„Liking Gap“: Du bist beliebter als du denkst!

Wenn du glaubst, du hättest einen katastrophalen Eindruck bei einer Person hinterlassen, dann frag lieber nochmal nach: Es ist nämlich ziemlich wahrscheinlich, dass dein Gegenüber dich gar nicht mal so schlimm findet. Diese Diskrepanz bezeichnet man auch als „Liking Gap“.

Oft denken wir nämlich von uns selbst, unsympathischer zu sein, als es eigentlich der Fall ist. In einer Studie hat man zum Beispiel herausgefunden, dass Menschen in Gesprächen systematisch unterschätzten, wie sehr ihr Gegenüber sie mochte und ihre Gesellschaft wertschätzte. Aber woran liegt das und kann man irgendetwas dagegen tun?

Du bist viel zu hart zu dir

Schuld an dieser Diskrepanz sind vor allem wir selbst: Wir erwarten einfach viel zu viel von uns. Unser*e Gesprächspartner*in hat im Gegensatz dazu eine deutlich geringere Erwartungshaltung uns gegenüber und „verzeiht“ daher viele Dinge, über die wir uns im Nachhinein den Kopf zerbrechen. Nicht unbedingt, weil er*sie ein so gütiger Mensch ist, sondern weil es ihm*ihr vielleicht gar nicht erst negativ aufgefallen ist. Wie lange diese Lücke bestehen bleibt, hängt von den betroffenen Personen ab – manchmal können sogar Jahre vergehen, bevor sie sich schließt.

Sei nicht so streng zu dir selbst

Wir nehmen oft an, dass unser Gegenüber so über uns denkt, wie wir es selbst tun – was überhaupt nicht stimmt! In der Regel sind wir nämlich selbst unser*e größte*r Kritiker*in. Das muss nicht immer schlecht sein, weil es uns auch dazu anregt, unser Auftreten in Gesprächen zu verbessern. Aus Fehlern kann und sollte man eben lernen.

Wenn wir aber selbst davon überzeugt sind, von niemandem gemocht (höchstens von ein paar Leuten toleriert) zu werden, dann können wir auch nicht die engen Bindungen schließen, die wir zum einen als soziale Wesen brauchen – schließlich wollen wir uns alle irgendwo zugehörig fühlen – und die uns zum anderen vom Gegenteil überzeugen könnten. Es ist die tragische Ironie des Schicksals, dass wir bei solchen Gedanken genau die Menschen auf Abstand zu halten versuchen, denen wir wirklich wichtig sind.

Selbstkritik ist also an sich keine schlechte Eigenschaft (ganz im Gegenteil), kann aber auch schädliche Züge annehmen. Es braucht daher eine Balance aus Vertrauen – sowohl in dich selbst als auch in deine Mitmenschen – und bewusster Selbstreflexion, um dem eigenen Verhalten gegenüber weder blind noch kleinlich zu werden.

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Bildquelle: Elina Fairytale via Pexels, CC0-Lizenz