Kommentar: „Die Oscars sind tot, lang leben die Oscars!“

Das Bild ging umher wie ein Laubfeuer: Will Smith gibt dem Host und Comedian Chris Rock eine deftige Backpfeife, nachdem dieser einen Witz auf Kosten von Jada Pinkett Smith gemacht hat. Das ist aber auch alles, was man von der diesjährigen Verleihung der „Academy Awards of Merit“ mitgenommen hat.

So wissen vermutlich noch die wenigsten, mit welchem Film sich Will Smith ins Rennen um die goldenen Männlein gemacht hat: „King Richard“, klingelt da was? Neben ihm wurden übrigens viele weitere Kunstschaffende für ihre Arbeit im Filmsektor ausgezeichnet – erinnern werden wir uns trotzdem nur daran, wie Will Smith auf die Bühne gegangen ist und dem Host eine gepfeffert hat.

Hat Will Smith damit jetzt offiziell die Oskars gekillt? Könnte man zumindest meinen: Sein Wutausbruch hat den gesamten Abend überschattet und den Leuten, die eigentlich im Rampenlicht hätten stehen sollen, den Wind aus den Segeln genommen. Damit würden wir den Oscars jedoch unterstellen, dass sie überhaupt noch irgendeine Strahlkraft besitzen – was sie nicht wirklich tun.

Die Show, nach der niemand gefragt hat

Seit Jahren fühlt es sich schon so an, als ob die eigentlichen Preisverleihungen im Hintergrund stattfinden würden: Hier und da hört man von den Gewinner*innen, in seltenen Fällen sieht man sogar kurze Clips im Netz herumschwirren. Die Oscars schaffen es irgendwie immer wieder, noch weniger Vorfreude zu generieren als im Vorjahr. Ich kann nicht einmal wirklich sagen, ob es an den Filmen liegt, weil ich mich kaum an einen der Filme erinnern kann!

Für ein Event, bei dem man die besten Filme auszeichnen und die kreativen Köpfen hinter den Meisterwerken in den Fokus rücken will, ist das mehr als kontraproduktiv. Stattdessen sind sie Oscars zur Party geworden, bei der die Superreichen einen ganzen Abend lang den moralischen Kompass spielen, Appelle aussprechen und sich selbst für ihre ach so progressive Haltung feiern. Hollywood ist gut darin, sich selbst zu überschätzen: Das fällt umso mehr auf, weil oft nicht mehr Filme, sondern gesellschaftliche Themen im Mittelpunkt stehen. Das ist auf Dauer einfach nur ermüdend.