Myanmar und das Tauziehen um die Macht
Präsidentin ihres Landes konnte sie nicht werden, da ihre Kinder britische Staatsbürger sind. Zudem hatte sich das Militär durch die Verfassung ein Viertel der Parlamentssitze und wichtige Ministerposten gesichert. Vielleicht wurden die Aussagen der Hoffnungsfigur deswegen auch etwas zurückhaltender: „Burma ist eine sehr komplexe Nation, wie Sie alle wissen, und es wird noch komplizierter, dadurch dass alle Welt erwartet, dass wir alle Schwierigkeiten in allerkürzester Zeit überwinden in dieser noch sehr unperfekten Demokratie.“
Vor allem in der westlichen Welt musste Suu Kyi 2017 einen deutlichen Imageschaden hinnehmen, als das Militär blutig und brutal gegen die muslimische Minderheit der Rohingya vorging und fast eine Millionen Menschen aus dem Land trieb. Zu dieser ethnischen Säuberung äußerte sie sich erst nach langem Schweigen. „Ich gebe zu, die Situation hätten wir besser handhaben können. Aber als Völkerstaat geht es uns vor allem um Sicherheit und Stabilität, wir müssen zu allen Seiten fair sein.“ Für den Westen ein Schlag ins Gesicht, der ebendieser Frau einen Friedensnobelpreis verliehen hatte. Ihre Unterstützer verweisen hingegen darauf, dass ihr die Hände gebunden seien, die wahre Macht läge nach wie vor beim Militär von Myanmar.
Erneuter Militärputsch in Myanmar
Ungeachtet aller Kritik gelang es Suu Kyi ihren Posten mit einem Erdrutschsieg der NLD im November vergangenen Jahres weiter zu sichern. Schon damals machte das Militär klar, dass es die Wahl nicht anerkennen würde. Der darauffolgende Putsch warf seine Schatten voraus, als ein Sprecher damit drohte, die Streitkräfte könnten „in Aktion treten“, sollte nicht auf ihre Vorwürfe des Wahlbetrugs reagiert werden. Größere Truppenbewegungen bereiteten bereits Tage zuvor Sorgen.
Am 1. Februar verkündete die für Demokratie kämpfende NLD, dass neben De-Facto-Regierungschefin Suu Kyi auch weitere ranghohe Politiker vom Militär festgesetzt wurden.
„Ich fordere die Bevölkerung auf, dieses Vorgehen nicht zu akzeptieren, zu reagieren und mit ganzem Herzen gegen den Putsch durch das Militär zu protestieren“, ließ Suu Kyi in einem Statement verkünden.
Die Gegenseite reagierte und versuchte zu beschwichtigen: „Wir werden eine echte Mehrparteiendemokratie errichten“ heißt es in einer Erklärung des Militärs auf Facebook. Umgesetzt sollen diese Pläne aber erst nach einem Jahr Ausnahmezustand werden, in dem der frühere General und bisherige Vize-Präsident Myint Swe als Übergangsstaatsoberhaupt fungiert.