So prägen Väter ihre Töchter – ein Leben lang
Vaterfiguren beeinflussen nicht nur die Berufswahl ihrer Töchter – auch im Bereich der Partnerschaften ist ihre Einwirkung nicht unerheblich. Als erster Mann im Leben vieler Frauen prägt unser Vater das Bild, welches wir von Männern im Allgemeinen haben. Frauen, die von ihrem Vater als Kind unterstützt, wertgeschätzt und ermutigt wurden, führen in der Regel glücklichere Beziehungen. Hatte man hingegen kein gutes Verhältnis zu seinem Vater, kann dies auch das Liebesleben sowie den Umgang mit anderen Männern negativ beeinträchtigen. Unter Umständen führt dies zu dem Phänomen, welches im küchenpsychologischen Sprachgebrauch gern als „Daddy Issues“ bezeichnet wird. Ein sogenannter Vaterschaftskomplex, nach dem betroffene Frauen in ihren Partnern ein Abbild des eigenen Erzeugers suchen – mitsamt potenziell negativer Charakteristika -, tritt in der Realität jedoch vergleichsweise selten auf.
Doch wie kommt es eigentlich dazu, dass die Vaterbeziehung sich vor allem auf Töchter, nicht aber auf Söhne auswirkt? Laut der Psychologin Inge Seiffge-Krenke hat dies unter anderem mit den grundlegenden Charakterzügen der Kinder und Elternteile zu tun. Väter vermittelten häufiger Werte wie Durchhaltevermögen, Ehrgeiz, Selbstständigkeit und Vertrauen in die eigene Kompetenz. Mütter hingegen fokussierten meist stärker auf intensive Gespräche und Auseinandersetzungen mit den eigenen Gefühlen – ein durchaus begrüßenswerter Ansatz, der jedoch nicht selten in innerer Unruhe der Sprößlinge resultiert. Da Mädchen während der Pubertät ohnehin unter einem höheren Stresslevel und stärkeren Selbstzweifeln leiden als Jungen, kommt ihnen die lösungsorientierte Unterstützung ihrer Väter besonders zugute: Die Bindung zwischen beiden Akteuren wird gestärkt.
Bedeuten diese Erkenntnisse nun, dass Mädchen, die ohne Vater aufwachsen, prinzipiell schlechter dran sind? Nein, auf keinen Fall. Wichtig ist lediglich, dass es im Leben des Kindes eine Vaterfigur gibt, welche die entsprechenden Aufgaben übernehmen kann. Ob dies der Großvater, ein Onkel, ein Familienfreund oder sogar eine weitere Mutter ist, tut erst einmal nichts zur Sache. Der Psychologe Andreas Eickhorst weist in diesem Kontext darauf hin, dass „typisch männliche“ Eigenschaften nichts mit dem Geschlecht einer Person, sondern vielmehr mit erlernten Rollenmustern zu tun haben. Väter verfügen nicht von Natur aus über die oben genannten Charakteristika, sondern erlernen diese in Folge ihrer Sozialisation und Persönlichkeitsentwicklung – wenn sie wollen, können Frauen ihre Kinder demzufolge genauso sehr bestärken und motivieren wie Väter. Wieder einmal zeigt sich also auch hier: Ein Abrücken von sperrigen Geschlechternormen bietet Vorteile für alle Beteiligten.
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Bildquelle: Monstera on Pexels, CC0-Lizenz