst von „Paul’s Boutique“: Das Album zeigt, wie weit man es mit dem Sampling treiben kann, um damit einzigartige Hip-Hop-Songs zu erschaffen. Nur ganz kurz zur Erklärung: Beim Sampling geht es darum, dass man ein Stück aus einem anderen Song „klaut“, um es dann kreativ in einen eigenen Song einzubauen. Das kann bloß ein kurzer Satz sein, aber eben auch eine Bassline oder ein Gitarrenriff.

Ihr habt „Paul’s Boutique“ dermaßen vollgepackt, dass es für jeden Musikenthusiasten eine wahre Freude ist: Curtis Blow, Sly & The Family Stone, The Commodores, Alice Cooper, Public Enemy, Bob Marley, Johnny Cash, James Brown. Selbst die Beatles. Die hatte vorher wirklich noch niemand gesampelt. Insgesamt befinden sich auf „Paul’s Boutique“ laut Co-Produzent Mike Simpson 100 bis 300 Samples aus anderen Songs. Es gibt sogar eine Website, die sich allein der Auflistung aller Samples und Referenzen des Albums widmet.

Hauptsache, ihr hattet Spaß

Der Satz mag überstrapaziert sein, aber bei euch trifft er zu: Ihr habt immer euer Ding durchgezogen. Ihr habt nie darüber gerappt, was gerade angesagt ist, sondern davon, was euch gefällt und interessiert. Seien es eure liebste Burgerbude namens „White Castle“, Vincent van Gogh, Galileo Galilei, Fred Feuerstein, Pfannkuchen aus Holland, Columbo oder Janet Jackson. Sie alle, und noch viele mehr, werden in Songs von euch besungen. Nicht minder „bold“ wart ihr in euren Musikvideos. In „Sabotage“ verneigt ihr euch vor Krimi-Serien aus den 1970ern, in „Intergalactic“ zieht ihr japanische Katastrophenfilme wie „Godzilla“ durch den Kakao. Normal war und ist es mit euch nie. Zum Glück.

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Bildquelle: Universal Music