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Neid in Freundschaften: Warum gönnen wir Freunden nicht das, was sie haben?

Ich erwische mich immer wieder dabei, wie ich neiderfüllt auf Insta-Fotos von Freunden blicke. Es scheint, als seien alle ständig nur im Urlaub, würden sich gesund ernähren und mit dem richtigen Filter sehen alle auch einfach ausnahmslos wunderschön aus. Dass das natürlich zu einem großen Teil nur der schöne Schein ist und all die Instagrammer auch normale Alltagssorgen haben, kommt mir in meinem unreflektierten Zustand nicht in den Sinn. Ich befinde mich in einem Zustand des Neides.

Ich werde grün vor Neid

Ich mag diese Charaktereigenschaft an mir selbst nicht. Missgunst und Neid sind einige der Ekligsten unter den vielen Emotionen, die man als Mensch so hat. Das Ganze wird auch nicht gerade besser durch die zahlreichen Social-Media Plattformen. Der unsichtbare Wettbewerb um fiktive Anerkennung und Likes ist so oft so albern und anstrengend. Was habe ich nun davon, dass 112 Leute mein Facebook Profil mögen? Ja klar, ich freu mich über Daumen-Hochs und natürlich sind sie auch eine gewisse Würdigung dieser 112 Facebook Freunde, aber davon kaufen kann ich mir nix und die anderen haben ja doch wieder viel mehr Likes als man selbst – also zack ist man schon wieder neidisch.

Es ist zwar wirklich schön zu wissen, wo sich meine Freunde gerade so rumtreiben und was für einen geilen Urlaub sie doch haben. Wäre da eben nicht dieses eklige Gefühl der Missgunst. Wieso freu ich mich nicht einfach über den Thailand Urlaub von Markus und Lisa oder die fancy Fusion Fotos von Paul? Noch in der Sekunde, in der ich meinen kleinen blauen Facebook-Daumen unter die Bilder setze, steigt ganz automatisch auch ein kleines bisschen Wut in mir hoch.

Sei doch einfach mal ehrlich

Auch abseits von Instagram und Facebook fällt mir dieses Phänomen oftmals an mir selbst auf: Wenn mir eine Freundin von ihrem neuen super Karriere-Job erzählt, freu ich mich natürlich für sie. Manchmal jedoch kommen mir missgünstig angehauchte Sätze wie „Aber dir ist schon klar, dass…?“ oder „Aber wie stellst du dir dann vor…“? über die Lippen. Sätze, die ich insgeheim nur sage, weil mein Job gerade eher so semi läuft und ich zwar versuche gönnerhaft zu sein, mir diesen kleinen Kommentar jedoch einfach nicht sparen kann. Dabei sollte ich das. Es ist so viel cooler, sich einfach mit über die Erfolge und guten Zeiten seiner Freunde und Bekannten zu freuen. Man ist ein viel besserer Freund und Mensch, wenn man die Pläne und Erlebnisse seiner Freunde mitfeiert und pusht, denn das wünscht man sich selbst schließlich auch. Sei doch einfach mal ehrlich und gib zu, dass du innerlich gerade grün vor Neid wirst, aber dich eigentlich von ganzem Herzen über den neuen Job und die Thailand-Fotos deiner Leute freust. Du kannst es laut aussprechen, das tut nämlich dir und deinen Freunden nichts Schlechtes.

Ich will dein perfektes Leben gar nicht sehen

Neid hat auch viel damit zu tun, dass uns, dank der Erfolge der anderen, unsere Misserfolge noch viel schonungsloser vor Augen geführt werden: Die perfekte Beziehung der Freunde oder die abenteuerliche Reise machen einem auf schmerzliche Art und Weise deutlich, was im eigenem Leben gerade kacke läuft. Ich selbst bin nämlich seit viel zu langer Zeit Single und über die Grenzen Europas bin ich bislang auch nur in meinen Träumen gekommen.

Aber mir fiel auf: Dass ist nicht die Schuld meiner Freunde, sondern ganz allein mein Ding. Ich habe festgestellt, dass ich manchmal ein ziemlich neiderfüllter Assi bin, aber immerhin ein reflektierter Assi. In Zukunft werde ich versuchen, mich mehr für andere zu freuen, denn von Missgunst und Neid hat niemand was. Ich fühl mich mies und mein Gegenüber wird auch in seiner Euphorie gehemmt.

Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft

Neid ist nicht gleichzusetzen mit Eifersucht, Eifersucht ist Verlustangst und die hat eine gewisse Berechtigung. Neidische Menschen jedoch wollen einfach nur das haben, was andere besitzen. Und das ist einfach nur blöd und gemein. Also lasst uns doch einfach mal aufhören, so missgünstige Biester zu sein und anfangen Anderen neidlos Dinge zu gönnen.