Heißluftballons in Myanmar

Myanmar und das Tauziehen um die Macht

Der steinige Weg zur Demokratie

Noch heute ist spürbar, dass in den Jahren 1885-1948 die Briten als Kolonialherren über das damals noch sogenannte Burma herrschten. Dabei beschränkte sich der Einfluss der Briten vor allem auf den Kern des Landes und schloss in den Grenzgebieten lebende Minderheiten aus. Als Burma im Jahr 1948 unabhängig wurde, war es für die Minderheiten schwer, sich als Teil dieses Staates zu sehen. Immer wieder flammten heftige Konflikte auf. 

In der Folgezeit wurde die Chance verpasst, den frühen Weg zur Demokratie zu gehen, was vor allem an dem schon damals präsenten Militärs Burmas lag. Der Politiker U Nu, der dreimal zum Premierminister gewählt wurde, fiel nach einer erneuten Wiederwahl im Jahr 1960 einem Militärstreich zum Opfer und wurde inhaftiert. 

Es folgte das Regime unter General Ne Win, der sich 28 Jahre im Amt halten konnte. Erst durch andauernde Unruhen in der Bevölkerung wurde das Regime bezwungen.

Die von vielen erwünschte Veränderung trat nicht ein, da ein anderer General die Macht an sich riss und eine Militärdiktatur aufbaute. Aus diesem Grund gründete sich die Nationale Liga für Demokratie, kurz NLD, die der Kontrolle durch das Militär trotzen wollte und noch heute für die Grundwerte der Demokratie kämpft.

Nachdem 1989 Burma zu Myanmar umbenannt wurde, fanden im Folgejahr demokratische Wahlen statt. Die neue Protestbewegung der NLD konnte sie für sich entscheiden. Sie wurde allerdings aufgrund angeblichen Betruges vom Militärregime für ungültig erklärt.  

Es folgten Jahre des Tauziehens um die Macht in Myanmar. So konnten es viele kaum glauben, als 2011 das Militär demokratische Reformen ankündigte und 2015 die NLD eine absolute Mehrheit bei den Wahlen schaffte. Das Gesicht einer neuen Ordnung: Die im Westen beliebte Aung San Suu Kyi.

Eine wahre Kämpferin mit Schattenseiten

Suu Kyi wurde 1945 in Ragun als Tochter General Aung Sans geboren, der heute als früher Wegbereiter eines modernen Burma gilt und eine entscheidende Rolle auf dem Weg zur Unabhängigkeit von den britischen Kolonialherren spielte. 

Im Alter von knapp vierzig Jahren wurde Suu Kyi zu einer Ikone des Wandels, die Tochter, die das Vermächtnis ihres Vaters vollenden sollte. Wie genau dieser Weg aussehen sollte, wurde unterschiedlich ausgelegt. Während die damaligen Burmesen sich wünschten, dass Suu Kyi die Armee bloß wieder auf den richtigen Pfad bringen sollte, manifestierte sich im Westen das Bild einer Frau, die für Menschenrechte und demokratische Grundwerte kämpft. Für diese Ziele erhielt sie im Jahr 1991 den Friedensnobelpreis. 

„Der Nobelpreis hat die Augen der Welt auf den Kampf um die Freiheit und Demokratie des Volks von Myanmar gelenkt – wir waren nicht vergessen“ äußerte sie sich zwanzig Jahre später zu der Verleihung. 

Wünsche, denen sie 2015 als De-Facto-Regierungschefin und der NLD mit der absoluten Mehrheit deutlich näher kam. Die Realität versetzte Suu Kyi allerdings einen herben Dämpfer.