Ein Vater und seine Tochter geben sich ein High Five. Bild: Pexels

So prägen Väter ihre Töchter – ein Leben lang

Fast immer sind es die Mütter, die mit der Entwicklung von Kindern in Verbindung gebracht werden. Neue Studien zeigen jedoch, dass auch das Verhalten der Väter eine wesentliche Rolle spielt – und den Lebensweg ihrer Töchter weit über die ersten Jahre hinaus beeinflussen kann.

Als Kind hatten die meisten von uns vermutlich eine völlig andere Vorstellung von ihrer Zukunft, als es heute der Fall ist: Ebenso wie Interessen und Vorlieben ändern sich auch Berufswünsche und Lebenspläne im Laufe der Zeit. Trotzdem wird der Grundstein für unsere spätere Laufbahn oft schon in jungen Jahren gelegt – und zwar durch unsere Väter. Wer als Frau in einem eher männlich konnotierten Berufsfeld arbeitet, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit in einer egalitär geprägten Familie aufgewachsen. Wenn Väter sich nicht allein aufs Geldverdienen konzentrieren, sondern auch im Haushalt und in der Kinderbetreuung mit anpacken, hat dies einen positiven Einfluss auf die Zukunft ihrer Töchter: Sie werden weniger stark mit traditionellen Geschlechterrollen konfrontiert und entwickeln daraus häufig einen intensiveren Wunsch nach beruflicher Selbstverwirklichung. Bewiesen hat dies eine Studie der University of British Columbia. Die beteiligten Forscher*innen kamen hierbei ebenfalls zu dem Schluss, dass die Einstellung der Väter lediglich die Berufswahl von Töchtern tangierte – der spätere Karriereweg der Söhne blieb hingegen unbeeinflusst.

Die Beziehung zum eigenen Vater scheint im Leben einer Frau also eine wichtigere Rolle zu spielen, als ursprünglich angenommen. Diese Erkenntnis hält erst allmählich Einzug in die Wissenschaft, standen doch lange Zeit die Mütter im Zentrum der Entwicklungspsychologie und Kindheitsforschung – schließlich waren sie auch diejenigen, die primär für ihre Kinder verantwortlich waren. Mittlerweile kommt es jedoch zu einem stetigen, wenn auch langsamen Wandel der klassischen Familien- und Geschlechterstruktur: „Neue Väter“ lautet das Stichwort. Die heutige Papa-Generation reserviert nicht nur das Wochenende für ihre Kinder, sondern bespaßt, bekocht und betreut diese beinahe im selben Umfang wie ihre Partnerinnen. So lautet zumindest die Theorie – die Realität ist aktuell noch eine andere, wie verschiedenste Studien und Erfahrungsberichte nahelegen. Dennoch lässt es sich kaum leugnen, dass sich das Vaterbild im 21. Jahrhundert drastisch verändert hat und Väter heutzutage eine andere Position im Leben ihrer Kinder einnehmen als noch vor fünfzig oder hundert Jahren. Dementsprechend orientiert sich auch die Forschung neu – seit den 1980er Jahren gewinnt die Untersuchung von väterlichen Lebenswegen und Beziehungen zunehmend an Bedeutung.