Lino Lago: „Most of the contemporary art is useless crap“

Der spanische Künstler Lino Lago lebt für die Kunst. Sein ganze Leben lang hat es für ihn nichts anderes gegeben als Kunst, schon während seiner Uni-Zeit hat er seine Kunstwerke ausgestellt oder verkauft. Heute ist er professioneller Künstler und verdient mit seiner Leidenschaft Geld. Für seine Kunstwerke bedient sich Lino klassischer Oil-Painting-Techniken.

ZEITjUNG: Was würdest du sagen, ist deine persönliche Handschrift als Künstler?

Lino: Mein Blick auf die zeitgenössische Kunst ist ein sehr kritischer. Ich spiele mit alten Kunstwerken, um darzustellen, dass wir nicht so „original“ sind, wie wir oft denken. Kunst ist meine Ausdrucksform für Kritik und die Möglichkeit, die Realität abzubilden, so wie ich sie sehe. Auch meine Vergangenheit ist ein Teil von mir und hat mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin, deshalb fließt auch sie immer in meine Kunstwerke mit ein.

Welche Themen verarbeitest du in deinen Bildern?

Meine Kunst behandelt den Kampf zwischen Neuem und Vergangenem, Erbe und Revolution. Dieser Kampf ist das Wichtigste auf der Welt. Wenn ich male, höre ich gerne Radio oder Hörspiele über Geschichte oder Philosophie an. Als Künstler bist du nur dann frei, wenn du Kenntnis über die Geschichte von Kunst hast. Die meiste zeitgenössische Kunst ist unnützer Mist.

Diesen Kampf sieht man besonders bei den Bildern deiner Kollektion Fake Abstract. Traditionelle Ölgemälde werden mit kräftigen Farben übermalt, nur durch eine wellenförmige Linie kann man das Gemälde darunter noch erkennen. Warum lässt du nur so wenig Sicht frei? 

Was ich damit zeigen will, ist, wie wenig wir tatsächlich von unserer Realität sehen und verstehen können. Natürlich sind die Bilder auch eine Kritik an abstrakter Kunst – die halte ich für sinnlos, für mich ist abstrakte Kunst nur ein dekoratives Objekt. Zeitgenössische, abstrakte Kunst, egal, wie radikal sie auch sein mag, ist letzten Endes nur Dekoration. Die Kunstwelt sieht das natürlich ganz anders als ich, aber das ist meine Meinung. Kunst besteht zu 99 Prozent aus Tradition. Möchtegern-revolutionäre Künstler gehen mir auf die Nerven.

 

Lino Lago

 

Lino Lago

Eine zweite deiner Kollektionen heißt Atentados, also Attentate – auf alte Gemälde. Die zersägst du in der Mitte oder schneidest eine Ecke weg. Warum zerstörst du die Kunststücke? 

Ich zersäge Bilder oder spritze bunte Farbkleckse auf traditionelle Gemälde.Was anfangs nur ein altes, ruhiges Kunstwerk war, gleicht einer Explosion, wenn ich damit fertig bin. Ich gehe sehr viszeral vor, auf diese Weise übersetzte ich die Realität in ein Gemälde. Ich sehe die Realität so, dass Dinge nie so passieren, wie wir es erwarten. Wenn wir versuchen, die Realität zu verstehen, endet das immer in einem Absturz.

Lino Lago

 

Lino LagoDen Bildern aus deiner Kollektion Pinturas Comentadas fügst du gesellschaftskritische Sprüche oder Quotes hinzu. Was sollen diese Quotes den Betrachtern sagen?
Ich versuche immer, Humor in meine Bilder zu integrieren. Gute Kunst sollte dich immer zu eigenen Ideen inspirieren. Mein Ziel ist es, diese Ideen durch die Quotes zielgerichteter zu machen, natürlich mit jeder Menge Ironie dahinter. Kunst muss immer eine wahre Interpretation der Realität darstellen, nie eine erfundene, sie darf nie Realitätsersatz sein oder einfach nur simple Dekoration.

Wo kann man deine Kunstwerke heute ansehen?

Ein paar meiner Kollektionen sind in Spanien ausgestellt, ein paar in Museen in Michigan und an der Harvard Universität. Ich arbeite meistens mit Galerien zusammen, die meine Werke an private Kunden verkaufen. Ich finde sowieso, die meisten Künstler verschwenden zu viel ihrer Kunst an Institutionen. Ich schätze es viel mehr, wenn Privatpersonen dazu bereit sind, viel Geld in etwas zu investieren, das sie lieben.

 

Lino Lago

 

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Bildquelle: Lino Lago