Easy Easy

Melancholie und Frühlingsgefühle mit „EASY EASY“

Es gibt Bands, mit denen wird man erst nach dem zweiten oder dritten Mal hören so richtig warm. Bands, bei denen man das Gefühl hat, dass einem einfach ein Gen fehlt, um sie von Anfang an großartig zu finden. Sie sind ein bisschen zu speziell, ein bisschen zu edgy und jedes Mal, wenn sie ein neues Album herausbringen, scheint man sich wieder neu mit ihnen anfreunden zu müssen.

Mir ging es lange Zeit mit der deutschen Indie-Szene ganz ähnlich. Und das lag nicht einmal daran, dass ich prinzipiell kein Fan von Musik bin, die sich anhört als wolle sie mir verkaufen, dass Köln das neue San Francisco und Frankfurt das neu Silicon Valley wäre. Ich hatte schlichtweg das Gefühl, dass man hier jemandem nacheiferte, den es schon gab.

Dementsprechend skeptisch war ich, als mir vor ein paar Monaten über drei Ecken die Band „EASY EASY“ empfohlen wurde. Hatte ich im derzeitigen Weltgeschehen wirklich die Muse der kleinen Band aus Köln mit ihren künstlerisch wertvollen EP-Covern eine Chance zu geben?

Ihr merkt schon, die erste Begegnung zwischen „EASY EASY“ und mir stand unter keinem guten Stern, doch die Tatsache, dass nun dieser Text existiert, sollte dem einen und der anderen schon signalisieren, dass ich mich heute sehr freue, doch über meinen eigenen Schatten gesprungen zu sein, denn was soll ich sagen? Es dauerte genau zwei Songs und ich war verliebt.

Zugegeben, der Einstieg wurde mir auch sehr leicht gemacht, denn die erste EP der Jungs „LEMON SQUEEZY“ klingt, wie ein Radler im Sommer sich anfühlt. Unglaublich entspannt, sommerlich und leicht. Kurzerhand begab ich mich auf die Suche nach mehr Infos zur Band und siehe da, „EASY EASY“ wurde erst 2020 gegründet (ein denkbar gutes Jahr für entspannten Surf-Pop und gute Laune Musik) und macht seither mit Songs über das Skateboarden,  Freundschaft und gute Abende auf sich aufmerksam.

SLEET
© Tom Gully

Schwierige Jahre für die Kunst

Nun kommt am 25.03 die neue EP der Band heraus und spätestens hier merkt man, dass die vergangenen zwei Jahre auch an „EASY EASY“ nicht spurlos vorbeigegangen sind. Denn im Gegensatz zu „LEMON SQUEEZY“ klingt „SLEET“ so gar nicht mehr nach einem Radler am See, sondern viel mehr nach dem Morgen danach. Auch wenn die Texte bei „EASY EASY“ weniger im Mittelpunkt zu stehen scheinen als die Atmosphäre, die die Songs transportieren, merkt man ihnen an, dass sie etwas von ihrer Unbeschwertheit verloren haben. Das macht beispielsweise der Song „tennis“ deutlich, welcher von einer Beziehung handelt, die nicht so richtig zu laufen scheint und auch die anderen Songs bewegen sich in einem Spektrum zwischen den Unwägbarkeiten des Lebens und den Problemen, die man mit Mitte 20 eben so hat, hin und her.

Dennoch hat die Musik nichts von ihrem sommerlich-melancholischen Charme verloren und begleitet die Hörer*innen sowohl hinein in warme Sommer als auch durch den Kater am nächsten Morgen.

Wem kann ich „SLEET“ empfehlen?

Gerade Fans von EKKSTACY, Skegss oder auch Mac DeMarco werden sich bei EASY EASY gut aufgehoben fühlen und auch Hörer*innen von Jules Ahoi oder Beach Fossils kommen voll auf ihre Kosten.

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Bildquelle: © EasyEasy, Tom Guly