Liebeserklärung an das Schweizer Taschenmesser.

Liebeserklärung an: das Schweizer Taschenmesser

Es sind die kleinen Dinge, die uns unseren tristen Alltag versüßen und das Leben ein bisschen besser machen. Ob es hübsche Gänseblümchen sind, die am Straßenrand wachsen oder eine Kugel deiner liebsten Eissorte – wir alle haben kleine Muntermacher in unserem Alltag, über die wir nur selten ein Wort verlieren. Das soll sich jetzt ändern! Wir bieten euch eine Liebeserklärung an die kleinen Dinge, die uns in stressigen Situationen retten, an schleppenden Tagen motivieren oder uns die guten Tage versüßen!

Mies liäbs Schwyzer Sackmässer (hochdt.: Liebes Schweizer Taschenmesser, der schweizerdeutsche Name kommt übrigens von Hosesack = Hosentasche),

ich dachte, ich spreche dich mal ganz konkret auf schweizerdeutsch an, damit du dich auch angesprochen fühlst. Wo fange ich am besten an? Flaschenöffner, Büchsenöffner, kleines Messer, großes Messer, Nagelfeile, Zahnstocher, Säge, Korkenzieher- KORKENZIEHER! Wie oft war ich dank meines Taschenmessers schon Retterin in der Not als der 3,50 Euro-Supermarkt-Wein diverser Freunde überraschenderweise doch einen Korken hatte! Was bist du eigentlich für ein Allroundtalent? Was kannst du eigentlich nicht?

Es gibt keine Situation, die ein Taschenmesser nicht bessern könnte

Als ich etwa sechs Jahre alt war, schenkte mir mein Papa ein Schweizer Taschenmesser. Bis heute ist es eines der tollsten Geschenke, die ich je bekommen habe. Ich habe auch jetzt nach über 15 Jahren immer noch genau dasselbe Schweizer Taschenmesser. Es ist mit mir in andere Städte gezogen, an ferne Orte gereist, hat mich auf Ausflügen und Wegen begleitet. Als Kind habe ich mit dem Messer am Lagerfeuer meinen Stockbrot-Stock geschnitzt. Mir Brötchen auf Wanderungen geschmiert. Klemmende Verschlüsse geöffnet und Pflaster abgeschnitten. Und später im Studium habe ich damit eben Wein- oder Bierflaschen geöffnet, weil ich diese blöden Bierflaschen halt einfach nicht mit anderen Flaschen, Feuerzeugen oder geschweige denn meinen Zähnen (Horror!) aufbekomme. Muss ich ja auch nicht, ich hab ja dich, liebes Schweizer Taschenmesser. In so manchen Situationen gab mir mein Schweizer Taschenmesser in der Handtasche ein gutes Gefühl. Allein der Gedanke, ein kleines aber feines Messer in der Tasche zu haben, das ich nur für den Fall der Fälle, der wahrscheinlich eh nicht eintreffen wird, zücken könnte, hat mich schon manches Mal beruhigt.

Wer braucht schon ein Bear Grylls Survival Messer?

Ich glaube sowieso, dass du mich bis ans Ende meiner Tage begleiten wirst. Denn ich stelle mal die ganz steile These auf, dass es eh keine Lebenssituation gibt, in der ein Schweizer Taschenmesser nicht helfen könnte oder die Situation nicht zumindest ein wenig verbessert. Wer braucht schon Bear-Grylls-Survival- Messer, wenn ein einfaches Taschenmesser auch reicht. Understatement ist Key. Denn ein Schweizer Taschenmesser ist so klein und handlich, dass ich es überall hin mitnehmen kann und es niemals stören wird.

Ursprünglich wurde das Schweizer Taschenmesser gegen Ende des 19. Jahrhunderts als Armeemesser für schweizerische Soldaten eingesetzt. Soldaten sollten mit dem kompakten Messer verschiedene Arbeiten im Schlachtfeld erledigen können. Das Messer, das wir heute kennen, ist das Offiziers- und Sportmesser, das Carl Elsener 1897 entwickelte.

Let me schwing my Schweizer Taschenmesser

Meine Freunde haben sich mittlerweile dran gewöhnt, dass ich des Öfteren mein Taschenmesser zücke. Ein bisschen komisch fanden sie es am Anfang schon, glaube ich. Jetzt sind sie es gewöhnt. Es ist halt so praktisch – was soll man machen? Ein Schweizer Taschenmesser ist, wenn ich mir es recht überlege, eigentlich die Krone des Pragmatismus: Ein halber Werkzeugkasten in nur einem Messer. Statt lange zu Fackeln, zu Rätseln und zu Verzweifeln: Taschenmesser raus und Problem gelöst. Im Grunde wäre es schön, wenn es so ein Universalwerkzeug auch für andere Lebenslagen gäbe. Ein zwischenmenschlicher Problemlöser, praktisch mit 11 Anwendungszwecken.

Ich verbinde schöne Abende mit dir, liebes Taschenmesser. Abende mit Zelten und Lagerfeuer, Stockbrot und Bastelarbeiten. Ich weiß noch, wie ich in der Ferienfreizeit der Hit war, weil ich mit meinem Taschenmesser so einen coolen Pfeil und Bogen gebastelt habe. Ich erinnere mich an Abende mit Wein am Fluss, mit Freunden in der Sommerhitze. An Umzüge, nach denen ich erst angekommen war, als ich mein Schweizer Taschenmesser in die Küchenschublade verstaut hatte.

Dafür wollt ich nur mal Merci Vielmolls sagen!

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Bildquelle: Unsplash mit CCO Lizenz.