Obervampir Ian Somerhalder im Interview: „Meine Frau ist ein Gangster“
Es brauchte nur ein „Hello Brother“ und die gesamte Mädchenwelt lag Ian Somerhalder alias Damon Salvatore zu Füßen. Acht Staffeln lang spielte sich der mittlerweile 41-Jährige aus Louisiana als geheimnisvoller Bösewicht-Vampir in der Teenie-Serie „The Vampire Diaries“ in die Herzen der Zuschauer. Als die Serie 2017 abgedreht war, wurde es ruhig um den Schauspieler. Er kümmerte sich um seine Familie, bekam mit seiner Frau Nikki Reed (sie spielte Rosalie Cullen, die Vampir-Schwester von Edward in „Twilight“) ein Töchterchen und setzte sich mit seiner Ian Somerhalder Foundation für Umwelt, Klima und Tiere ein. Doch nun ist er nicht nur vor der Kamera zurück, sondern feiert mit der Netflix-Serie „V Wars“ (Start war am 5.12.) auch gleich sein Debut als Executive Producer. Und wovon handelt die Serie? Vampiren natürlich. Warum schon wieder Vampire verrät uns Ian im Interview.
ZEITjUNG: Sollen wir versuchen, deutsch zu reden?
Ian Somerhalder: (lacht) Oh bitte nicht. Ich bin froh, dass du Englisch kannst. mein Deutsch ist sehr limitiert. Ich kenne nur Schimpfwörter.
Lass hören!
Hmm, jetzt weiß ich sie leeeider grad nicht mehr (lacht).
Na gut, dann auf Englisch und ohne Schimpfwörter: Deine neue Netflix-Serie dreht sich wieder um Vampire. Was fasziniert dich daran?
Ich liebe dieses Genre. Es bietet eine so gute Plattform, um Geschichten zu erzählen, seien das sozial relevante Stories, emotionale oder lustige. Das Thema übersteigt und verbindet Zeit und Generationen, kann auch düster sein, sexy oder gefährlich. Und das Vampir-Genre war halt echt immer sehr gut zu mir.
Inwiefern?
Ich durfte über acht Jahre lang, die spannende Rolle des Damon Salvatore spielen. Er war so lustig, sexy und gefährlich, wie eben beschrieben. Aber er war auch ein Arschloch und wurde trotzdem von allen geliebt, denn er hatte diese gewisse Verletzlichkeit an sich. Ich denke, er ist einer der best-geschriebenen Charaktere, die es gibt – und ich sage nicht best-gespielt, aber definitiv best-geschrieben. Wobei ich, als das Angebot kam, wieder in einer Vampir-Serie zu spielen, natürlich Zweifel hatte, schon wieder so was Ähnliches zu machen.
Dann hast du dich aber doch dazu entschlossen?
Offensichtlich. Als mir mein Team die Show vorschlug, dachte ich erst, das sei garantiert Karriere-Selbstmord. Aber diese fünfteilige Buchreihe und die Graphic Novel, auf denen „V Wars“ basiert, hat mich schon fasziniert und schließlich meinte auch meine Frau, dass das eine tolle Möglichkeit ist, meine Fähigkeiten, die ich mir bei „The Vampire Diaries“ hatte aneignen können, wieder auszupacken. Sie hatte recht. Sie hat immer recht. Das ist das Mühsame an Ehefrauen, die haben immer recht (lacht). Aber meistens hilft’s im Leben. Sie meinte, es ist nichts Verwerfliches daran, ein Genre gut zu kennen und darin zu bleiben. Klar, arbeite an deinen Schwächen, aber schöpfe doch deine Skills auch richtig aus.
Diesmal musst du deine Vampir-Skills aber auf der Seite der Jäger anwenden, hat Damon einen Tipp für Dr. Swann?
Tatsächlich sieht es am Anfang so aus, als wäre Dr. Swann auf der Jäger-Seite. Aber das ist er eigentlich gar nicht, denn es geht ihm gar nicht darum, die Vampire zu jagen und zu töten: Er ist Forscher und Arzt und will einen Weg finden, die Menschheit von dieser Vampir-Pandemie zu retten. Er erkennt, dass die Infizierten nicht getötet werden sollen, sondern geheilt. Er ist eher ein Held als ein Jäger.
Was macht denn einen Helden für dich aus?
Die Power, dass alles um ihn oder sie herum eine positive Wirkung hat. Dr. Swann ist Wissenschaftler und Vater und für mich sind alle guten Väter und Wissenschaftler die Real-Life-Superheros, von denen wir noch viel mehr brauchen auf der Welt.
Aber weil wir wissen, dass die Menschen, die sich eine Serie anschauen, noch außergewöhnlichere Superhelden wollen, haben wir Swann auf eine unglaubliche Reise mit riesigen Hindernissen geschickt, die es nun zu überwinden gilt. Der Dr. Swann, den wir am Anfang kennenlernen, ist ein komplett anderer als der Dr. Swann in der letzten Episode. Und in der zweiten Staffel geht’s dann nochmal richtig ab…
Da wirst du auch wieder als Produzent mitwirken?
Genau. Ich war ja schon bei den letzten Staffeln von „The Vampire Diaries“ als Produzent tätig, aber bei „V Wars“ bin ich zum ersten Mal Executive Producer. Ich liebe es!
Wie ist das für dich, gleichzeitig zu schauspielern und auch Producer zu sein?
Schon anstrengend, aber wenn du zu 100 Prozent vorbereitet und über alles informiert bist, geht das schon. Als Lead Actor hast du genauso wie der Produzent, Interesse daran, dass der Zeitplan eingehalten wird. Von dir hängt es ab, du musst deine Szenen rechtzeitig abliefern. Aber als Produzent hast du noch alle anderen Verantwortungen, du musst wissen was zu tun ist, wenn das Wetter wechselt, wenn ein Schauspieler zu spät kommt, wenn eine Kamera mal spinnt – und du musst selbstverständlich eine inspirierende und wohlwollende Arbeitsatmosphäre schaffen. Ich bin froh, dass ich das bei „The Vampire Diaries“ bereits üben konnte.
Aber jetzt hast du auch noch ein Töchterchen. Wie bringst du alles unter einen Hut?
Eine Zeit lang habe ich so hart gearbeitet, dass ich im Krankenhaus landete. Natürlich, meine Frau ist ein Gangster in Familiensachen, sie sorgt sich so gut für unser Baby. Aber nur ich kann ihr ein Vater und entsprechend Vaterfigur sein, deshalb will ich auch 150 Prozent für die Familie geben. Ich will unbedingt lernen, eine richtig gute Work-Life-Balance zu finden.
Wie findest du jetzt schon Balance?
Ich achte sehr darauf, gesund zu essen, mich genug zu bewegen, immer positiv und dankbar zu denken. Oder ich mache eine 10-Minuten-Meditation im Auto oder sitze einen Moment einfach ruhig im Trailer, wenn das Baby schläft. Und schlafen, wann immer es geht. Ich könnte wahrscheinlich auf Beton schlafen.
Puh, ein echtes Geschenk!
Du könntest das bestimmt auch. Das musst du nur trainieren. Es ist eine alte Militär-Technik, bei der dein Körper, kaum liegt er horizontal, in einen Ruhezustand kommt. Du musst nur lernen, schnell rein und raus zu kommen.
Deine Frau Nikki Reed spielt auch eine kleine Rolle in „V Wars“ – wie wirkt sich die Beziehung auf euer Acting aus?
Es macht es umso besser. Nikki ist so ein Energiebündel und ich liebe es, mit ihr vor der Kamera zu stehen. Sie wollte nur eine kleine Rolle, da sie selber auch enorm viel neben der Schauspielerei macht. Sie kommt ans Set, liefert mal schnell eine wahnsinnige Performance, dann cut, sie drückt alle schnell und verschwindet wieder. Dieses Spektrum ihrer Talente zu sehen, ihre Fähigkeit, zwischen den Rollen als Schauspielerin, Mutter und Firmenleiterin hin und her zu switchen, das ist einfach nur magisch.