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Genre-Stolz und Vorurteil: Der Metal-Head, ein wandelndes Klischee?

Ungewaschene, ungepflegte lange Haare, schwarze Kleidung von Kopf bis Fuß und ein penetranter Biergeruch, der sich schon aus mehreren Metern wahrnehmen lässt: So stellt man sich den stereotypen Metalfan vor, weiblich wie männlich. Gegen Klischees, die sich auf Äußerlichkeiten von Headbangern beschränken, kann man nicht so recht was dagegenhalten. Meistens nimmt man das mit einem müden Lächeln entgegen, schließlich werden Hopper auch auf viel zu große Shirts und Baggy Pants reduziert. Und Raver tragen grundsätzlich nur Neonfarben, sogar in den Haaren. Diese Art von Vorurteilen ertragen die Freunde der schwermetallischen Unterhaltungsmusik daher meist relativ gelassen.

Wenn die Vorurteile aber darauf abzielen, Metal und seine Fans gesellschaftlich herabzuwürdigen, dann hört der Spaß bei vielen auf. Zu oft musste man sich anhören lassen, dass Metal gewaltverherrlichend ist und beim Hören aggressiv macht. Metal, das ist Musik für das einfache Volk – oder um es abwertend zu bezeichnen, „Prollmusik“. Wie kommt es, dass sich diese Vorurteile verfestigt haben? Und ist an den Vorurteilen überhaupt was dran?

 

Als Metal noch in den Kinderschuhen steckte

 

Dazu lohnt sich erst einmal ein Blick in die Entstehungsgeschichte des Metals. Als Pioniere des Musikgenres gelten die legendären Black Sabbath, die den Bluesrock der 70er Jahre zu einer düsteren und härteren Spielart weiterentwickelten. Dem Beispiel von Black Sabbath folgten daraufhin Bands wie Motörhead oder Metallica, die den neugeborenen Metal in Europa und den USA verbreitet haben. Tatsächlich stammen viele dieser Bands der ersten Stunde aus der Arbeiterschicht: Black Sabbath und ihr schillernder Frontmann Ozzy Osbourne sind in der britischen Industriestadt Birmingham groß geworden. Die Band Kreator entstand im Ruhrpott, die Jungs von Sodom stammen aus dem Bergarbeitermilieu – beides Bands, die heute in der deutschen und internationalen Szene bekannt sind.

Aus dieser Verwurzelung in der Arbeiterschicht rührt die oft beschriebene Ansicht, dass Metal nur was für Proleten sei. Hier wird allerdings außer Acht gelassen, dass die genannten Bands sich durch harte, ehrliche Arbeit ihren Weg nach oben gespielt haben, ohne von Anfang an bei den großen Plattenfirmen unter Vertrag gewesen zu sein. Man vergisst zu leicht, dass sie gleichzeitig eine Reihe von neuen Bands inspiriert haben: ohne Black Sabbath vielleicht kein Motörhead, ohne Motörhead vielleicht kein Metallica!

 

Es gibt eh nur den EINEN Metal?

 

Was kann den Vorwurf der „proletenhaften“ Musik noch entkräften? Definitiv die Vielseitigkeit des Metal-Genres: Im Laufe der Zeit hat sich eine große Bandbreite an Subgenres etabliert, welche auch ein vielfältiges Publikum ansprechen, das nicht nur der „einfachen Arbeiterschicht“ entstammt: Thrash Metal, Death Metal, Power Metal, Melodic Death Metal, Progressive Metal, Sludge, Doom Metal, Metalcore – nur um mal einen Auszug zu nennen. Dabei kann es auch mal sehr virtuos und musikalisch komplex zugehen, sehr fein erkennbar an der US-amerikanischen Progressive Metal-Band ‚Dream Theater‘.

Vielseitigkeit trifft auch auf die Metal-Hörerschaft zu. Der Familienvater mit Kutte und „Never too old to rock“-Shirt ist ebenso ein Teil der Metal-Szene wie der Jungspund, der durch System Of A Down (Chop Suey, kennste?) auf brachiale, elektrisch verzerrte Töne aufmerksam gemacht wurde. Metal ist global und predigt den großen, familiären Zusammenhalt einer Gemeinschaft, ganz nach dem Motto: Egal, aus welchem Land du kommst, egal welche Hautfarbe, Religion, Geschlecht oder soziale Herkunft – wenn du dich für Metal interessierst, wirst du herzlich aufgenommen. Und Metal-Fans nehmen sich selber auch nicht zu ernst und sorgen so auf Festivals für eine ausgelassene, entspannte Stimmung, fernab vom Klischee des bösen, aggressiven Metal Heads. Das kann man besonders auf Festivals wie zum Beispiel dem Wacken Open Air beobachten.