People Pleasing: Der Drang, allen gefallen zu wollen
Ich denke, es ist ein ganz natürlicher, menschlicher Instinkt, anderen gefallen zu wollen, sich selbst von seiner besten Seite zu präsentieren. Es ist sogar eine sehr positive Eigenschaft, wenn die Gefühle von anderen eine große Rolle in deinem eigenen Leben spielen, denn das bedeutet schließlich lediglich, dass du eine sehr fürsorgliche Person bist – oder? Schwierig wird es dann, wenn deine eigenen Gefühle und Bedürfnisse in den Hintergrund geraten, bis sie schließlich ganz verschwinden. Dann bist du ein People Pleaser – ein Mensch, der allen gefallen will.
People Pleasing? Was soll das sein? Zu Deutsch bedeutet der Begriff: „Menschen gefallen“. Der Ausdruck beschreibt also ein Verhaltensmuster, bei dem Betroffene einen unterbewussten Drang verspüren, die Erwartungen von anderen zu erfüllen, auch wenn sie dabei selbst auf der Strecke bleiben. Je mehr du dich jedoch darin verlierst, dich an andere Menschen, deren Gewohnheiten und Vorlieben anzupassen, desto weniger bist du du selbst. Du verlernst die Fähigkeit, authentisch zu sein. In einsamen, stillen Momenten fragst du dich dann: Wer bin ich eigentlich wirklich? Welche Version von mir selbst entspricht der Wahrheit? Oder gibt es diese Version überhaupt nicht?
Woher kommt People Pleasing?
Wenn du dich selbst in dieser Beschreibung wiedergefunden hast, dann fragst du dich jetzt sicherlich, woher kommt denn bloß dieses Gefühl? Wie fast alle angelernten Verhaltensmuster findet sich der Ursprung von People Pleasing in der Kindheit. Als Kind hat man verschiedene Bezugspersonen wie beispielsweise den eigenen Vater oder die eigene Mutter. Wenn jetzt eine Bezugsperson dazu neigt, schnell die Beherrschung zu verlieren und auszurasten, kann es möglich sein, dass man sich stark an die Gefühlswelt der Bezugsperson anpasst, um solche Ausbrüche zu verhindern. Schlussendlich werden deine eigenen Emotionen und Bedürfnisse aus Angst vor einem Fehltritt und der darauffolgenden Konsequenzen verdrängt und man selbst passt sich an. Dieser Zustand kann sich im Laufe des Lebens durch prägende Begegnungen verstärken. Wenn man sich selbst immer wieder in solchen Machtstrukturen wiederfindet wie in der Auseinandersetzung mit strengen Lehrer*innen, einem toxischen Freundeskreis oder narzisstischen Vorgesetzten, kann sich die bestehende Psychostruktur des People Pleasers verfestigen.