4 Fragen, 4 Antworten: Was muss sich ändern, damit die Klamottenindustrie nachhaltiger wird?

Nachhaltigkeit und Umweltschutz sind momentan das Thema Nummer eins. Einer der großen Klimakiller ist die Textilindustrie. Giftstoffe aus der Produktion werden ungefiltert in Flüsse geleitet, Mikroplastik-Partikel verseuchen das Grundwasser. Aber auch die soziale Bilanz der Industrie lässt zu wünschen übrig, Jahr für Jahr werden Menschen aus sogenannten Billiglohnländern ausgebeutet, um zu ermöglichen, dass wir T-Shirts für unter 5 Euro kaufen können.

 

„Fashion Revolution“ kämpft für faire Mode

All dies sind keine neuen Erkenntnisse, nur verdrängt sie jeder von uns Tag für Tag ziemlich effektiv. Die Bewegung ‚Fashion Revolution‘, die nach dem Rana-Plaza Unglück in Bangladesh gestartet wurde, setzt sich für faire Produktionsbedingungen in der Modeindustrie und nachhaltigere Textilverarbeitung ein. ZEITJUNG hat mit Ariane Piper von ‚Fashion Revolution Germany‘ über das Ziel der fairen Mode und über notwendige Veränderungen gesprochen.

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Was genau steht hinter der Bewegung „Fashion Revolution“?

‚Fashion Revolution‘ ist eine Bewegung, die 2013 in England gegründet wurde, von Beginn an aber als globale Kampagne gedacht war. Was alle Menschen eint, die sich für die Bewegung einsetzen, ist das Herz für faire Mode. Wir sind Textilingenieure, Designer und Social Media Experten, die sich alle für fairere Bedingungen bei der Kleiderproduktion einsetzen. In dem Zusammenhang haben wir auch den Verein ‚future fashion forward‘ gegründet. Wir möchten Verbraucheraufklärung leisten und außerdem den Konsumenten und Produzenten eine Stimme geben. Hierfür haben wir ein Manifest verfasst, das alle Punkte aufzählt, die uns wichtig sind, gerechte Bezahlung, Umweltfreundlichkeit und und und. Sozusagen die ’10 Gebote der nachhaltigen Mode‘.

Bildquelle: Fashion Revolution

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Wie geht ihr dabei vor?

Wir initiieren verschiedene Aktionen. Beispielsweise gibt es die Aktion auf sozialen Netzwerken, bei der Menschen ihr Klamotten nach links drehen, das Etikett fotografieren und mit dem Hashtag #whomademyclothes? sich direkt an den Händler wenden und eine Antwort fordern. Außerdem veranstalten wir den ‚fashion revolution day‘ am 24. April. Das ist der Jahrestag des großen Unglücks in der Textilfabrik in Bangladesh, bei dem mehr als tausend Menschen ums Leben kamen. Meist organisieren wir hierzu eine ganze Woche an Aktionen, Demonstrationen und Workshops, um Aufmerksamkeit auf unsere Themen zu richten.

Bildquelle: Fashion Revolution

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Was muss sich verändern, damit die Klamottenindustrie nachhaltiger wird?

Ich bin da mittlerweile sehr realistisch und glaube, dass wir die 100% Nachhaltigkeit wahrscheinlich leider nie erreichen werden. Es verändert sich aber jetzt schon einiges. Jahr für Jahr nehmen mehr Menschen an unseren Aktionen teil. Außerdem gibt es mehr und mehr nachhaltige Modelabels, die auch wirklich modisch sind und denen nicht das ‚Kartoffelsackimage‘ anhaftet. Auch die Industrie zieht nach und sieht sich nach alternativen Fasern um und fragt, wie man Klamotten beispielsweise vegan herstellen kann. Hauptsächlich müssen aber eben die Verbraucher umdenken.

Bildquelle: Fashion Revolution

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Was kann denn jeder Einzelne tun?

Der erste Schritt ist natürlich immer, sich seinen eigenen Konsum bewusst zu machen.  Sich selbst auch zu hinterfragen, was kaufe ich ein, brauche ich es wirklich oder kann ich nicht etwas Altes reparieren. Wenn es wirklich etwas Neues sein soll, dann orientiert man sich am Besten an Siegeln. Das ist schwierig, ich weiß, weil es in dem Bereich so wahnsinnig viele gibt. Für die sozialen Faktoren bietet ‚fairwear‘ eine gute Orientierung, GOTS ist für die Bewertung der ökologischen Faktoren bekannt. ‚Made in Green‘ oder der ‚grüne Knopf‘ sind gute Kombi-Möglichkeiten, aber leider noch nicht richtig verbreitet. Vor allem sollte man überprüfen, ob das Label unabhängig ist, oder ob ein Unternehmen dahinter steht, welches das Siegel nur zu Werbezwecken nutzt.

Bildquelle: Fashion Revolution

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Beitragsbild: Fashion Revolution