Paar im Bett

People Pleaser zerstören Beziehungen: Warum ständige Anpassung toxisch wird

People Pleaser tun alles, um anderen zu gefallen, doch dabei verlieren sie sich oft selbst. Dieses Verhalten wirkt sich nicht nur auf das eigene Wohlbefinden aus, sondern auch auf Beziehungen. Wenn man stets versucht, dem Partner alles recht zu machen, entwickelt sich die Beziehung nicht weiter – und irgendwann wird es toxisch. Die Berliner Psychologin Anna Wilitzki spricht in einem Interview mit der WELT über die Dynamik von People Pleasing und erklärt, wie dieser Kreislauf durchbrochen werden kann.

Der Anfang scheint harmlos

Am Anfang einer Beziehung sei es normal, dass man sich anpasst, erklärt Wilitzki. Menschen wollen gefallen, besonders in der ersten Phase, in der die Schmetterlinge im Bauch flattern. Doch wenn diese Anpassung aus tief verwurzelten Ängsten oder vergangenen Erfahrungen herrühre, werde es problematisch. Besonders gefährlich ist es, wenn Machtverhältnisse entstehen. Der Partner des People Pleasers gewöhne sich daran, dass alles nach seinen Wünschen läuft – oft ohne es böse zu meinen. Mit der Zeit könnte das jedoch ausgenutzt werden.

Eine einseitige Dynamik

Der People Pleaser selbst leide darunter, erklärt Wilitzki weiter. Er hat das Gefühl, nur gemocht oder geliebt zu werden, wenn er sich immer anpasst und dem Partner keinen Widerstand bietet. Dies erschwert es dem People Pleaser, eigene Wünsche zu äußern, aus Angst, abgelehnt zu werden. Die ständige Anpassung führt dazu, dass sich eine ungesunde Dynamik in der Beziehung entwickelt.

Wie entsteht People Pleasing?

Viele Menschen, die zu People Pleasing neigen, haben dieses Verhalten bereits in ihrer Kindheit erlernt. Eine ihrer Klientinnen habe sich schon als Kind an ihre Mutter angepasst, um deren Liebe nicht zu verlieren. so Wilitzki. Diese Verhaltensweise zieht sich dann durch das ganze Leben, so auch durch romantische Beziehungen. Anfangs funktioniert das gut – People Pleaser finden schnell Freunde und Partner. Doch langfristig würden ihre Beziehungen laut der Psychologin oft scheitern, weil sie ihre eigene Identität verlieren.

Fehlende Authentizität als Beziehungskiller

Eine Beziehung kann nur dann wirklich wachsen, wenn beide Partner authentisch sind. Doch People Pleaser geben sich selbst auf, um den Partner glücklich zu machen. Sie passen sich ständig an, ohne eigene Ideen oder Wünsche in die Beziehung einzubringen. Dies führt dazu, dass nur der Partner sich weiterentwickelt, während der People Pleaser einfach mitgezogen wird. Das wird auf Dauer langweilig und frustriert beide. Oftmals ist das der Grund, warum Beziehungen von People Pleasern scheitern oder in eine Affäre führen.

People Pleasing und die Auswirkungen auf das Sexleben

Auch das Sexleben leidet unter dieser Dynamik. Wilitzki berichtet, dass People Pleaser keine eigenen Wünsche äußern, was dazu führt, dass das Sexleben stagniert. Der Partner kann das Gefühl bekommen, dass nichts Neues mehr passiert, und das kann schnell zu Langeweile führen. Besonders heikel ist es, weil Sexualität ein sehr sensibles Thema ist. Wenn People Pleaser Angst haben, ihre Bedürfnisse zu äußern, schweigt oft auch der Partner.

Selbsterkenntnis als erster Schritt

People Pleaser sollten sich fragen, ob sie noch wissen, was sie selbst wollen. Wilitzki empfiehlt, sich bewusst zu machen, ob man in der Beziehung immer nur den anderen glücklich machen möchte oder ob das eigene Verhalten wirklich aus den eigenen Bedürfnissen herauskommt. Sie betont, dass es wichtig sei, die eigene Identität zu wahren, um eine gesunde Beziehung führen zu können.

Wie kann man das Thema ansprechen?

Viele Partner merken erst spät, dass ihr Partner ein People Pleaser ist. Häufig äußert sich dies in Frustration, weil der Partner keine eigenen Vorschläge macht oder keine eigenen Wünsche hat. Wilitzki rät, das Thema in einem ruhigen Moment anzusprechen, um dem People Pleaser Raum zu geben, sich zu öffnen. Ein ruhiges Gespräch sei der beste Weg, um das Problem zu erkennen und gemeinsam zu lösen.

Der Weg zur Veränderung

Die Veränderung eines tief verankerten Verhaltensmusters wie dem People Pleasing ist schwer, gibt Wilitzki zu. Es erfordert viel Geduld und kleine Schritte. Eine Möglichkeit, diesen Kreislauf zu durchbrechen, ist es, alltägliche Aufgaben gerecht zu verteilen und gemeinsame Entscheidungen im Wechsel zu treffen. So kann der People Pleaser lernen, eigene Wünsche und Bedürfnisse zu äußern, ohne Angst vor Ablehnung zu haben.

Wenn People Pleasing toxisch wird

Nicht immer ist People Pleasing harmlos. In manchen Fällen kann es zu einer toxischen Beziehung führen, insbesondere wenn der Partner das Verhalten bewusst ausnutzt. Wilitzki warnt, dass es schwierig ist, aus einer solchen Beziehung herauszukommen, da People Pleaser oft isoliert sind und keine Freunde mehr haben, denen sie sich anvertrauen könnten. In extremen Fällen hilft oft nur eine Trennung, um den Teufelskreis zu durchbrechen.

Ein neues Gleichgewicht schaffen

Wenn der People Pleaser es schafft, seine Rolle zu ändern, kann dies auch für den Partner eine Herausforderung sein. Dieser müsse laut Wilitzki lernen, die neue Dynamik zu akzeptieren und seine eigene Unsicherheit zu überwinden. Eine gesunde Beziehung sei nur dann möglich, wenn beide Partner Raum für ihre eigene Entwicklung haben. Nur so kann die Beziehung langfristig wachsen und sich weiterentwickeln.

Bild: Pexels; CC0-Lizenz